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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Thara hatte nicht einmal mehr Zeit zum Schreien. Der Tentakel zog sie unbarmherzig in die Dunkelheit einer engen Röhre, die steil nach unten führte. Ihr Kopf schlug hart gegen die Wand und das raue Gemäuer, obgleich glitschig vom Schleim, schürfte ihr die Haut ihrer Arme und Hände auf. Ihre Versuche, sich festzuhalten, waren vergeblich – es gab nichts, woran sie hätte Halt finden können...
    Die Rutschpartie durch den Schacht endete jedoch so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Von einer Sekunde auf die nächste befand sich Thara praktisch im freien Fall, der Tentakel tat wenig, den Sturz abzubremsen. Später würde sich Thara an die Augenblicke des Sturzes mit einer seltsamen Klarheit erinnern, als wären sie in Zeitlupe abgelaufen. Sie würde sich erinnern, dass sie sich sicher gewesen war, dass sie jetzt sterben würde, zerschmettert auf dem felsigen Untergrund, ein passend gewaltsames Ende eines kurzen, schmerzvollen Lebens. Und dass sie dabei fast eine gewisse Erleichterung empfand.
    „Beliar…“, flüsterte sie und schloss die Augen.
    Dann schlug sie auf.
    Nicht auf hartem Fels, sondern auf einer weichen, nachgiebigen Oberfläche. Der Aufprall presste ihr zwar die Luft aus den Lungen und ihre Kiefer schlugen schmerzhaft aufeinander, aber als sie die Augen öffnete, stellte sie zu ihrer Verwunderung fest, dass sie noch lebte.
    Noch… Denn der Tentakel hielt sie nach wie vor fest umschlungen und zog sie auf ein unbekanntes Ziel zu.
    Der Untergrund war glitschig wie die Tentakel selbst, aber zugleich fühlte er sich irgendwie ledrig an und drahtige Borsten wuchsen aus ihm empor. Zudem stank es bestialisch. Die Luft war heiß und feucht und so dick, dass man sie beinahe hätte schneiden können, und man konnte meinen, man wäre auf einem ganzen Berg von Fischen, Eiern und Scheiße gelandet, der seit Wochen in der prallen Sonne vor sich hingammelte. Schwerer, süßlicher Fäulnisgeruch vermischte sich mit dem Gestank von Schwefel, Salz, Eiter und Exkrementen zu einem betäubenden, magenverdrehenden Odeur. Selbst Thara, die durch ihre Kindheit im Armenviertel und ihre Sklavenarbeit auf dem Fischmarkt gegenüber schlechten Gerüchen im Normalfall ziemlich unempfindlich war, konnte nicht anders als hustend und keuchend das Wenige, was sie noch an Mageninhalt hatte, hervorzuwürgen.

    Die unwillkürlichen Muskelkrämpfe in ihrem Unterleib und die scharfe Galle in ihrem Hals sorgten allerdings auch dafür, dass die leichte Benommenheit, die sie nach dem Aufprall umfangen hatte, wieder von ihr abfiel. Sie schlug auf den Tentakel ein und versuchte, sich irgendwo festzuhalten, aber noch immer vergeblich. Einmal bekam sie eine der Borsten zu fassen, die wie Grashalme aus dem abstoßend organisch wirkenden Untergrund wuchsen, aber das seltsame Gewächs stellte sich als ebenso scharfkantig heraus wie Klingengras und hinterließ einen tiefen Schnitt in ihrer Handfläche. Den Schmerz nahm Thara in ihrer wachsenden Panik jedoch nicht einmal wahr.
    Der Tentakel zog sich noch enger zusammen und hob Thara in die Höhe. Zu ihrem Entsetzen erkannte sie, wohin die monströse Extremität sie befördern wollte – unter ihr gähnte ein riesiger, kreisrunder Schlund, der dem Maul eines Neunauges gleich mit zahllosen Reihen messerscharfer Zähne gesäumt war und rhythmisch pulsierte, wie in Vorfreude über das bevorstehende Mahl. Der Schlund war mehr als groß genug, um sie einfach im Ganzen zu verschlucken.
    Thara schrie voller Panik und wehrte sich noch heftiger gegen die Umklammerung des Tentakels, doch umsonst. Ihre Kraft reichte einfach nicht aus, sich aus seiner Gewalt zu lösen. In einem letzten, verzweifelten Versuch grub sie ihre Finger in das gallertartig nachgiebige Gewebe des Tentakels und kanalisierte instinktiv, ohne darüber nachzudenken zu schwarzem Feuer geformte Magie direkt in das widernatürliche Fleisch…
    Der Gestank des plötzlich unter ihren Händen brennenden und schmelzenden Gewebes war fast noch schlimmer, als der Geruch, der die Kaverne ohnehin schon erfüllte, und für kurze Zeit hatte Thara das Gefühl, sie müsste an dem öligen schwarzen Rauch ersticken, der sie nach wenigen Augenblicken einhüllte. Dennoch ließ sie nicht locker. Ganz im Gegenteil, sie ließ jegliche Barriere, jeden Rückhalt, der die Magie hätte einschränken können, fallen, und entfachte ein Inferno, dass innerhalb von Sekunden nicht nur den Tentakel einhüllte, sondern sich auf den Leib der gigantischen Kreatur, dem er entwuchs, fortsetzte. Schleimige, lederartige Haut verkohlte und warf Blasen wie kochender Teer, widerliche Flüssigkeiten blubberten aus aufplatzenden Rissen in der Haut hervor.
    Thara spürte, wie die Hitze anfing, ihre eigenen Arme hochzukriechen, wie die Magie, die in sie hineinströmte, sie zu überwältigen drohte. Mit fast schon kalter Ruhe stellte sie fest, dass sie diesen Magiestrom nur noch wenige Augenblicke länger würde aufrechterhalten können, bevor er vollends ihrer Kontrolle entgleiten und sie selbst mit Haut und Haaren verzehren würde. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Sekunden war sie sich sicher, dass sie sterben würde, und zum zweiten Mal fand sie sich damit ab. Es war in Ordnung, und ein dünnes Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen. Es war in Ordnung, zumindest würde sie nicht kampflos sterben. Selbst wenn ihr Mörder nur eine gewaltige, geistlose Abscheulichkeit war, würde sie ihn leiden lassen. Bis zu ihrer letzten Sekunde würde sie ihn leiden lassen…

    Sie fiel.
    Überrascht riss Thara die Augen auf, kurz bevor sie auf der geschwärzten, verkohlten Haut am Ansatz des Tentakels landete, dessen Überreste spastisch in der Luft über ihr zuckten. Es hatte sie losgelassen, im letzten Moment hatte es sie losgelassen – kaum einen halben Meter von dem pulsierenden, schmatzenden Riesenmaul entfernt, das ein dumpfes Dröhnen von sich gab. Brüllte es vor Schmerz? Vor Wut? Wegen irgendetwas völlig anderem?
    Rauch stieg unter ihren Händen auf, die noch immer von schwarzem Feuer umhüllt waren und sich in die bereits verbrannte Haut des Monstrums schmolzen. Thara biss die Zähne aufeinander und konzentrierte sich auf die Magie, die noch immer durch ihren Geist und ihren Körper floss. Der Damm aus purer Willenskraft, mit dem sie die magischen Energien in Bahnen lenken konnte, war fast gebrochen – fast. Alles andere, selbst das Gebrüll des Monsters, ausblendend gelang es ihr, den Damm wieder zu schließen, Millimeter für Millimeter. Der reißende Strom der Magie wurde ein Fluss, ein Bach, ein Rinnsal… und endlich stoppte er.
    Erschöpft brach Thara zusammen. Sie spürte nur noch ein Verlangen – Schlaf. Am liebsten wollte sie schlafen, einfach schlafen und nie wieder aufwachen...
    Ein Beben, das durch den Körper des gewaltigen Monstrums ging, und lautes Zischen und Gurgeln holten Thara jedoch rasch wieder in die Gegenwart zurück. Der bleiernen Erschöpfung zum Trotz rappelte sie sich auf alle Viere und brachte kriechend Abstand zwischen sich und den grauenerregenden Schlund.

    Unterdessen schien es, als habe ihr magischer Angriff die Bestie erst richtig aufgeweckt. Der ‚Boden‘, der nichts anderes war als der Körper dieses gigantischen Organismus, wogte auf und ab wie die See im Sturm und Thara glitt immer wieder auf der schleimigen Oberfläche aus. Trotzdem gelang es ihr erstmals, bewusst ein wenig mehr von der Umgebung wahrzunehmen, in der sie gelandet war: Sie befand sich in einer offenbar natürlichen Höhle, die mehrere dutzend Schritte in alle Richtungen maß und von deren Wänden derselbe kalte Mondlichtschimmer ausging, wie sie ihn von anderen Orten in dieser Version des Kastells her kannte.
    Die gesamte Höhle schien von der formlosen Kreatur in Anspruch genommen zu sein, der das Maul und der Tentakel gehörten. Wie Thara nun feststellen musste, waren dies jedoch nur ein Maul und ein Tentakel gewesen von vielen… die noch mehr wurden. Sie konnte zusehen, wie sich Beulen, Eiterpusteln gleich, in der schleimigen Haut bildeten, wuchsen und aufbrachen, aus denen sich neue schwarze Tentakel hervorschlängelten, zuckend, sich kringelnd, tastend… suchend.
    Einer von ihnen klatschte plötzlich neben ihr auf und sie konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen, indem sie sich zur Seite fallen ließ und ein Stück über die glitschige Haut rutschte. Der Tentakel erhob sich wieder und wand sich mal hier hin, mal dort hin. Ein Maul, kleiner als das, in dem sie beinahe verschwunden wäre, aber doch groß genug, dass es sicher in der Lage gewesen wäre, ihr einen Arm oder ein Bein abzureißen, tat sich kaum eine Armeslänge vor ihr auf, und Thara kroch rasch ein kleines Stück rückwärts.
    Die Kreatur veränderte sich immer schneller, immer unvorhersehbarer. Einige der Tentakel zog sie wieder ein, während an anderen Stellen neue hervorbrachen, Mäuler rissen auf und schlossen sich wieder. Thara bekam zwar den Eindruck, dass das Ding ihre Anwesenheit und Position nicht erspüren konnte, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis einer der Tentakel sie erwischte, ein Schlund sich direkt unter ihr auftat oder sie durch die Bewegungen des Organismus einfach in einen hineinbefördert wurde.
    Thara sah sich hektisch um. Sie musste einen Weg aus dieser Höhle finden – und zwar schnell!

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Sollte es das gewesen sein?
    Thara duckte sich, um einem peitschenden Tentakel auszuweichen. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren auf dem rutschigen, sich bewegenden Untergrund. Sie schwankte und taumelte, immer wieder fiel sie hin, kroch, rutschte, rappelte sich wieder auf… Immer auf der Suche nach einem Ausweg.
    Aber die einzigen Wege nach draußen, die sie hatte entdecken können, waren unerreichbar: Öffnungen in der Decke, solche wie die, durch die sie selbst hier hineingeraten war. Thara fragte sich, wo diese Schächte überall herkamen – gab es sie auch im ‚echten‘ Kastell? Während sie über das riesige Tentakelmonster stolperte, war sie immer wieder auf Müll gestoßen – blanke Knochen, zerfledderte Lumpen, Reste zerbrochener Möbel, leere Flaschen, Scherben und jede Menge Dinge, die sie nicht zuordnen konnte, weil es sich nur noch um korrodierte Klumpen undefinierbarer Herkunft handelte. Warfen die Bewohner des Kastells ihren Müll einfach in diese Öffnungen im Boden und das ganze Zeug landete dann hier, wo es von der aufgeblähten Kreatur gefressen wurde?
    Und zählten Menschen auch manchmal zu diesem Müll…?
    Mit dem Geräusch reißenden Fleisches bildete sich neben Thara ein neuer Schlund, der gurgelnd eine Fontaine zähen, gelblichen Schleims ausstieß. Thara warf sich zur Seite und rutschte über die glitschige Haut des Monsters, bis die gegen eine widerliche Pustel stieß, in der sich etwas bewegte – ein im Wachstum begriffener Tentakel, der bald herausbrechen würde. Sie rappelte sich auf, wurde von einem erneuten Beben, das durch den Leib des Ungetüms ging, wieder umgeworfen und brauchte einen weiteren Versuch, bis sie wieder unsicher auf den Beinen stand.
    Thara wischte sie sich die Haare aus dem Gesicht, die, voll mit stinkendem Schleim, an ihrer Haut klebten, und setzte ihre verzweifelte Suche nach einem Ausweg fort. Aber wo sie auch hinblickte, sie sah nur die raue, silbrig schimmernde Höhlenwand, und ihre Hoffnung schwand zusehends.

    Aber – was war das? Hatte sie sich getäuscht, oder wirkte das Licht dort drüben tatsächlich anders? Nicht das kalte Mondlicht, sondern ein wärmeres, eher grünliches Leuchten. Sie machte ein paar unsichere Schritte in Richtung des Lichtes und stieß unwillkürlich einen seltsam quiekenden Laut aus – zum Glück hörte sie niemand, sonst hätte derjenige wohl angenommen, dass sie sich endgültig von den letzten Resten geistiger Gesundheit verabschiedet hätte. Tatsächlich war es die unbeschreibliche Freude und Erleichterung darüber, dass sie wirklich einen Ausgang gefunden hatte! Das grüne Leuchten drang aus einem Raum hervor, der hinter den Resten einer zerborstenen Tür lag, die aussah, als wäre sie von einem Rammbock zertrümmert worden.
    Thara wollte losrennen, was dazu führte, dass sie ausrutschte und wieder einmal bäuchlings hinklatschte. Das Monster stieß im selben Moment ein dröhnendes Brummen aus, sein ganzer aufgeblähter Leib zitterte und Thara rutschte ein Stück in genau die falsche Richtung. Sie biss die Zähne zusammen und kroch vorwärts, versuchte es mit kleinen, froschartigen Hüpfern, als das Monster sich erneut regte, wurde aber wieder und wieder in eine andere Richtung geworfen.
    Erneut machte sich Verzweiflung in Thara breit. Da hatte sie den Ausweg vor Augen, konnte ihn aber nicht erreichen! Das Riesenmonster zuckte und waberte und es war, als würde seine Oberfläche Wellen schlagen, denen sie wegen des rutschigen Schleims, durch den sie kaum Halt fand, hilflos ausgeliefert war. Sie brauchte irgendetwas, womit sie sich Halt verschaffen konnte…
    Ihr Blick fiel auf ein Stück Holz – ein altes Stuhlbein vielleicht, jedenfalls war es in etwa so lang wie ihr Arm und an einem Ende abgebrochen und gesplittert. Es lag gerade so in ihrer Reichweite.
    Thara packte das Stuhlbein und kroch wieder in die Richtung, in der sie den Weg nach draußen vermutete. Als das Monstrum sich erneut regte und sie wegzurutschen drohte, rammte sie das Holzstück mit all ihrer bescheidenen Kraft mit dem geborstenen Ende voran in die schleimige Haut. Es durchstieß die Oberfläche erstaunlich leicht. Eine viskose, grünlich-gelbe Flüssigkeit, die von Konsistenz und Farbe her an Eiter erinnerte, sickerte aus der Wunde hervor und verströmte einen beißenden Gestank, der Thara die Tränen in die Augen trieb. Dennoch gelang es ihr, sich mit Hilfe dieses ‚Ankers‘ an Ort und Stelle halten.
    Allerdings schien das Monster die Verletzung zu bemerken. Erst einer, dann zwei Tentakel zuckten in ihre Richtung und Thara musste sich mit einem Satz in Sicherheit bringen, bevor sie erwischt wurde. Sie beeilte sich, voranzukommen, solange das Monster halbwegs ruhig war, und stieß wieder das Stuhlbein in die nachgiebige Haut, als es sich erneut regte, gerade lange genug, um sich festzuhalten, aber nicht so lange, dass die unweigerlich heranpeitschenden Tentakel sie zu fassen bekamen.
    Es war ein erschöpfendes Spiel, bei dem Thara auf die kleinsten Regungen ihres gewaltigen Kontrahenten achtgeben musste – ihre einseitige Blindheit machte das nicht gerade einfacher – und keine Sekunde zu spät reagieren durfte. Aber sie weigerte sich, aufzugeben, schleppte sich weiter voran, Stück für Stück. Endlich konnte sie den rettenden Ausgang wieder sehen, was ihr dabei half, ihre letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Nur noch wenige Schritte…

    Ein Zucken des monströsen Körpers unter ihr ließ Thara zum wiederholten Male das Gleichgewicht verlieren, aber zumindest rutschte sie diesmal auf ihr Ziel zu und nicht in die entgegengesetzte Richtung. Sie hätte sich direkt darüber freuen können, hätte sie nicht plötzlich bemerkt, dass sich zwischen dem Körper des Wesens und dem Ausgang ein dunkler Abgrund auftat, sicher zwei oder drei Schritte breit. Ein Abgrund, in dem sie gleich verschwinden würde, wenn sie ihre Rutschpartie nicht abbremsen konnte!
    Sie hielt das abgebrochene Stuhlbein schräg nach unten vor sich, so dass ihr eigenes Momentum die geborstene Spitze tief in die Haut des Monstrums trieb. Der Schwung trug sie noch weiter, aber sie hielt sich fest und wurde dadurch herumgewirbelt – und ihre Füße hingen auf einmal in der Luft…
    Thara versuchte, sich wieder hochzuziehen, aber hatte kaum noch Kraft übrig. Mit steigender Panik spürte sie, wie sich zudem langsam ihr Griff um das Stuhlbein zu lösen begann. Mit den Beinen strampelnd versuchte sie, irgendwo Halt zu finden, aber ihre Zehen glitten jedes Mal von der schleimbedeckten Monsterhaut ab.
    Plötzlich fegte ein Tentakel über Thara hinweg, riss das Stuhlbein heraus, traf sie ins Gesicht und schleuderte sie fort. Mit einem verzweifelten Schrei stürzte das Mädchen in den Abgrund, der allein es noch von der Hoffnung auf Rettung getrennt hatte.

  3. Beiträge anzeigen #43 Zitieren
    Provinzheld Avatar von Thara
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Tharas Schrei wurde jäh erstickt, als sie sich plötzlich unter Wasser wiederfand. Brackige, abgestandene Flüssigkeit drang ihr in Mund und Nase und in ihre Lunge, als sie reflexartig Luft holen wollte. Stechender Schmerz explodierte in ihrem Brustkorb, als hätte ihr jemand einen Dolch zwischen die Rippen gerammt.
    Ich kann nicht mehr atmen, schoss es ihr durch den Kopf und Panik ergriff von ihr Besitz. Wild rudernd versuchte sie, die Wasseroberfläche zu erreichen, hatte jedoch sämtliche Orientierung verloren – sie konnte nicht einmal mehr sagen, wo oben und wo unten war, und es war reines Glück, dass ihr Kopf dennoch einen Moment später durch die Oberfläche brach. Gierig sog die die Luft ein, bevor sie wieder unter Wasser verschwand. Sie schlug wild um sich, kämpfte sich erneut an die Oberfläche, aber wieder konnte sie sich nur wenige Augenblicke lang oben halten, bevor sie wieder in der stinkenden Brühe unterging. Schwimmen gehörte zu den vielen Dingen, die sie nie gelernt hatte…

    So sehr sie auch dagegen ankämpfte, Thara versank immer tiefer. Der Sauerstoffmangel ließ schwarze Flecken vor ihren Augen tanzen und ihre Bewegungen wurden immer schwächer.
    Gib einfach auf, sagte ihr eine innere Stimme, lass los, dann ist es endlich vorbei.
    Aber diesmal weigerte sich Thara, auf diese Stimme zu hören. Diesmal würde sie sich nicht mit dem Gedanken an den Tod abfinden! Sie war zu weit gekommen, die Rettung zu nah, als dass sie jetzt aufgeben würde. Sie würde kämpfen, solange noch ein Funken Leben in ihr war!
    Plötzlich spürte sie festen Boden unter ihren Füßen und stieß sich sofort mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, ab. Einen Augenblick später kam ihr Kopf wieder über dem Wasser zum Vorschein und sie rang mit weit aufgerissenen Augen nach Luft, während sie mit den Armen um sich schlug. Durch Zufall bekam sie etwas zu fassen, das sich wie eine Eisenstange knapp unter der Wasseroberfläche anfühlte. Sie packte zu und hielt sich daran fest, als würde ihr Leben davon abhängen – was es tat…

    Der unvermutete Halt ermöglichte es Thara, über Wasser zu bleiben und langsam wieder zu sich zu kommen, während sie gierig die Luft in ihre stechenden, rasselnden Lungen saugte. Trotzdem war ihre Lage alles andere als großartig. Kaum einen Schritt von ihr entfernt türmte sich über ihr der amorphe Leib des Monsters auf, der sich noch immer rhythmisch aufblähte und wieder zusammenzog, so dass er auch das Wasser um sich herum aufwühlte. Und der Ausgang befand sich ein gutes Stück über ihr. Wie sollte sie nur dort hin gelangen…?
    Einen Augenblick später fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie stieß einen seltsamen, bellenden Laut aus, den kein Zuhörer wohl mit einem Lachen in Verbindung gebracht hätte:
    Sie konnte einfach die Treppe nehmen!
    Das Metallstück, an dem sie sich festhielt, war, wie sie bemerkte, Teil eines Geländers. Vor ihr befand sich wohl eine Art Balkon, der früher vielleicht einen Blick über einen großen Saal geboten hatte – bevor dieser Saal zur Heimat einer formlosen Monstrosität mit unzähligen Mäulern und Tentakeln geworden war. Von dem Balkon aus führten jedoch links und rechts verwitterte Treppen hinauf zu der zerschmetterten Tür und dem Raum dahinter.

    Thara zog sich über das Geländer und schleppte sich die Stufen hoch. Das Monster hinter ihr gurgelte und blubberte, aber seine Tentakel schienen auffällig Abstand zu halten von dem grünlichen Schimmer, der durch das Portal mit der zersplitterten Tür drang. Thara fragte sich nur am Rande, was der Grund dafür sein mochte. Warum sollte sie schließlich nicht auch einmal ein bisschen Glück haben dürfen?
    Als sie den Raum betrat, bemerkte sie einen Moment lang ein elektrisierendes Kribbeln, das durch ihren ganzen Körper ging, und es kam ihr vor, als würden ihre Haare, ihre Fingerspitzen kurzzeitig dasselbe grünliche Licht ausstrahlen, das von dem Raum ausging. Im nächsten Augenblick krampfte sich plötzlich ihr Magen so stark zusammen, dass es ihr die Luft aus den Lungen presste und der Schmerz ihr Tränen in die Augen trieb. Ihre Beine gaben nach und sie stürzte zu Boden, wo sie sich zusammenkrümmte und die schleimige Brühe erbrach, die sie während ihrer unfreiwilligen Tauchgänge verschluckt hatte.
    Mehrere Minuten lang lag Thara keuchend, hustend und würgend da, unfähig, sich zu rühren, während sie in kurzen Abständen von den brutalen Magenkrämpfen geschüttelt wurde.

    Als die Krämpfe nach einer höllischen Ewigkeit endlich nachließen, stemmte sich Thara mühsam in eine sitzende Haltung hoch und blinzelte die Tränen aus den Augen, die ihre Sicht verschleierten. Sie atmete schwer, aber so unangenehm die Erfahrung gerade gewesen war, irgendwie fühlte sie sich… gereinigt. Als ihr Blick auf das ölige Erbrochene fiel, glaubte sie, darin Bewegung zu erkennen. Unzählige kleine, schwarze Formen, wie Kaulquappen…
    Der Anblick allein genügte, dass sich ihr Magen direkt noch einmal umdrehte – aber er war längst leer, und so brachte sie nur noch ein trockenes Würgen zu Stande. Angewidert rutschte Thara ein Stück nach hinten. Als sie noch einmal die Lache ansah, konnte sie allerdings keine Bewegung mehr ausmachen. War es nur Einbildung gewesen? Oder war es dieser Raum, vielleicht das grünliche Leuchten, das wohl irgendeine Art von Magie sein musste – Magie, die das Monstrum aus der Nachbarhalle fernhielt und auch diese… Dinger aus dem Wasser, die sich sonst vielleicht in ihr ausgebreitet und sonst was mit ihr gemacht hätten? Sie wollte gar nicht daran denken.

    Mühsam, sich an einer Wand abstützend, kam Thara auf die Beine und sah sich zum ersten Mal wirklich um. Der grün leuchtende Raum war nicht allzu groß und seitlich ging eine Treppe ab, die nach oben führte. Allerdings verschwand die Treppe schon nach wenigen Schritten in kompletter Schwärze – weder das Leuchten des Raumes, noch der sonst so allgegenwärtige Mondlichtschimmer erhellten die Stufen, was eine ungute Vorahnung in der jungen Magierin auslöste. Irgendwie hatte sie ihre Zweifel daran, dass diese Finsternis Zufall war…
    Gegenüber der Treppe war eine Nische in die Wand eingelassen, in der auf einem kleinen altarähnlichen Sockel eine stilisierte Statue Beliars stand – eine Dekoration, wie sie für das Kastell nicht unüblich war. Auf dem Altar lagen die zerfressenen Reste eines schwarzen Altartuches, in dunkel angelaufenen Kerzenhaltern aus Silber steckten noch die abgebrannten Stummel schwarzer und roter Kerzen.
    Kerzen! Tharas Blick huschte hin und her zwischen den Kerzenstummeln und der Dunkelheit in dem Treppenhaus. Sie würde Licht benötigen, aber diese abgebrannten Reste würden ihr nicht weiterhelfen. Da fiel ihr Blick auf ein zu einem Bündel zusammengeschlagenen Tuch, das am Fuß des Altars lag. Vorsichtig klappte sie den modrigen Leinenstoff auseinander und ein freudiges Lächeln huschte über ihr ausgezehrtes Gesicht. Endlich hatte sie tatsächlich einmal Glück – in dem Bündel befanden sich mehrere Ersatzkerzen für den Altar!
    Thara nahm eine der Kerzen heraus und wickelte die anderen vorsichtig wieder ein, so dass sie sich das Bündel unter den Arm klemmen konnte. Die Kerze hielt sie vor sich und konzentrierte sich. Im ersten Moment geschah nichts, ganz im Gegenteil, Thara hatte fast das Gefühl, sie würde gleich die Besinnung verlieren, so erschöpft war sie – das magische Entzünden einen kleinen Kerzenflamme überstieg beinahe ihre Kräfte.
    Aber nur beinahe. Nach ein paar Sekunden flackerte die Kerze auf. Thara seufzte erleichtert und hob den Kopf. Sie fühlte sich schwach und zerschlagen, es gab kaum eine Stelle ihres Körpers, die nicht schmerzte und sie war so müde, dass sie wohl eine Woche lang hätte schlafen können – aber das alles musste warten, bis sie die anderen wiedergefunden hatte. Bis sie Arzu wiedergefunden hatte…
    Ohne zu zögern erklomm Thara die Treppenstufen und trat in die Dunkelheit.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Perfekte Stille herrschte in der kleinen Kammer. Eine Stille, die nur durch das gleichmäßige Atmen ihrer einzigen Bewohnerin unterbrochen wurde. Arzu saß gegen eine Wand gelehnt, die Beine weit von sich gestreckt und den Kopf gegen den kühlen Stein gedrückt. Das dunkle Loch, in welches Thara gerissen worden war, hatte die Schwarzmagierin stets im Blick. Genauso wie die Tür. Weniger aus Furcht, sondern vielmehr in Ermangelung anderer Dinge. So einsam hatte sich Arzu zuletzt gefühlt, als Yarik dem Monster im Sumpf zum Opfer gefallen war.
    Der Gedanke daran, setzte eine ganze Kette in Bewegung. Überall wohin Arzu ging, verfolgte sie der Tod. Sie selbst blieb stets unversehrt, dafür hatten andere weniger Glück. Die Frauen in Stewark, der Barde Brandon, dann Yarik, Sinistro und nun auch Thara. Statt einer Schwarzmagierin war Arzu vielmehr eine Priesterin des Todes. Würde sie als nächstes diesem Fluch anheim fallen? Oder würde sie jemand auf wundersame Weise aus dieser Misere retten, nur um später auch zu Tode zu kommen?
    Es war eine gefährliche Angelegenheit, allein mit den eigenen Gedanken eingesperrt zu sein.

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Und während Arzu gemütlich in ihrer Zelle saß...

    Schon nach wenigen Schritten fand sich Thara von völliger Finsternis umhüllt. Lediglich der Schein ihrer Kerze spendete ein wenig Licht, um ihre nächste Umgebung zu erhellen, aber es kam ihr vor wie ein Funke in einem Meer aus Dunkelheit. Die Flamme tanzte und flackerte und hin und wieder wirkte es, als würde sie kurz davorstehen, zu verlöschen, was Thara jedes Mal ein wenig in Angst versetzte – denn sie war sich nicht sicher, ob sie noch einmal die Kraft aufbringen konnte, den Docht wieder brennen zu lassen, ausgelaugt und erschöpft, wie sie war…
    Es war still im Treppenhaus. Nichts rührte sich, die einzigen Geräusche wurden von Tharas nackten Füßen auf den rauen, steinernen Stufen verursacht. Die schwarzen Wände waren von einer dünnen Schicht Feuchtigkeit überzogen, die Luft war klamm und es roch nach nassem Gestein.
    Und die Treppe schien nicht enden zu wollen…
    Thara setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen, Stufe um Stufe schleppte sie sich weiter nach oben. Immer wieder musste sie eine Pause einlegen, wobei sie sich jedoch zwang, stehen zu bleiben und sich höchstens gegen die Wand zu lehnten – wenn sie sich hinsetzen würde, dann fürchtete sie, nicht mehr aufstehen zu können. Schweiß rann ihr von der Stirn vor Anstrengung, und dennoch fror sie und zitterte in ihrem nassen Kleid, das an ihrem ausgemergelten Körper klebte und dem noch immer der Gestank des müllfressenden Monsters anhaftete.
    Der Gedanke, sich einfach hinzulegen und die Augen zu schließen, sich der Erschöpfung hinzugeben und zu schlafen, selbst auf die Gefahr hin, nie wieder aufzuwachen, wurde immer verlockender. Aber Thara weigerte sich, dem nachzugeben. Egal wie sie sich fühlen mochte, ihre Situation hatte einen entscheidenden Vorteil: Sie war frei!
    Selbst wenn Meratons Goblins inzwischen wussten, dass sie sich nicht mehr in der Zelle befand, würden sie vermutlich annehmen, dass das Monster sie gefressen hatte. Damit war sie die Einzige, die den anderen vielleicht helfen konnte. Sie musste versuchen, ihre Gefährten zu befreien – Arzu zu befreien! –, und dabei durfte sie keine Zeit verlieren. Denn wer wusste schon, wie lange das Müllmonster wartete, bis es die Zellen erneut auf der Suche nach Beute mit seinen Tentakeln abtastete, oder was die Goblins mit ihren Gefangenen vorhatten? Angetrieben von diesen Gedanken, erklomm Thara weiter die endlose Treppe.
    Stufe… um Stufe… um Stufe…

    Thara hielt inne. Kam ihr das nur so vor, oder war sie an diesem Riss in der Wand schon einmal vorbeigekommen? Unsicher schaute sie hinter sich, aber sie sah nur dasselbe, was sie seit gefühlten Stunden sah: Treppenstufen, und dahinter undurchdringliche Dunkelheit.
    Aber dieser Riss…
    Sie hob die Kerze und nahm ihn genau in Augenschein. Auf den ersten Blick nichts weiter als ein Riss im Gemäuer, wie er in so einer alten Struktur, wie es das Kastell sein musste, nicht unbedingt ungewöhnlich war. Aber die Form, wie er verlief, diese S-artige Krümmung… Thara wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sie genau diesen Riss schon einmal gesehen hatte! Und was war das? Sie trat näher heran und tastete behutsam die Ränder des Spalts ab, bis sie plötzlich etwas weiches, glitschiges spürte und reflexartig die Hand zurückzog. Bewegte sich da etwas in dem Riss? Sie sah noch einmal genauer hin und entdeckte schließlich dünne, schwarze Fäden, die zunächst kaum zu erkennen waren, die sie aber jetzt, wo sie wusste, worauf sie achten musste, fast überall entdeckte. Sie kamen aus dem Riss und zogen sich über die umgebende Wand wie Adern, voller Verästelungen und Verzweigungen. Hier und da bildeten sie kleine Knoten oder Zysten, die hin und wieder zuckten und pulsierten. Sofort kam Thara das Müllmonster in den Sinn – ob diese seltsamen schwarzen Fäden irgendwie ebenfalls Teil dieses Organismus waren?
    Vorsichtig stupste sie eine der Zysten an – und bereute es sofort. Die kleine schwarze Kugel platzte unter der noch so geringen Berührung mit einem leisen, fleischigen Plopp auf und schleuderte ihr eine Wolke feinen Staubes ins Gesicht. Thara hustete und keuchte, als ihr die Partikel in Mund und Nase gerieten. Ihre Augen tränten. Sie taumelte einen Schritt zurück und brauchte einen Moment, bis sie wieder anständig Luft holen und etwas sehen konnte.
    Oh, du dummes Mädchen, nichts anfassen… nichts anfassen!, schalt sie sich selbst, Einfach weitergehen!
    Zum Glück hatte sie es irgendwie geschafft, trotz allem ihre Kerze nicht verlöschen zu lassen, und so beeilte sie sich, von dem Riss und den seltsamen Gewächsen fortzukommen. Weiter die Treppe hinauf, hinauf, hinauf…

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara ist offline
    Es ist nicht derselbe Riss…
    Das kann nicht sein!
    Nicht schon wieder!
    Es ist…

    Thara blieb schwer atmend stehen und starrte unverwandt auf den verfluchten Riss. Als könnte sie ihn durch pure Willenskraft dazu bringen, nicht diese eindeutige, S-förmige Krümmung zu haben, nicht diese kleine, herausgeschlagene Ecke an genau dieser speziellen Stelle... Aber so sehr sie es sich auch wünschte, sie konnte die offensichtliche Tatsache nicht verdrängen:
    Es war derselbe Riss.
    Mindestens zum vierten Mal!
    „Wie?“, winselte sie, „Warum?
    Ihre Kerze war bereits zur Hälfte heruntergebrannt. Immer wieder tropfte heißes Wachs auf ihre Finger, aber das nahm sie kaum noch zur Kenntnis. Sie sah hinter sich, vor sich – die Treppe sah genauso aus wie schon seit Stunden. Einige wenige Stufen in beide Richtungen konnte sie erkennen, und dann nur völlige Dunkelheit.
    Aber wie konnte es sein, dass sie immer wieder an derselben Stelle vorbeikam? War sie in einer Art Schleife gefangen, oder gaukelte ihr das Mondkastell nur etwas vor? Und vor allem – wie konnte sie dem entkommen?
    Thara wusste nicht genau zu sagen, in welchen Abständen der Riss immer wieder auftauchte, aber es war nicht allzu viel Zeit, die jeweils verging. Meist legte sie eine oder zwei kurze Pausen ein, bevor sie den Riss wieder passierte. Waren das fünf Minuten? Zehn? Sie überlegte. Vielleicht war die Schleife… zeitgebunden? Wenn sie es schaffte, schneller zu sein, schneller als die Schleife – vielleicht konnte sie dem Riss gewissermaßen davonlaufen?
    Thara atmete ein paar Mal tief durch, während sie die Zweifel daran zu verdrängen versuchte, dass sie in ihrem Zustand dazu überhaupt noch in der Lage wäre – dann rannte sie los. Zuerst nahm sie sogar jeweils zwei Stufen auf einmal, aber das musste sie nach kurzer Zeit aufgeben. Trotzdem erklomm sie die Treppe nun so schnell sie konnte. Es dauerte nicht lange, bis ihr Atem rasselte wie bei einem alten Sumpfkrautjunkie und es sich anfühlte, als hätte ihr jemand glühende Dolche in die Lungen gestochen, aber sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, nicht anzuhalten. Weiter, weiter, schneller… schneller! Die Treppenstufen flogen geradezu unter ihr weg…
    Und da war der Riss wieder.
    Aber etwas war anders – die schwarzen Fäden, sie waren dicker und zahlreicher geworden! Eine kleine Veränderung und eine, von der Thara nicht so recht wusste, was sie davon zu halten hatte, aber immerhin eine Veränderung, und das genügte ihr. Sie hielt nicht an, lief einfach weiter. Egal wie schwierig es wurde, egal wie sehr ihr Körper dagegen protestierte. Mit einer Hand die empfindliche Kerzenflamme schützend, zwang sie sich, weiter Stufe um Stufe zu nehmen. Ihre Beine wurden immer schwächer, ihre Schritte unsicherer, sie keuchte und rang nach Luft, während ihr Sichtfeld anfing, sich einzuengen – Thara ignorierte all das, blendete es aus. Sie hatte vor langer Zeit schon gelernt, dass ihr Geist und ihr Körper keine Einheit bilden mussten. Wie damals in der kleinen Hütte ihrer Eltern im Armenviertel, wenn die Dinge, die man ihr antat, zu unerträglich wurden, war es, als hätte sie die Grenzen ihrer physischen Existenz hinter sich gelassen und auf den Zuschauerrängen Platz genommen. Ihr Körper war nur noch eine leere Hülle und sie sah sich selbst dabei zu, wie sie, inzwischen mehr taumelnd als rennend, sich weiter die Treppe hochmühte. Der Schmerz und die Erschöpfung waren weit weg, nur dumpfe, beinahe vergessene Gefühle irgendwo im hintersten Winkel ihres entkörperlichten Bewusstseins…
    Der Riss, schon wieder! Aber die seltsamen Wucherungen hatten erneut zugenommen!
    Weiter! Weiter…!
    Schwärze explodierte vor Tharas Augen. Nicht die Dunkelheit um sie herum, sondern schwarze Flecken, die sich wie auslaufende Tinte über ihr Sichtfeld ergossen. Ihre Beine gaben einfach nach und sie knallte mit den Knien auf die Stufen. Sie spürte es kaum noch. Auch ihre Dissoziation konnte sie nicht davor bewahren, dass ihr Körper einfach abschaltete. Es war zu viel gewesen, einfach zu viel.
    Mitten im Lauf verlor Thara das Bewusstsein und rollte die Treppe wieder herunter.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Die Goblins hatten ihre Gefangenen nach ihrem kläglichen Sieg und der Rückkehr ins Mondkastell getrennt. Die kleinen Zellen, in die sie sie geschmissen hatte, weckte ungute Erinnerungen an den Thorniara Kerker, in dem sie viel zu lange gesessen hatte. Die Enge hätte zusammen mit der Finsternis für beklemmende Gefühle sorgen müssen, doch Olivias Gedanken kreisten einzig darum, wie es nun mit ihr weiter gehen sollte. Nie wieder hatte sie sich so ausgeliefert fühlen wollen. Besonders, da ihr wieder die Magie genommen wurde. Also lag es nun an ihr, aktiv eine Entscheidung zu treffen, dieser Situation zu entkommen.
    Vermutlich entschied sie sich für die schlechteste…
    Laut und unerbittlich rief sie nach den Goblins in der Hoffnung einen der Wächter auf sich aufmerksam zu machen. Auch hämmerte sie gegen die feste Tür. Die Handflächen glühten schon bald von den heftigen Schlägen und sie spürte ein Brennen in Hals. Warum bequemte sich denn keiner dieser pockigen, kleinen Kreaturen?
    Als Olivia frustriert die Hände sinken ließ, öffnete sich die Tür. Sie fühlte sich vorgeführt und stemmte verärgert die Hände in die Hüften. Das kleine Männlein, welches nun mit einer flackernden Funzel in der Hand vor ihr stand, wäre ganz nach Fußßies Geschmack gewesen – im wahrsten Sinne des Wortes. Es war leicht untersetzt und besaß eine speckig glänzende Haut. Zu schade, dass der Tausendfüßler nicht in der Nähe war.
    »Was machst du so’n Krach?«, schnarrte der Goblin sie an. »Glaub‘ ja nicht, dass ich dir was zu Fressen gebe.«
    »Mier verlangt es auch gar nicht nach etwas Essbaren«, - Lüge - erwiderte Olivia kühl, »Ich will deinen Herren Meraton sprechen. Ich weiß wie die Artefakte funktionieren!«
    »Waaas? Was laberst du? Der weiß das selber!«, keifte der kleine Goblin zurück. Deutlich war ihm anzusehen, dass er nicht den blassesten Schimmer hatte, wovon die Schwarzmagierin sprach.
    »Wenn dem so wäre, leben wir nicht mehr. Und wenn er erfährt, dass du weißt, dass ich es weiß und ihm nicht sagtest, dass du es weißt, weiß ich, dass du dann auch nicht mehr lange zu leben hast.«
    Eine unangenehme Stille entstand, während der überforderte Kerkerwächter ihre Worte für sich in verständliche Happen zerlegte. Es gab also nicht nur in Thorniara einfach gestrickte Schlusen. Olivia beobachtete geduldig, wie sich seine Lippen beim Denken bewegten, bis er schließlich zu der Erkenntnis kann, dass er nicht die Verantwortung für Dinge tragen wollte, die er nicht verstand.
    »Na gut«, grunzte er und rief schnell drei Kameraden herbei, die nun als Eskorte dienen sollten. In schwere Eisenketten gelegt, trat Olivia vor die Zellentür.
    »Ich brauche die Mädchen!«, wies sie die Goblins an.
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Du gibt’s hier keine Befehle!«
    »Und du wirst Meraton erklären, warum ich es ihm nicht zeigen kann!«
    Grunzend und keifend wurden mehr Ketten und mehr Wachen herbeigebracht.
    Schlussendlich öffnete sich eine weitere, ungastliche Zellentür. Das Licht der Funzel vertrieb die Finsternis in der kleinen Kammer nur langsam. Es fiel wenig schmeichelnd auf eine kauernde Figur, die auf dem Boden der leeren Zelle hockte.
    »Arzu? Wo ist Thara?«

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    Von den eigenen Armen umschlugen, saß die Schwarzmagierin in der Ecke. Immer noch hatte Arzu Tür und Loch genau im Blick. Sie suchte vergeblich nach einem Weg aus der Zwickmühle. Die schwere Tür bekam sie nicht von innen auf und in das Loch - selbst wenn sie es gewollt hätte - passte sie nicht hinein. Vielleicht in einigen Wochen, wenn sie ihre perfekte Figur eingebüßt hätte. Es war in der Tat der Tiefpunkt ihrer bisherigen Reise.
    Dann öffnete sich auf einmal die Tür und Olivia stand im Raum. Im ersten Augenblick wusste Arzu nichts mit dieser neuen Begebenheit anzufangen. Sie hatte sich so sehr darauf fokussiert, wie sie die verflixte Tür aufbekommen könnte, dass ihr diese Tatsache nicht so recht in den Kopf wollte. Schließlich riss sich die Schwarzmagierin zusammen und sprang auf die Beine. Erst jetzt entdeckte Arzu die Goblins hinter Olivia und die schweren Ketten an ihrer Begleiterin. Für einen Moment dachte die Schwarzmagierin darüber nach, ob es sich um eine Finte handelte. Sie traute Olivia immer noch nicht so recht über den Weg. Natürlich hatte sie an ihrer Seite gegen die Schar von Golbins gekämpft. Doch was hieß das schon?
    »Thara?«, wiederholte Arzu argwöhnisch. »Thara ist tot. Sie wurde von dem Monster gefressen.« Sie deutete auf das finstere Loch im Boden. Inständig hoffte die Varanterin, dass ihre Vermutung falsch war. So oder so war es klüger, vor den Golbins - und eventuell auch vor Olivia - die Scharade aufrecht zu erhalten. Wenn Beliar ihnen geneigt war, hatte er das dürre Mädchen geschützt.
    »Wo sind denn die Jungs geblieben?«, fragte Arzu. »Ich dachte, die sind bei dir untergekommen!?«

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    »Nein, sie wurden auch woanders hin verbracht. Nicht schlimm, wie ich denke.«
    Ein Goblin stieß ihr seinen Speer in den Rücken. Also trat sie einen Schritt zur Seite. Zwei Goblins drängten sich an ihr vorbei und hielten auf Arzu zu. Sie trugen Ketten in den Händen. »Die Männer haben ihre Kampfkraft verloren.« Olivia hatte viel von dem, was die Männer im Kampf gesagt hatten, nicht verstanden, doch dass ihre Feuerstöcke ihren Zauber verloren hatten, das konnte sie sich aus dem Kontext erschließen. Zwar besaßen sie kräftige Körper, doch gegen einen Dämon halfen solche bekanntlich wenig.
    »Ich habe den Wachen erklärt, dass wir kooperieren wollen und Megaton die Artefakte erklären müssen, damit er sie verstehen kann. Natürlich eine Lüge, die nur den Zweck verfolgte, uns aus den Zellen zu bekommen«, sagte sie zu der jungen Frau in ihrer Muttersprache, in der Hoffnung, dass sie ihre Herkunft nicht falsch eingeschätzt hatte. »Wir haben nicht viel Zeit uns was zu überleg…«
    »Hey! Kein Gemurmel!« Der Wächter piekte sie dieses Mal mit der Spitze des Speeres. Olivia warf Arzu einen vielsagenden Blick zu.
    »Schade um das Mädchen!«

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    Einen Moment lang starrte Arzu die Frau perplex an. Unter dem grässlichen Aussehen und dem merkwürdigen Geruch verbarg sich etwas Vertrautes. Ausgerechnet hier hatte sie nicht damit gerechnet, auf eine Landsfrau zu treffen. War Olivia etwa auch einst dem Ruf des Kastells gefolgt und von Varant bis hierher gereist? Ein immenser Zufall gewiss. Bis sich Arzu daran erinnerte, dass das Kastell nicht immer auf Argaan gestanden hatte. Vor allem wusste Arzu nicht, wie lange Olivia bereits im Mondkastell verschollen gewesen war. Womöglich lange genug, dass sie einst in Varant den Weg in das andere gefunden hatte. Große Neugierde überkam die Schwarzmagierin. So wie es aussah, hatte jeder Bewohner des Kastells eine merkwürdige Hintergrundgeschichte. Jeder, außer Arzu. Sie kam sich erschreckend normal vor.
    »Möge sich Beliar ihrer annehmen!«, antwortete Arzu. Ohne Widerstand zu leisten, ließ sich die Schwarzmagierin ebenfalls in Ketten legen. Die Goblins waren zwar tumbe Wesen, doch so dumm sie ohne Fesseln zu lassen, waren sie auch wieder nicht. Kein Süßholzraspeln würde daran etwas ändern. Und bei dem Gedanken daran, lief es Arzu auch kalt den Rücken herunter.
    Zwei ihrer Wächter führten sie aus der Kammer heraus, während die beiden anderen hinter ihnen herschlenderten.
    »Ich hoffe, du hast eine Idee.«, flüsterte Arzu in Varantisch zu Olivia herüber.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    »Nein«, antwortete Olivia und schon ertönte von hinten erneut das Quaken der Goblins: »Kein Gemurmel!« Beide Frauen bekamen die Speere in den Rücken. Dieses Mal die schartigen Spitzen, die war keinen Schaden anrichteten, besonders aus Olivias altem Lederpanzer nicht, aber immerhin unterstrichen, dass ihre Wächter ihrem Verbot bei weiterer Missachtung, andere Seiten aufziehen wollten.
    So ließen sich die Gefangenen still aus den Katakomben führen, während um sie herum die kleinen Kreaturen fleißig schnatterten.
    »De Bosss is in a muud, yu’ll szi!«
    Ein gackerndes Lachen antwortete: »Ei bett, hi’ll iet thäm e’life.«
    »No, noo! Börn O’lif’ja a‘life änt täke de osers äs hiss pets.«
    »…orr take de görl for pettin’ änt börn de räst!«
    Allgemeines Gelächter.
    Olivia zog nur schweigend eine Augenbraue herauf und blickte stumm zu Arzu. Erheiterte Häscher waren bekanntlich nie eine gute Prognose. Ihre gackernden, kreischenden Stimmen klingelten in den Ohren. Da wünschte sie sich fast die emotionslosen Thorniara Milizionäre zurück.
    Die Stufen wirkten im Mondkastell viel zahlreicher als im Kastell auf Argaan, dennoch waren es vermutlich dieselben, nur das Olivia erschöpfter war. Ein wenig war sie erleichtert wieder in diesem ehrwürdigen Gemäuer zu sein. Das Kastell war wohl der letzte au dieser Erde verbliebene Platz an dem sie sich geborgen fühlte. Heimat.
    Sogar hier, in dem verzerrten Mondkastell. Auch wenn hier das Portal zur Bibliothek gestört war und es daher keinen Zugang zum größten Schatz des Kastells gab. Keinen Zugang zu ihrer Rettung, davon war Olivia seit Jahren (?) überzeugt.
    Sie sah an sich herunter, auf ihre schwieligen Hände, auf die zerschlissene Kleidung. Wie lange war sie nun eigentlich schon hier? Zu lange, das war sicher…
    Der kleine Trupp hatte das Erdgeschoss des ehrwürdigen Baus erreicht. Das Kastell ließ sich, stolz wie es war, kaum etwas von der Goblinbesetzung anmerken. Seine Gänge zierte derselbe Schachbrettboden, die Wände das sanft pulsierende goldene Band. Hier und da eine kleine Statue in einer Nische oder die Gedanken zerfetzende Kunst an den Wänden.
    Die Zirkelmitglieder konnten diesen erbaulichen Anblick jedoch nur kurz genießen, da sie schon gleich wieder abbogen und sich sofort in der Vorhalle des Thronsaals befanden. Die von herrschaftlich erscheinenden Säulen getragene Gewölbedecke pries in imposanten Deckengemälden die Herrlichkeit des Dunklen Gottes. Die Szenen zeigten all seine Aspekte, um den Betrachter mit seiner Alleinheit in Berührung zu bringen. Wobei… Olivia kniff die Augen zusammen, um ihren Blick zu schärfen. Hätte zeigen sollen, traf es konkreter. Das hier ungewohnt schwache Licht der leuchtenden Kristalle zeigte, dass sich ein eigenartiger dunkler Schleier über die Deckenfresken gelegt hatte. Hatten die Dummen Goblins hier Feuer entzündet, die die gesamte Decke eingerußt hatten? Nein… da war etwas anderes? Ein Geflecht, ein Mycel? Schwarze Adern?!
    Sie kam nicht mehr dazu, diese Anomalie weiter zu ergründen. Wieder rammte sich ihr ein Speerschaft in den Rücken und sie wurde vorangetrieben, von kleinen Goblins, die anscheinen keine Geduld mehr besaßen.
    Den Thronsaal zu betreten sollte ein erhabenes Gefühl für jeden Anhänger Beliars darstellen, doch zu sehen, was der Goblindämon Meraton darus gemacht hatte, war nicht erhaben, nur beleidigend!
    Die Goblins hausten hier wie – Goblins! Essensreste, Lumpen Trümmer und Dreck jeglicher erdenklichen Art besudelte die erhabene Halle. Das fünfschiffige Gewölbe wurde von schlanken, imposant aufragenden Säulen getragen. Diese waren in vier Reihen angeordnet, von denen sich je zwei, leicht versetzt, zu jeder Seite des Eingangportals befanden. Sie rahmten die Sicht des Besuchers respektheischend ein, wären zwischen ihnen nicht goblinische Abfälle und Schlafmöglichkeiten gespannt und verteilt gewesen. Olivia wollte sich gar nicht vorstellen aus was diese improvisierten Hängematten alles zusammengebaut waren. Konnte sie dort einen der roten Läufer aus dem ersten Stock erkennen oder war es gar die abgezogene Haut eines anderen Goblin? Staub uns Schimmel machten das Erkennen unmöglich.
    Die Säulenhalle wurde am Ende durch zwei große, über die gesamte Breite des Raumes laufende Stufen begrenzt. Dahinter öffnete sich, durch die Stufen leicht erhöht die Apsis mit dem durch weitere Säulen abgetrennte Umgang. Hier schmückten nur teuerste Marmore und Obsidiangestein die Einzigartigkeit dieses Ortes. Unter all dem Unrat und der Hinterlassenschaften der Besatzer waren immer noch blau schimmernde und silbrig funkelnde Mineraladern in den polierten Gesteinsoberflächen zu sehen. Dahinter zeigten sich im Zwielicht die acht Seitenapsiden, die den acht Aspekten Belairs besondere Huldigung schenkten, doch hier mit irgendwelchem Gerümpel vollgestopft worden waren.
    Auch hier erwartete Olivia einen beeindruckenden Und das Wesen ihres Gottes unterstreichende Deckenkunst, doch es gähnte nur eine lichtlose Schwärze.
    Ruß und Dreck, wie im Rest des erhabenen Thronsaals, das eigenartige Geflecht oder gar Beliars gewollte Finsternis? Sie mochte es nicht zu sagen.
    Nach ihrem letzten Gespräch ließ sich Olivia nun wieder dazu verleiten einen Blick zu Arzu zu werfen, die die gesamte Seit über neben ihr hergeführt wurde. Wie das Mädchen über den Thronsaal dachte und ob sie sich über dessen Verunglimpfung ärgerte oder es ihr gleich war, wie diese Unkreaturen mit dem Sitz ihres Gottes angestellt hatten, konnte Olivia in diesem kurzen Augenblick nicht erkennen.
    »Oliviaaar«, schnarrte es mit einem süffisanten Unterton durch den Raum. Das Angesprochene hob den Blick. In all dem Unrat war der Thron des Thronsaals, auf dem ein übergroßer, sehr massiger Goblin saß, bisher kaum aufgefallen. Auf seinem aufgedunsen erscheinenden Kopf trug er eine viel zu klein wirkende Krone, die wohl mal für ein Menschenhaupt entworfen wurde, nicht für den Eierkopf des Dämons. Er fläzte mehr, als dass er saß und kratze sich gerade in einer ekelerregenden und gleichzeitig Überlegenheit demonstrierenden Geste den pockigen Arsch.
    »Dass ich dein hübsches Antlitz noch einmal erspähen darf. Gut siehst du aus!«, begrüßte er sie beinahe freundlich. Sie beide wussten, dass es eine Farce war. Sie schwieg und lediglich in einer kaum merklichen Bewegung das Kinn.
    »Ich hatte dir vor langer Zeit einen Auftrag gegeben, doch Vabin erfreut sich immer noch unangenehmer Organigheit… Organität… Originalität? Ach… was weiß ich! Er ist nicht versteinert!« In seinen letzten Worten ließ er die Maske der Kultiviertheit fallen und rief sie ihnen keifend und ungeschliffen entgegen. Dann hob er ruckartig die Klauenhand und zeigte in die Dunkelheit über sich. Nun, da sich Olivias Augen etwas an das schlechte Licht gewöhnt hatten, erkannte sie auch, was unter der Decke der Apsis hing. Einige rostige Käfige waren hier zu sehen. In einigen vegetierten undefinierbare Kreaturen oder deren Überreste vor sich hin. Zwischen ihnen aber, gleich an mehreren Ketten seiner Mobilität beraubt, hing der Tausendfüßler Fußßie, in Reichweite Meratons. Ihm fehlten einige der vielen Beine. Sie lagen achtlos auf dem Boden zu Meratons Füßen verstreut.
    »Ich habe deinen Freund schon befragt, warum er einen einfachen Auftrag nicht erfüllen konnte.« Der hässliche Dämon hob die Hand, griff nach einem der zuckenden beine und riss es aus. Schliddernd landete es für Olivias Füßen, während die umstehenden Goblins in Zustimmung grölten und Fußßie kraftlos in seinen Ketten zuckte. Olivia beobachtete schweigend wie der Goblin, seinen Blick auf sie fixiert, erneut die Hand hob und ein weiteres Bein mit einem leisen Knacken aus dem Tier drehte. Auch dieses landete vor den Füßen der Gefangenen.
    »Er antwortet aber einfach nicht…« Nun riss das Scheusal gleich mehrere Beine aus. Deine Euphorie dabei erinnerte an ein Kind, welches voll Freude reife Feigen vom Baum pflückte.
    »Willst du gar nichts dazu sagen? Du sagtest, du könntest das Vieh nutzen um Vabun damit zu versteinen, Warum ist das nicht passiert?«, fragte er herausfordert, die immer noch still und stumm an Ort und Stelle stehende Olivia. »Wie es aussieht können wir dieses Spiel mit dem Tausendfüßler ja noch ungefähr tausend Mal spielen.« Ein weiteres Bein flog in ihre Richtung, während der Meraton selbst laut, in Bestärkung durch seine Lakaien, über seinen schlechten Witz lachte.
    Olivia stoppte das schlitternde Bein mit der Fußspitze. »Nein, nur noch ungefähr sechshundertsiebenundreißig Mal«, antwortet Olivia, ohne jede Aufregung. »Was aber willst du damit bezwecken?«
    Der Goblin stutze. Er riss ein weiteres Bein aus Fußßie und lehnte sich dann bequem auf einem Thron zurück. Mit der Spitze des Insektenfußes polkte er sich gelangweilt zwischen den schiefen, gelben Zähnen herum. »Wo ist das kleine jammernde Mädchen hin, welches mir verzweifelt anbot alles zu tun, damit sie nur wieder heim könne?«
    »Weiß nicht, habe sie nicht gefragt.«
    Wütend schlug Meraton mit der Faust auf die Lehne seines Throns. »Du wirst es noch büßen! Frech und wortbrüchig! Du hattest eine einfache Aufgabe! Nicht mal das hast du hinbekommen!«
    Seine vor Wut glimmenden Augen richteten sich auf Arzu, die bisher gut daran getan hatte, keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen. »Vielleicht musst du das aber auch gar nicht mehr, Olivia. Hast du mir doch Frischfleisch mitgebracht.« Er nahm sich einige Zeit die Magieradeptin von oben bis unten zu mustern. »Wie ist dein Name, Fräulein? Und was würdest du tun, um wieder nach Hause zu kommen?«
    Geändert von Olivia Rabenweil (03.03.2024 um 12:11 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Im Gegensatz zu Olivia verband Arzu nicht viel mit der gefolterten Kreatur. Dennoch empfand selbst sie ein gewisses Mitleid mit dem Tausendfüßler und zuckte innerlich jedes Mal zusammen, wenn ein weiteres Bein heraus gerupft wurde. Es galt sich nicht von diesen Methoden einschüchtern zu lassen! Als der Goblinkönig sich schließlich an sie wandte, hob sie stolz den Kopf und stemmte die Arme selbstbewusst in die Seiten.
    »Mein Name ist Arzu! Arzu von Ishtar!«, antwortete die Varanterin. »Ist das ein Angebot, dass du mich zurückbringen kannst? Wenn ja, dann biete ich dir meine Dienste gerne an.«
    »Ich brauche keine Hure!«
    »Tozz fiik!«
    »Was!?«
    »Ich meine, was dann?«
    Der fette Golbin taxierte die Varanterin, blickte dann zu Olivia hinüber und dann wieder zu Arzu.
    »Du hast es doch gehört! Vabun, er ist mir ein Dorn im Auge. Ich will ihn loswerden.«
    »Wo ist das Problem?«, antwortete die Varanterin, als sei nichts dabei.
    »Du bist genauso ein Großmaul wie sie!«, sagte der Meraton und deutete mit einem der abgetrennten Beine des Tausendfüßlers auf Olivia. »Ich sollte euch alle in einen Kessel stecken und bei lebendigen Leib kochen!«
    »Dann lässt du dir die beste Chance durch die Lappen gehen.«
    Der Goblinkönig grölte vor Lachen.
    »Die beste Chance! Ha! Olivia hat es bis jetzt nicht geschafft und die hatte Hilfe! Nur weil du nicht so runtergekommen bist wie sie, heißt das noch lange nicht, dass DU es besser machst.«
    »Deine Goblins werden ihn jedenfalls nicht fangen.«, konterte Arzu und erntete ein lautes Schnauben als Antwort.
    »Also gut. Ihr beide sollt eure Chance haben. Bringt mir Vabun. Tot oder lebendig, versteinert oder zermalmt, geschnitten oder am Stück. Das ist mir egal. Aber macht schnell.«
    »Mit dem Tausendfüßler...«, fing die Schwarzmagierin an und wurde jäh unterbrochen.
    »Das Vieh bleibt hier! Als Faustpfand. Für jede Stunde, die vergeht, werde ich ein weiteres Bein ausrupfen. Vielleicht auch ein paar mehr. Ist das nicht ein tolles Angebot?«
    »Abgemacht!«, erwiderte Arzu. Eine andere Wahl hatten sie sowieso nicht. Die Varanterin mutmaßte, dass Meraton sie nur deshalb aus seiner direkten Kontrolle ließ, weil er der Überzeugung war, sie jederzeit wieder einfangen zu können. Vermutlich stimmte das sogar. Besser als in der Zelle festzustecken, war es allemal.
    Ein lautes Knacken ließ Arzu aufmerken; Meraton hatte dem Tausendfüßler ein weiteres Bein ausgerissen.
    »Los, los, los! Worauf wartet ihr?!«
    Gemeinsam liefen die beiden Varanterinnen aus dem Thronsaal und hörten die schwere Tür hinter sich zufallen. Hinter der nächsten Ecke hielt Arzu plötzlich an. Die Hände auf die Knie gestützt, keuchte die Schwarzmagierin. Sie war ein wenig blass um die elegante Nase.
    »Buah! Was für ein Drecksloch! Dieser Gestank!«
    Von dem Moment an, als sich das Tor zum Thronsaal geöffnete hatte, musste Arzu ihren Würgereflex unter Kontrolle halten. Die Blöße hatte sie sich nicht geben dürfen. Doch viel länger hätte sie es tatsächlich nicht ausgehalten.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    »Deine Nase ist zu empfindlich…« sagte Olivia, während sie Ihre Hände hob, die immer noch in Ketten gelegt waren. Noch während sie das rostige Eisen betrachtete, löste es sich auf. Die Reste der Ketten fielen zu Boden und es blieb von ihnen nichts als Staub. Wie interessant, überlegte sie im Stillen. Meraton steckte immernoch voller Überraschungen, mehr als sie je erwartet hatte.
    Nun wieder frei, führlte sie sich dennoch immernoch nicht vollständig. Ihre Zeit im Mondkastell, hatte sie stehts auf ihre Ausrüstung vertrauen lassen. Hrnis altes Schwert hatten ihr die Goblins aber abgenommen. Sie musste also für Ersatz sorgen. Olivia konzentrierte sich auf die Kräfte des Dunklen, hier im Mondkastell waren sie wie auch auf Argaan deutlicher fühlbar. Für einen Moment schloss sie die Augen, erinnerte sich an ihre Studien. Der Kieferknochen war der härteste Teil des Gerippes. Also überlegte sie welcher die passende Größe haben könnte. Kleine Zähne…
    Vielleicht…?
    Olivia beherrschte diesen Zauber immer noch nicht gut. Sie hatte ihn hier nicht viel geübt, zu sehr schmerzte die Erinnerung.
    Zwischen Ihren Fingern bildete sich ein kräftiger Knochen. Langsam bildete sich daraus etwas, dass mit viel Fantasie für ein Schwert gehalten werden konnte. Die Waffe besaß einenkräftigen Rücken und eine Schnekte, die sich aus hunderten kleinen Zähnen zusammensezte. Der Tausendfüßler mit seinen hunderten Körpergliedern hatte sie zu diesem konstruktiven Kniff inspiriert.
    »Also Vabun..., ich denke er wird nicht erfreut sein mich wiederzusehen. Ihr habt ihn doch getroffen, wo ist er jetzt?« Olivia ruckte plötzlich mit dem Kopf herum.
    »Nein«, sprach sie genervt in die Luft. Arzu ignorierte sie nun völlig. »Nein! Es ist mit ihm nicht so, wie es sein sollte. Hier muss etwas in seine Ordnung zurückgesetzt werden!«, sprach sie energisch und zog dann den inzwischen leicht ramponierten Schädel auf ihrer Tasche. Olivia hob ihn auf Augenhöhe und setze das Gespräch mit ihm fort. »Untersteh dich! Ich spreche nicht wie eine Feuermagierin! Ordnung ist nicht der Feind des Chaos! Es ist die Grundlage! Also werden wir meinem Plan folgen, nicht deinem!« Sie atmete tief durch, schloss für einen kurzen Moment die Augen und schien schweigend aber mit steigender Wut auf etwas zu warten.
    »Tzzz! Das muss ich mi nicht weiter anhören! Du bringst mich immer wieder beinahe um den Verstand!... Was sagt du? Hast du schon? Pah!« Sie verdrehte genervt die Augen und stopfte den Schädel zurück in ihre Tasche, nicht jedoch ohne darauf zu achten ihn nicht weiter zu beschädigen.
    »Bist du bereit Arzu? Ich habe eine Idee, aber dafür…«, sie fasste an ihren Oberarm, »sollten wir einen alten Freund in den Katakomben besuchen. Ein paar Tentakel besorgen. Bist du bereit wieder hinabzusteigen? Oder magst du eine andere Idee vorschlagen?«
    Geändert von Olivia Rabenweil (09.03.2024 um 22:43 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Während Arzu sich immer noch von dem Gestank des Thronsaals erholte, beobachtete sie fasziniert, wie Olivia einen Knochen heraufbeschwor. Zuerst war sich die Varanterin nicht sicher, was genau das Gebilde darstellen sollte. Die Art und Weise, wie ihre Landsfrau es hielt, deutete auf eine primitiver Waffe hin. Ein Schwert oder eine Keule vielleicht. Es bestand kein Zweifel, dass ein Treffer davon schmerzvoll wäre.
    »Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo Vabun sich versteckt.«, erwiderte Arzu schulterzuckend. »Er ist mit dem Alten untergetaucht, als Thara und ich vor dem Brunnendämon geflohen sind.«
    Die Schwarzmagierin hegte ambivalente Gefühle für den Mann aus Stein. Einerseits hatte er Thara und ihr zwar geholfen, andererseits sie aber auch im Stich gelassen, als es für ihn brenzlig wurde. Arzu gestand sich ein, dass sie es an seiner Stelle vermutlich genauso getan hätte.
    Als die Varanterin gerade ihre Vermutungen äußern wollte, wo sich Vabun vielleicht versteckt hielt, begann Olivia wieder ein Selbstgespräch. Sie so zu sehen war ausgesprochen beunruhigend, denn im Augenblick war Arzu durchaus auf sie angewiesen. Beunruhigend nicht nur, weil sie überhaupt mit sich selbst sprach, sondern auch, weil der Monolog inhaltlich für Arzu keinen Sinn ergab.
    Nachdem Olivia fertig mit ihrem imaginären Gesprächspartner war, wandte sie sich wieder an ihre tatsächlich existente Begleiterin.
    »Tentakeln?«, wiederholte Arzu argwöhnisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du meinst hoffentlich nicht das Ungetüm, das Thara auf dem Gewissen hat?! Außer natürlich, wenn wir dem Vieh die Tentakeln gewaltsam ausreißen.«
    Obwohl die Varanterin Thara nicht lange gekannt hatte, schweißte das gemeinsame Abenteuer ein Band zwischen ihnen. Sie war wie eine adoptierte Schwester. Entsprechend fühlte Arzu eine gewisse Verantwortlichkeit dem dürren Mädchen gegenüber und ihr Ableben hatte sie getroffen. Mehr als Grund genug für blutige Rache an dem Tentakelmonster!

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Als Thara zu sich kam, fand sie sich völliger Finsternis wieder.
    Bin ich blind?, dachte sie und tastete nach ihrem Auge, dem einen, das noch nicht bereits seit Jahren erloschen war, schon lange bevor sie…
    Bevor was?
    Die Erinnerungen kamen bruchstückartig zurück. Das Monster. Die Treppe. Die endlose Schleife, in der sie gefangen gewesen war. Ihr Versuch, dieser Schleife durch Davonrennen zu entkommen.
    Was ist dann passiert? Wo… wo bin ich?
    Thara versuchte, ihre Situation zu erfassen. Sie lag auf einem kalten, feuchten Steinboden, ihr Körper war unbequem verdreht und es gab kaum eine Stelle, die nicht wehtat. Sie stieß unfreiwillig ein leises Wimmern aus, als sie sich auf den Rücken rollte und die Beine ausstreckte. Einen Moment blieb sie einfach so liegen und atmete langsam ein und aus, versuchte, den Schmerz zu verdrängen und wieder ein Gefühl für ihren Körper zu bekommen.
    Schließlich setzte sie sich unter Anstrengung auf und blinzelte. Die Dunkelheit war noch immer absolut. Sie konnte nichts erkennen, nicht einmal, wenn sie sich die Hand direkt vors Gesicht hielt. Trotzdem hatte sie ständig das Gefühl, aus dem Augenwinkel irgendetwas sich bewegen zu sehen.
    „Nur Einbildung…“, flüsterte sie und erschrak beinahe beim Geräusch ihrer eigenen Stimme. Sie klang rau wie ein Reibeisen und ihr Hals kratzte schmerzhaft, ihre Zunge klebte ihr trocken am Gaumen. Wie lange war es her, dass sie etwas getrunken hatte? Sie fühlte die Nässe des Untergrunds an ihrer Handfläche und zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor sie versuchte, etwas von der Feuchtigkeit abzuschlecken. Das Wasser hatte einen muffigen, erdigen Geschmack und bei weitem nicht ausreichend, ihren Durst zu stillen. Sie musste eine Wasserquelle finden, irgendetwas…
    Wo bin ich?, stellte sich Thara erneut die eigentlich entscheidende Frage. Da sie nichts sehen konnte, tastete sie vorsichtig ihre Umgebung ab. Links neben sich fand sie Stufen, die nach oben führten. Die endlose Treppe? Auf der anderen Seite hingegen war der Boden eben. Was war passiert? War sie wieder in dem Raum gelandet, der an die Halle mit dem Riesenmonster grenzte? Aber dann wäre es nicht so stockdunkel! Es sei denn, sie war nun wirklich vollkommen blind. Oder…
    Natürlich! Thara stieß unfreiwillig ein kurzes, trockenes Lachen aus, in dem sich Verzweiflung und Belustigung auf eine absurde Art die Waage hielten. Es war so einfach! Die Schleife, in der die Treppe sie gefangen hatte – sie hätte einfach nur umkehren und wieder nach unten gehen müssen, statt zu versuchen, weiter hinaufzusteigen! Die ganze Anstrengung des Hochrennens, die Entkräftung, die Bewusstlosigkeit… all das war völlig überflüssig gewesen! Thara wusste nicht, ob sie angesichts ihrer Dummheit lachen oder weinen sollte. Oder beides zugleich…

    Komm schon, reiß dich zusammen!, schalt sie sich selbst, denn mit dieser Erkenntnis stellte sich noch drängender die Frage: Wo war sie gelandet?
    Sie brauchte Licht! Die Kerzen, sie mussten doch irgendwo hier liegen? Thara begab sich mühsam auf alle Viere und begann, kriechend den Boden abzusuchen, bis sie endlich die glatte, wächserne Oberfläche einer Kerze ertastete, die in einer kleinen Pfütze lag. Sie trocknete und säuberte den Docht so gut es ging und hielt die Kerze dann mit zitternden Händen vor sich. Würde sie noch dazu in der Lage sein, eine Flamme zu entzünden?
    Thara schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihre aufgerissenen Lippen bebten, als sie nach den letzten Kraftreserven in ihrem erschöpften Geist suchte, nach einer zumindest kleinen Verbindung zur Magie, die den Ort erfüllte.
    „Beliar… bitte!“, flüsterte sie. Und als die die Augen wieder öffnete, flackerte eine kleine, bläuliche Flamme auf dem Docht.

    Der Kerzenschein offenbarte eine Umgebung, wie sie weniger einladend kaum hätte sein können. Grob behauene Steine bedeckten den Boden und neben sich sah Thara rostige Gitterstäbe wie in einem Kerker. Dazu passend lag eine ebenfalls völlig verrostete Kette mit Hand- oder Fußschellen am äußersten Rand des Lichtkegels. Als Thara sich umdrehte, sah sie die Treppe, und kaum mehr als eine Handvoll Stufen über ihr befand sich auch der markante Riss in der Wand. Das Netz aus schleimigem schwarzem Gewebe, das aus dem Riss hervorwucherte, war wesentlich dichter geworden und zog sich in den Raum hinein. Die verästelten, wurzelartigen Fäden waren überall – die bedeckten den Boden, umrankten die Gitterstäbe. Und an vielen Stellen sah Thara auch die kleinen Blasen, die bei Berührung so leicht aufplatzten.
    Was, bei Beliar, war das für Zeug? Eine Art Schimmelpilz vielleicht? Thara beschloss, dass es jedenfalls sicherlich besser wäre, sich nach Möglichkeit davon fernzuhalten. Und sie musste einen Weg nach draußen finden…

    Mühsam zog sich Thara an den Gitterstäben hoch, bis sie wieder – sehr unsicher – auf den eigenen Füßen stand. Sie wartete ab, bis die Welt vor ihren Augen aufgehört hatte, sich zu drehen, und überlegte. Wohin sollte sie gehen? Wieder die Treppe nehmen? Sie machte ein paar unsichere Schritte in Richtung der Stufen und leuchtete ins Treppenhaus – das kurz hinter dem Riss in der Wand vollkommen von dem schwarzen Gewebe zugewuchert war. Wie eine schleimige Wand aus Wurzelwerk blockierten die sonderbaren Gewächse den Weg, und auch, wenn Thara nicht wusste, worum es sich genau handelte, verstand sie doch instinktiv, dass das Gewebe für sie undurchdringlich sein würde. Die Treppe war also keine Option.
    Blieb nur der Weg nach vorn, ins Unbekannte.
    Ins Verließ…

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Denn genau das war es – ein Verließ. Je weiter sich Thara voran wagte, um so bedrückender wurde es. Es war ein Labyrinth aus rostzerfressenen Käfigen und in die Wand eingelassenen Zellennischen, die so eng waren, dass ein Gefangener darin weder hätte anständig stehen, noch sitzen oder liegen können. Ketten hingen von der niedrigen Decke, die einzelnen Glieder zu rotbraunen Klumpen zusammengerostet, und über den Boden war immer wieder Müll verteilt – verrottende, von Schimmel überzogene Überreste hölzernen Zellenmobiliars, gelbliche Knochen und rostende Metallwerkzeuge, über deren Sinn und Zweck Thara lieber nicht nachdenken wollte. Und über alles zog sich das Geflecht aus schwarzen Fäden…
    Das Verließ wirkte, als wäre es seit Jahren oder sogar Jahrzehnten nicht mehr genutzt worden, und die einzigen Geräusche, die Thara vernehmen konnte, waren ab und an das Tropfen von Wasser und ihre eigenen Schritte – sowie das Hämmern ihres Herzens, das ihr in der Stille unglaublich laut vorkam. Obwohl der Bereich verlassen schien, hatte sie das Gefühl, nicht allein zu sein, und die dumpfe Angst vor dem, was in diesem von allen Menschen und Göttern vergessenen Kerker hausen mochte, schnürte ihr die Kehle zu. Am liebsten wäre sie umgedreht, hätte es vielleicht doch noch einmal mit der Treppe versucht, aber das war keine wirkliche Option. Die Treppe hatte sie genau dort hingeführt, wo sie sie haben wollte. Sie hatte keine andere Wahl als weiterzugehen…
    Nur… in welche Richtung? Wie schon mehrfach in den vergangenen… Minuten? Stunden?... stand Thara an einer Weggabelung, nachdem sie sich zwischen zwei Käfigen vorangetastet hatte. Links oder rechts? In beide Richtungen war es gleich finster. Das Verließ war ein verfluchter Irrgarten! Thara blickte über die Schulter und überlegte, ob sie den Weg zurück zur Treppe überhaupt noch finden würde. Wahrscheinlich nicht.
    Sie bog nach rechts ab. Einen Grund für diese Entscheidung hätte sie nicht nennen können, aber in irgendeine Richtung musste sie schließlich weitergehen. Noch immer schwach auf den Beinen, hielt sich Thara an der Wand oder den Gitterstäben fest und schleppte sich voran.

    Plötzlich tauchte in dem fahlen Licht der Kerze etwas vor ihr auf, das sie erschrocken den Atem anhalten ließ und bei dessen Anblick sich ihr sämtliche Nackenhaare sträubte: An einer Stelle, an der zahlreiche der schwarzen Fäden immer enger zusammenliefen, klebte etwas an der Wand. Es sah aus wie ein riesiger Insektenkokon, seine Oberfläche glänzte ölig-schwarz und pulsierte leicht. Und darin, eng umschlungen von dem sich verästelnden Gewebe, erkannte das Mädchen vage eine menschliche Gestalt…
    Thara stand im ersten Moment wie angewurzelt da und wagte nicht, sich zu bewegen. Was bei Beliar war das? Und – was waren diese schwarzen Fäden wirklich? Erschrocken zog sie ihre Hand von dem Gitter zurück, an dem sie sich eben noch festgehalten hatte, und das von dem seltsamen Gewebe überwuchert war – genau wie alles andere hier unten…
    Sollte sie zurückgehen, in die andere Richtung? Vielleicht… Thara war hin- und hergerissen zwischen zwei widerstreitenden Impulsen. Der eine wollte, dass sie auf der Stelle kehrt machte und dieses ekelhafte und mehr als nur beunruhigende kokonartige Ding so rasch wie möglich hinter sich ließ. Der andere hingegen wollte mehr wissen…
    Zögerlich hob sie einen Fuß – und machte einen Schritt auf das Ding zu. Es schien zumindest nicht unmittelbar gefährlich zu sein, redete sie sich ein, und es war sicherlich besser, sie wusste, was sie hier unten erwartete. Thara war überrascht von ihrem eigenen Mut, als sie sich langsam dem Kokon näherte. Normalerweise traute sie sich doch nichts, außer, ihr ‚Begleiter‘ gab ihr einen kleinen Schubs?
    Aber… Wo war der überhaupt? Sie horchte kurz in sich hinein, durchforschte die verborgenen Winkel ihres Bewusstseins, wo sie sonst die brütende Präsenz von etwas wahrnahm, mit dem sie seit langer Zeit verbunden war. Aber sie spürte… nichts! Da war nur – sie selbst… Thara blieb stehen. Eigentlich, fiel ihr auf, hatte sie ihn nicht mehr gespürt, seit sie das Mondkastell betreten hatte…
    Was hat das zu bedeuten?
    Ein plötzliches, leises Stöhnen aus dem Kokon ließ sie zusammenzucken und brachte sie ins Hier und Jetzt zurück. Über die unerklärliche Abwesenheit ihres dämonischen Begleiters konnte sie sich später Gedanken machen!
    Sie hob ihre Kerze und betrachtete den Kokon, ohne sich noch näher heranzutrauen. Da hing tatsächlich ein Mensch in der Mitte der Ansammlung schwarzer Fäden – oder zumindest etwas, das einmal ein Mensch gewesen war... Seine Arme und Beine waren vollständig umschlossen und verschwanden in der schleimigen Masse, aber sein ausgemergelter Brustkorb und das totenkopfartige Gesicht ragten daraus hervor. Leichenblasse, beinahe durchsichtige Haut spannte sich papierdünn über die deutlich hervortretenden Knochen. Unzählige schwarze Fäden durchzogen sie wie feine Kapillare. Sein Mund war halb geöffnet und hinter den zurückgezogenen Lippen sah Thara zahnloses, faulig-schwarzes Zahnfleisch und eine gelbliche Zunge, die sich träge in der Mundhöhle wand wie eine fette Made in einem Kadaver. Der Brustkorb hob und senkte sich unmerklich. Lebte er etwa noch? Lebte, und… atmete? Noch verstörender war, was sich oberhalb der zu zwei schmalen Schlitzen zerfressenen Nase befand: Dort, wo die Augen sein sollte, wuchhs auf Gesicht und Stirn des Opfers ein unförmiges, fleischiges Objekt, das aussah, als wäre es irgendwie nach außen gestülpt worden. Ein wenig erinnerte es Thara an einen Baumpilz…
    Ein Pilz! Natürlich! Das musste es sein – dieses schwarze Zeug, diese verästelten Fäden – kein Wunder, dass sie sich irgendwie immer an Schimmel erinnert gefühlt hatte! Es war so etwas wie Schimmel, das Myzel eines riesigen Pilzes, und dieser ‚Kokon‘, dieses Ding da vor ihr, das war es, was dieser Schimmel anrichtete mit…
    „Oh Beliar…“ – Thara schlug die Hand vor den Mund, erschrocken von dem Geräusch, das sie selbst verursacht hatte. Zugleich hatte sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie taumelte rückwärts und wäre vielleicht hingefallen, wenn sie nicht gegen eine Wand gestoßen wäre. Voller Entsetzen starrte sie auf den ‚Kokon‘.
    Dieses kleine Bläschen, das sie im Treppenhaus zum Platzen gebracht und das sie ihr eine Art Staub ins Gesicht geschleudert hatte – wenn das nun die Sporen dieses Pilzes waren? Wenn sie bereits in ihr waren, begonnen hatten, in ihrer Lunge zu wuchern und zu wachsen…
    Wenn ihr… das blühte?
    „Nein…“, flüsterte sie, „Nein!“ Tränen traten ihr in die Augen und sie spürte, wie sie in einen Abgrund reiner Panik zu stürzen begann. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und ihr Sichtfeld verengte sich, bis sie nur noch dieses grausam entstellte Gesicht des vom Pilz zerfressenen und doch noch irgendwie lebenden Mannes vor ihren Augen hatte.
    „Nein…“
    Thara biss sich so stark in die eigene Hand, dass sie den kupfernen Geschmack ihres Blutes auf der Zunge spürte. Der plötzliche Schmerz half ihr, wie ein Rettungsanker, an den sie sich klammern konnte, bevor die Panik endgültig von ihr Besitz ergriff. Sie durfte nicht die Kontrolle über sich verlieren, nicht jetzt! Und sie musste fort von hier!
    Thara wandte sich von dem grauenhaften Kokon ab und lief los. Sie taumelte von einer Seite zur anderen, stieß immer wieder gegen die Wand, schaffte es aber irgendwie, auf den Füßen zu bleiben und den Kokon gnädigerweise in der Dunkelheit hinter sich zurückzulassen.

    Und so sah sie nicht, wie ein Zittern durch die schwarze Masse ging, der aus Myzel geformte Kokon Stück für Stück aufriss und stinkende, eitrige Flüssigkeit sich aus ihm ergoss, als der Pilzwirt erst einen Arm freikämpfte, dann ein Bein, den zweiten Arm, das andere Bein, und seine ersten unsicheren Schritte machte. Kurz stand er da, zuckend, wie von Krämpfen und Spastiken geschüttelt, hieb mit seinen wie Klauen gekrümmten Fingern in die Luft und legte den Kopf in den Nacken. Er gurgelte Schleim und Galle, seine eiterüberzogene Zunge rollte in der aufgerissenen, fauligen Wunde seines Schlundes umher wie ein fetter, blinder Wurm. Dann stakste er los.
    Immer dem Geräusch nackter Füße auf kaltem Stein hinterher…

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Sie stolperte, konnte sich gerade noch an der Wand abstützen, um nicht hinzufallen. Das Kerzenlicht flackerte gefährlich, und Thara durchstand Sekunden wachsender Panik, in denen sie befürchtete, dass ihr einziges Licht erlöschen würde. Sie wusste nicht, ob sie noch die Kraft aufbringen könnte, es wieder zu entzünden.
    Sie war so müde… so unglaublich müde…
    Die Flucht vor dem widerlichen Pilzkokon hatte an ihren mehr als spätlichen letzten Kraftreserven gezehrt. Wie lange musste, wie lange konnte sie noch durchhalten? Ihre Füße fühlten sich bleischwer an und sie war kaum noch in der Lage, die Beine zu heben. Sie schlurfte nur noch den finsteren Gang entlang, Schritt für Schritt.
    Aber wohin? Sie hatte die Orientierung längst verloren. Ein wenig wunderte sie sich selbst darüber, dass ihr diese Tatsache keine größeren Sorgen bereitete. Sie nahm es einfach als gegeben hin. Ihre Erschöpfung war zu groß, als dass sie noch zu mehr als dumpfer Resignation im Stande gewesen wäre…

    Thara lehnte sich gegen die Wand, egal wie sehr diese vom Pilzgeflecht überzogen war. Allein aus eigener Kraft zu stehen war ihr mittlerweile fast unmöglich.
    „Arzu… Es tut mir leid!“ Sie ließ den Kopf hängen, als sie erkannte, dass sie Arzu für den Moment im Stich lassen musste. Aber sie konnte einfach nicht weiter. Sie war am Ende. So sehr sie sich auch zwingen wollte, weiterzugehen – ihr Körper versagte ihr den Dienst. Sie brauchte eine Pause, zumindest eine kleine. Ein wenig Schlaf. Nur ein paar Minuten… nicht mehr…

    Von dem Gang, in dem sie sich befand, zweigten links und rechts Reihen von Gefängniszellen ab. Die schweren, eisenbeschlagenen Eichenholztüren waren längst verrottet und nicht mehr als schwarze, matschige Späne und verrostete Beschläge, die in den Angeln hingen und mit diesen zu rotbraunen Klumpen verschmolzen waren. Mit der letzten Kraft, die sie aufbieten konnte, schleppte sich Thara in die nächstgelegene Zelle und ließ sich seufzend in einer der Ecken auf den Boden nieder. Der festgestampfte Lehm war kalt und feucht und sie fror ohnehin schon erbärmlich, aber allein, dass sie sitzen konnte, erschien ihr wie die größte Wohltat, die sie sich hätte wünschen können. Sie streckte die Beine aus und überlegte kurz, was sie mit der Kerze tun sollte. Das Licht löschen? Aber was, wenn sie dann stunden- oder tagelang einfach schlief? Sie durfte nicht zu viel Zeit vertrödeln!
    Statt die Flamme zu ersticken, platzierte Thara die Kerze sicher zwischen ihren Händen in ihrem Schoß. Falls das Licht zu weit herunterbrannte, würden das heiße Wachs oder die Flamme selbst sie wecken. Damit verlor sie zwar ein Stück der Kerze – der einzigen Kerze, die sie noch hatte –, aber dieses Risiko musste sie eingehen. Besser so, als zu lange zu schlafen, so dass sie am Ende vielleicht zu spät kam, um Arzu, Olivia und all den anderen noch zu helfen…
    Thara lehnte den Kopf gegen das Mauerwerk, schloss die Augen und war praktisch auf der Stelle eingeschlafen.
    Geändert von Thara (30.03.2024 um 12:15 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Fast hatte Arzu das Gefühl, als hätte Olivia nur ein bestimmtes Pensum für das Reden und musste sich nach ihren Monologen erst wieder aufladen. Denn seit sie mit sich selbst gesprochen hatte, gab die andere Varanterin keinen Mucks mehr von sich. Jemand hatte mal gesagt, dass man nicht nicht-kommunizieren konnte. Wenn das tatsächlich zutraf, dann verstand die Schwarzmagierin die unausgesprochene Sprache ihrer Begleiterin nicht.
    In Ermangelung eigener Ideen, folgte Arzu dem letzten Vorschlag Olivias und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Eingang der Katakomben. Noch bevor sie überhaupt die Treppe erreicht hatten, ging der Varanterin unweigerlich ein Gedanke durch den Kopf. Nicht nur befanden sich im Untergeschoss allerhand seltsame Kreaturen, sondern auch das Bad. Wie sehr sich Arzu danach sehnte in ein dampfendes Bad einzutauchen! Ein Bad mit einer Seife, die nach Vanille duftete, und eine andere nach Pfirsichen. Inzwischen lag ihr letztes Bad so lange zurück, dass es der Schwarzmagierin schon fast wie ein Traum vorkam.
    Und ein Traum sollte es bleiben. Zumindest wenn der Eingang in das Kellergewölbe ein Indikator war. Er glich dem Abstieg in die Unterwelt. Stufen und Wände waren überwachsen von einem dichten Geflecht aus einer Art Pilz. Man sah ihnen geradezu an, wie schleimig und schmierig sie sich anfühlen mussten. Es schauderte Arzu bei dem Gedanken. Viel weiter als ein halbes Dutzend Stufen konnte sie auch nicht hinab sehen. Danach verlor sich alles in einem Zwielicht.
    »Hast du Fackeln?«, fragte die Schwarzmagierin Olivia. Als Antwort erhielt sie nur Gemurmel, von dem sie wusste, dass es nicht an sie gerichtet war. So beschwor Arzu eine Schattenflamme über ihrer rechten Hand und hielt sie vor sich in die Höhe. Einen Unterschied konnte sie nicht erkennen. Wie auch?! Schließlich hieß es Schattenflamme und nicht Leuchtfeuer! Den Versuch war es ihrer Meinung nach allemal wert gewesen.
    Arzu stieg vorsichtig einige Stufen hinab, der Zauber noch immer über ihrer Hand bereit. Nichts als Schwärze wartete dort unten auf sie. Dabei fiel der Varanterin ein eigenartiges Detail auf. Das Schwarz ihrer Flamme übertraf das des Ganges bei weitem. Als ob sich ein Loch inmitten des Ganges befand. Ohne Sinistro oder einen anderen Meister konnte Arzu nur Mutmaßungen anstellen, was die Eigenschaften ihrer Magie anging. Gewiss hätte der geschwätzige Schwarzmagier nichts dagegen, wenn sie ein wenig herumexperimentierte. Was sollte er schon dagegen tun? Aus dem Grabe aufsteigen?
    Die großen Augen der Varanterin fixierten die Schattenflamme. Wenn sie den zerstörerischen Aspekt des Zaubers eliminierte, blieb nur noch seine Schwärze übrig. Würde diese Schwärze die Schatten ihrer Umgebung verschlingen? Arzu hatte nicht den blassesten Schimmer. Irgendwie ergab es in ihrem Kopf aber Sinn. Genug, um es zumindest einmal auszuprobieren. So fokussierte sich die Schwarzmagierin auf ihren Zauber und schwächte ihn so weit es ihr möglich war. Zur Probe hielt Arzu ihn an den schleimigen Pilz an den Wänden und siehe da, das Gewächs blieb gänzlich unversehrt. Eine ungefährliche Schattenflamme. Gewiss ein wichtiger Schritt in der magischen Forschung! Im nächsten Schritt konzentrierte sich Arzu auf die Schwärze ihres nun harmlosen Zaubers. Konnte man Schwärze steigern? Selbst wenn nicht, würde es die Schwarzmagierin trotzdem tun!
    Im unmittelbaren Vergleich mit der Umgebung sah der schwarze Zauber auf jeden Fall wesentlich schwärzer aus. Doch verschlang er, wie von Arzu postuliert, die Schwärze um sie herum? Mit einigen willkürlichen Bewegungen hielt die Varanterin ihren Zauber mal hierhin und mal dorthin. Sicher war sie sich nicht. Vielleicht spielten ihre Augen ihr auch einen Streich. Und wenn schon! Sollten in der Finsternis irgendwelche Gestalten hocken, die ihnen an den Kragen wollten, würde Arzu einfach vortäuschen, dass es sich um ein alles verschlingendes schwarzes Loch handelte.
    »Komm schon!«, rief die Varanterin zur anderen Varanterin hinauf. Ganz vorsichtig begaben sich die beiden Schwarzmagierinnen in die Tiefen des Kellers. Ihre Schritte waren das einzige Geräusch, das in den Gängen zu hören war. So ruhig war es tatsächlich, dass Arzu meinte, ihren eigenen Herzschlag hören zu können.

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Währenddessen irgendwo tief in den Katakomben des Mondkastells...

    „Au!“
    Thara riss die Augen auf, als ihr irgendetwas in den Daumen biss. Sie zog die Hand eng an ihre Brust und sah sich erschrocken um, bis sie verstand, was passiert war: Die Kerze war so weit heruntergebrannt, dass sie sich an der Flamme versengt hatte und dadurch aufgewacht war. Ganz, wie sie es beabsichtigt hatte.
    Sie seufzte. Ihre Augenlider fühlten sich noch immer bleischwer an und als sie versuchte, die Beine zu bewegen, fühlte sie sich nicht nur völlig steif und ungelenk, sondern es schien auch keine Stelle an ihrem Körper zu geben, die nicht auf die eine oder andere Weise wehtat. Aufstehen und sich weiter durch die Finsternis schleppen war in etwa das Letzte, was sie jetzt wollte. Aber was blieb ihr anderes übrig? Ihre Kerze war bereits zur Hälfte heruntergebrannt, und außerdem war ihr so kalt, dass sie ihre Füße und Finger kaum noch spürte. Ganz zu schweigen davon, dass Arzu und die anderen sich wahrscheinlich noch immer in der Gewalt dieser verfluchten Goblins befanden, während sie hier unten herumtrödelte! Sie musste dringend einen Weg hinaus aus diesem Verließ finden. Sonst … Darüber wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken.

    Ächzend zog Thara die Beine an und wollte gerade versuchen, sich aufzurichten, als ein Geräusch sie innehalten ließ. Ein widerliches, schleimiges Gurgeln, begleitet vom Schlurfen nackter Füße über den gestampften Lehmboden. Es kam von außerhalb der Zelle, in der sie Unterschlupf gesucht hatte, war aber nah. Zu nah.
    Und kam rasch näher…
    Thara schirmte den Schein ihrer Kerze ab, aber es war zu spät. In der Türöffnung, kaum erkennbar in dem spärlichen Licht, tauchte eine dunkle Gestalt auf. Ein ausgemergelter Körper, der mit staksenden, zuckenden Bewegungen in die Zelle taumelte. Das bleiche Fleisch der Gestalt war mit schwarzen Fäden durchzogen, aus der oberen Gesichtshälfte und aus seiner Stirn wuchsen Gebilde, die an Baumpilze erinnerten. Der augenlose Kopf ruckte nach links und nach rechts, während in seinem Schlund die mit gelbem Eiter belegte Zunge sich wand und rollte, als würde sie ein Eigenleben führen.
    Thara schlug sich die Hand vor den Mund, bevor sie schreien konnte. Instinktiv wusste sie, dass ein lautes Geräusch ihr Ende bedeuten würde. Das Ding war blind… deswegen hatte es sie trotz des Kerzenlichts noch nicht entdeckt.
    Aber es war keineswegs taub!
    Schon das bloße Geräusch des etwas heftigeren Ausatmens genügte, dass der pilzüberwucherte Kopf des Dings in Tharas Richtung zuckte und es wieder dieses ekelhafte, schleimige Gurgeln ausstieß, wobei dickflüssiger Geifer zwischen seinen verfaulten Zähnen hervortroff. Vollkommen starr vor Grauen zog Thara die Beine eng an ihren Körper, machte sich so klein wie nur irgend möglich und presste sich gegen das kalte Mauerwerk, als der Pilzwirt auf sie zu stakste. Seine Beine waren dürr wie Streichhölzer, die Muskeln so weit atrophiert, dass es wirkte, als würde die Haut lose auf den Knochen hängen, und die Fußnägel an den gekrümmten Zehen waren dick, gelb und abgesplittert.
    Kaum eine Handbreit vor ihr kam er zu stehen, kratzte mit den nicht weniger missgestalteten Klauen seiner Hände über die Wände. Sein Speichel tropfte auf Tharas nackten Unterschenkel, ihre Schulter, ihren Kopf. Das Mädchen hatte die Augenlider eng zusammengepresst, lag eingerollt auf dem Boden und wagte nicht einmal mehr zu atmen. Ihr eigener Herzschlag kam Thara so dröhnend laut vor – wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie ihrem Herzen befohlen, seine Arbeit einzustellen. Dieses Ding musste sie sonst einfach hören!
    Eine endlose Zeit verging, in der Thara jede Sekunde damit rechnete, dass der Pilzwirt sie bemerken, einen unmenschlichen Triumphschrei ausstoßen und die scharfkantig abgebrochenen Nägel seiner verkrümmten Finger in ihr Fleisch schlagen würde. Sie wollte die Kräfte sammeln, um sich mit ihrer Magie zur Wehr zu setzen, aber nicht nur ihr Körper war wie gelähmt vor Angst. Ihr eigener, panischer Herzschlag und das Gurgeln und Kratzen des Monsters füllten ihr ganzes Bewusstsein aus. Sie konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, nicht einmal für einen Augenblick…

    Dann hörte sie das Scharren der Füße des Dings, als es sich umdrehte und mit seinem ungelenken, wackeligen Gang wieder von ihr entfernte. Vorsichtig, sehr vorsichtig, als ob ihr Blick allein das Monster auf sie aufmerksam machen könnte, öffnete Thara die Augen.
    Der Pilzwirt stand in der Mitte der Zelle und hatte ihr den Rücken zugewandt. Er schien unschlüssig zu sein, was er als nächstes tun sollte. Ab und an zuckte er unkontrolliert, hob die Schultern, krümmte sich leicht zusammen und ließ den Kopf mal in die eine, mal in die andere Richtung pendeln, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    Ich muss hier raus!, schoss es Thara durch den Kopf. Ich muss hier raus, bevor er mich wieder bemerkt!
    Behutsam, wie in Zeitlupe, brachte sie sich zunächst in eine sitzende Position, wobei sie vor Anspannung die Zähne so sehr aufeinanderpresste, dass ihre Kiefermuskeln schmerzten. Sie durfte kein Geräusch machen, nicht einmal das geringste Geräusch! Ihre durchfrorenen und von der Anstrengung der letzten Tage erschöpften Muskeln protestierten, als sie sich Stück für Stück nach vorn lehnte. Aber sie durfte nicht nachgeben, durfte sich nicht ungelenk und ächzend aufrichten, sondern musste die Kontrolle über jede einzelne ihrer Bewegungen behalten. Es war ein Martyrium…
    Thara stützte sich mit den Handflächen auf dem Boden ab und schob zunächst ein Knie vor, so dass sie sich schließlich aufrichten konnte. Dabei wagte sie kaum, zu atmen, egal wie sehr ihre Lungen nach Sauerstoff schrien und schon Sterne vor ihrem Auge zu tanzen begannen. Nur, wenn sie fast das Gefühl hatte, zu ersticken, erlaubte sie sich einen kurzen, flachen Atemzug. Schließlich stand sie aufrecht, den Kopf zwischen die Schultern gezogen und beide Hände um ihre immer kleiner werdende Kerze geklammert.

    Der Pilzwirt hatte sie noch nicht bemerkt. Er stand noch immer in der Mitte des Raumes, hin und wieder von spastischen Krämpfen geschüttelt. Thara hörte, wie er pfeifend die Luft in seine zugewucherten, verschleimten Lungen sog, und das Geräusch allein jagte ihr einen kalten Schauer den Rücken herunter – oder besser gesagt, das, was dieses Geräusch implizierte: Er lebte. Die Vermutung, die sie gehabt hatte, als sie auf den Kokon gestoßen war, war nun zu einer Gewissheit geworden.
    Der Pilzwirt war ein Mensch… und was auch immer das schwarze Geflecht mit ihm anstellte, es hatte ihn nicht getötet. Ob sich irgendwo dort drin, in diesem vom Parasiten zugewucherten Schädel, noch ein versklavtes Bewusstsein befand, gefangen in seinem eigenen Körper, ein Ich, das schreien musste, schreien, schreien, schreien und doch keinen Mund mehr hatte?

    Thara fühlte in sich hinein, ob die in der Lage wäre, die Kraft aufzubringen, eine Schattenflamme zu beschwören und ihn von seinem Leid zu erlösen, aber schon der bloße Versuch, die Magie zu formen, ließ sie schwindeln. Sie taumelte zur Seite und musste sich an der Wand abstützen, um nicht hinzufallen.

    Das Geräusch genügte, dass der Pilzwirt aufmerksam wurde. Er fuhr herum und legte den Kopf schief, lauschend. Thara stand da wie versteinert und starrte ihn an. Schließlich machte er einen Schritt in ihre Richtung. Noch einen. Er streckte die Hand aus.
    Nur noch ein Schritt, und er würde sie berühren…
    Im letzten Augenblick duckte sich Thara und schlüpfte zur Seite weg, zog sich in den hinteren Bereich der Zelle zurück. Der Pilzwirt ertastete nur die kahle Wand und drehte sich wieder um. Hielt inne. Lauschte.
    Tharas Blick huschte zwischen dem Monster und der Zellentür hin und her.
    Jetzt! Jetzt ist die Gelegenheit!
    Solange der Pilzwirt nicht in der Mitte des Raumes stand und ihren Weg blockierte, konnte sie den Ausgang erreichen, wenn sie schnell genug war… und leise genug!
    Mit äußerster Vorsicht schlich sie los, ging auf den Zehenspitzen und konzentrierte sich auf jede einzelne Bewegung, um bloß kein überflüssiges Geräusch zu verursachen. Aber sie durfte auch nicht zögern – jede einzelne Sekunde barg die Gefahr, dass der Pilzwirt sie doch bemerkte oder auch einfach durch Zufall beschloss, in ihre Richtung zu wandern und dann mit ihr zusammenstieß.
    Drei Schritte noch! Zwei… einer…

    Der Pilzwirt schmatzte, dicker Schleim troff über sein Kinn. Er zuckte. Und setzte sich in Bewegung. Seine Klaue streifte Tharas Schulter – wahrscheinlich nur zufällig, aber Thara schrie auf und rannte los. Hinaus aus der Zelle, blindlings den Gang entlang. Sie drehte sich nicht um.
    Sie wusste, was sie verfolgte.

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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Arzu ist offline
    In den dunklen Tiefen der Katakomben verlor sich als erstes das Zeitgefühl. Welchen Weg Olivia und Arzu einschlugen, er kam ihnen gleichermaßen bekannt wie unbekannt vor. Wer konnte sagen, wie viele Male sie rechts oder links abgebogen waren? Für die Schwarzmagierin stand inzwischen fest, dass es ein großer Fehler gewesen war, überhaupt einen Fuß in dieses Labyrinth gesetzt zu haben. Sich bei ihrer Begleiterin darüber auszulassen, war allerdings völlig sinnlos. Olivia murmelte weiterhin zu sich selbst oder in die abartige Tasche, die sie bei sich trug. Allein der Gedanke daran, was sich in dieser Tasche befand, ließ Arzus Magen umdrehen.
    Der Zauber, den die Varanterin inzwischen auf den absurden Namen Schattenlicht getauft hatte, bewies sich als hilfreiches Werkzeug im Netz der finsteren Gänge. Mehr als einmal hatte er Arzu davor bewahrt, über einen zu groß geratenen Pilz oder eine verknotete Schlinge zu stolpern. Irgendetwas sagte ihr, sie müsste sich tunlichst von dem Fungus fern halten, der die Wände überall bedeckte. Einer Aufforderung, der sie nur zu gerne nachkam. Dabei zu helfen war leider auch das einzige, zu dem das Schattenlicht imstande war.
    Um in der eintönigen Umgebung und in Ermangelung eines adäquaten Gesprächspartners nicht den Verstand zu verlieren, versuchte Arzu zu verstehen, wie ihr experimenteller Zauber überhaupt wirkte. Er war ein Lichtzauber und dann auch wieder nicht. Statt Licht zu spenden, fraß er die Schatten und ließ eine hellere Umgebung zurück. Doch so sehr die Schwarzmagierin ihren Kopf darüber zerbrach, ergab das keinen Sinn. Es versteckte sich schließlich kein Licht in diesen Gängen, das wie unter einer Decke von Schatten verborgen lag. Woher kam also das fahle Licht? Zuletzt warf Arzu innerlich ihre Hände in die Höhe und gab sich geschlagen. Es war Magie. Das musste keinen Sinn ergeben!
    Schließlich erreichten sie eine Kreuzung. Für sich genommen keine Besonderheit. Waren sie schließlich schon an Dutzenden vorbeigekommen. Diese jedoch unterschied sich von den anderen. Das Pilzgeflecht, welches die Wände bisher bedeckte hatte, fand hier ein jähes Ende. Was folgte sah eindeutig auch nach dem Fungus aus, doch war er grau und porös wie ein altes Hornissennest. Da und dort blätterte die Substanz von den Wänden ab und gab den Blick auf das darunterliegende Mauerwerk frei.
    Kurz sah Arzu zu Olivia herüber. Sie würde ihr hier keine Hilfe sein. Gab es überhaupt jemanden, der ihr erklären konnte, was hier vor sich ging? In dem Wälzer, in dem sie über das Kastell gelesen hatte, fand sich keine Erwähnung von Pilzen. Weder wachsend noch zerfallend.
    Deshalb entschied sich Arzu schließlich dazu, den Weg fortzusetzen. Wo immer er die beiden Varanterinnen auch führen würde.

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