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    Waldläufer Avatar von Tor zum Kastell
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    Tor zum Kastell ist offline

    Das Kastell des ZuX #97

    Epilog

    Auf des Gebirges breit hinfließend kahlem, höchstem Gipfel
    Erhebt sich, schwarz aufragend, aus gemauert' kunstvoll Stein,
    Ein Schloß, hoch droben über all der Wälder schwankend Wipfel.
    Eine Faust, die noch den Wolken droht, so scheint's zu sein.

    Doch schnell sie ziehen hin über das ragende Gemäuer,
    Nur Windes Stimme an des Giebels scharfem Grat gewetzt.
    Und selbst der Sturm über die steingeschnitt'nen Ungeheuer,
    Gargylen, Wyrme, zähnefletschend Drachen, ist entsetzt.

    Regenfäden in der Luft, gemacht wie feinster Zwirne.
    Millionen Tropfen auf der dunklen Mauer Stein hernieder
    Sinken, nein: sie schlagen auf die harten Felsenstirne
    Der Buckelquader, die vor Nässe glänzen, immer wieder.

    In diesem Augenblick der Glanz, der auf den Mauern liegt,
    Wird offenbar in seiner ganzen unnahbaren Pracht.
    Denn ein gewaltig Blitz sich plötzlich an die Dächer schmiegt
    Und sein gleißend Licht schickt durch die Düsternis der Nacht.

    Zischend greift er nach dem Turm, der ihm entgegenstrebt.
    Der siedend Äther brüllt den Schmerz hinaus, der ihm geschieht.
    Wände zittern, Scheiben klirren und die Erde bebt
    Wenn Donners Hall entrollt über den schwarzen Himmel zieht.

    Doch unergründlich tief in Berges Fels verankert hält
    Der Bau den ungestümen Elementen stand und ragt
    Den Ungebilden, die die Götter schicken durch die Welt,
    Entgegen, trotzt dem Zahn der Zeit, der rastlos an ihm nagt.

    Mag auch die Gewalt des Sturmes, Blitz und Frostes Kälte
    Von außen ohne Unterlass die hohen Mauern geißeln
    Wenn es einen sich'ren, stillen Ort zu wählen gälte,
    Wär's das Kastell, an dem umsonst der Wetter Kräfte meißeln.

    Denn Einlaß ist den Stürmen, Feinden aller Art verwehrt.
    Obwohl seit unerdenklich Zeiten sie die Mauern wetzen,
    Bleiben sie doch glatt und blank und völlig unversehrt
    Und niemand kann sein Zeichen in die steilen Wände setzen.

    Beschützt durch göttlich Geist vor allem Unbill, das die Welt,
    Gepeinigt durch den ewig während Streit auf ihrem Rücken,
    Der alles seit dem Anbeginn in stetem Wandel hält,
    Durch die Sphären schickt, um ihre Schmerzen auszudrücken.

    Als Schlachtfeld für der mächt'gen Götter endlos Streit und Hader,
    Ist sie einst von ihnen selbst erschaffen aus dem Nichts.
    Gedanken wurden festgefügt zu Fels mit erzen Ader
    Vielfach gefaltet durch die Kraft des eigenen Gewichts.

    Und Wasserstrudel, Ozeanen gleich, alles verschlingend
    Brachen unaufhaltsam sich verwüstend ihre Bahn.
    Streitend schufen beide Brüder, miteinander ringend,
    Geschöpfe, nur zu Nutze für des Kampfes endlos Wahn.

    Und wenn die grellen Blitze zucken um die Mauern des Kastells
    Die winzig Menschen in den düstren Hallen lächeln nur
    Denn sie wissen, Sturm mit Blitz und Donner nagt, als gelt's,
    Zu spielen mit dem einzig standhaft Ding auf weiter Flur.

    In dem Krieg der Götter, die die Elemente nutzen,
    Sind Menschen nur Figuren in dem endlos während Spiel;
    Und trotzdem steht ihr höchster Sinn danach, der Welt zu trutzen,
    Das Schicksal aufzuhalten ist der Menschen ewig Ziel.

    Höchste Macht die Magier sich zu Eigen machen schaffen,
    Verführte Beliars und seinen Zielen untertan?
    Weise Hüter alten Wissens, wo sonst Lücken klaffen?
    Vielgestaltig wars, was staunend die Besucher sah'n.

    So wird sich jeder, der dies Haus einst zu betreten wagte -
    vielleicht aus freiem Will‘n allen zum Trotze hierher kam -
    Aus mancherlei Gerüchten, die der Mund des Volke sagte,
    Ein Bild von dem Kastell erschaffen haben, das ganz wundersam.

    Nur kann die fabelreichste Mär der Wahrheit nicht gereichen,
    Sind doch Erzählungen und auch Berichte dieses Orts,
    So ausgeschmückt – der wahre Kern vor langem musste weichen.
    Doch gibt es einen Weg, zu sehn des Augenzeugen Worts.

    Caput I: Die Bibliothek

    Das Tor jedoch, in dieses Haus, es ist sorgsam verschlossen,
    Zwei Wächter weisen jeden, der es wagt, zu stören, ab.
    Doch schafft er es, der ernsten Hüter Fragen ganz entschlossen
    Zu entgegnen, werden still und stumm sie wie ein Grab.

    Und gleich die hölzern Flügel dieser großen, hohen Pforte,
    Ihre eisern Bänder, die wie verzierte Ranken blühn,
    Mit denen sie beschlagen, und auf denen magisch Worte;
    Sie schwingen auf und all die Worte fangen an zu glühn.

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    Grünauge  Avatar von Sinistro
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    Natürlich kannte der Grünäugige die steinerne Figur des Vabun und er hatte sich auch schon mit der Geschichte des Kastells beschäftigt, ein wenig erinnerte ihn die Goblininvasion hier im ersten Stock an Etwas, mit dem er sich vor Dekaden beschäftigt hatte. Nichtsdestotrotz hatte sich der von den beiden Frauen beschriebene, steinerne Magier seit Sinistros Ankunft an diesem Ort nicht blicken lassen.
    Der Hohepriester griff nach dem Brot und bemühte sich, eine Scheibe abzuschneiden. Leider war es ein wenig fester, als es sein sollte und so mühte er sich sägend und leise fluchend durch den Laib.
    „Das Beschwören eines Skeletts samt Zweihänder zum Teilen eines Brotes ist dekadent und unnötig, prahlerisch und entspricht nicht dem Grundsatz, schonend mit seinen magischen Kräften umzugehen“, murmelte er mehr zu sich selber, aber dennoch so laut, dass auch seine beiden Lehrlinge es hören mussten.

    Aus den Augenwinkeln konnte der Lehrmeister während seiner Strapazen mit dem Brot erkennen, wie sich Arzu ein wenig mehr mit der Schattenflamme und ihrem neu erworbenen Können befasste. Sie schien sich selber schon relativ sicher in dem, was sie tat, und der Lehrmeister registrierte es, ging aber nicht näher darauf ein.
    Thara hingegen saß immer noch auf ihrem Stuhl und schien unglücklich darüber, wie sich ihre erste magische Erfahrung darstellte.
    Der Magier versuchte, sie zu ermutigen, es einfach erneut zu probieren – aber erst, wenn sie sich ausreichend gestärkt fühlte. Außerdem wollte er sich hinter sie stellen, um sie auffangen zu können, sollte sie erneut die Kontrolle verlieren.

    Und als die Drei in diesem eigentlich ruhigen und friedlichen Moment beieinandersaßen, um sich ein wenig von den Strapazen der Flucht vor den Goblins zu erholen und die erste magische Lektion zu verdauen, hörte man ein lautes Dröhnen und Donnern, gefolgt von einem lauten Klopfen an eines der Fenster des Refektoriums. Es klopfte, als wären mehrere, vielleicht hunderte kleine Hände gleichzeitig am Werk, das Glas zu durchdringen. Es klopfte und kratzte, als wollten sie herein und sich ebenfalls erholen, bevor sie ein Werk der Zerstörung fortsetzen konnten. Es klopfte, hämmerte und kratzte eine Heerschar von Goblins an die Fenster des Speisesaals und begehrten Einlass.

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Es noch einmal versuchen…
    Thara nagte gedankenverloren an einer zähen Scheibe Brot. Sinistro hatte leider kein Streichfett aus der Küche mitgebracht, wohl in der Annahme, dass das Brot hier so frisch und weich sein würde wie im echten Kastell. Aber Thara ließ sich davon nicht sonderlich stören. Sie war deutlich schlechteres Essen gewöhnt, und außerdem mit ihren Gedanken bei etwas ganz anderem: Der Magie.
    Sie drehte ihre linke Hand hin und her und betrachtete sie, als wäre sie ein Fremdkörper, den sie zum ersten Mal in ihrem Leben sah. Sinistro war offenbar der Meinung, dass ihr erster Versuch, mit der Magie umzugehen, gar kein Fehlschlag gewesen war. Ihr selbst fiel es allerdings noch immer schwer, das zu glauben. Arzu ließ inzwischen eine kleine, dunkle Flamme über ihrer Handfläche entstehen und erstickte sie gleich darauf wieder, bevor sie irgendwelchen Schaden anrichten konnte. Thara runzelte sie Stirn und schaute weiter auf ihre eigene Hand. Ob sie das auch könnte? Magie heraufbeschwören und… in Zaum halten? Der Magie ein Ziel geben, hatte Sinistro gesagt…
    Fast schon unbewusst begann sie, leichte Bewegungen mit den Fingern auszuführen, und spürte schon nach kurzer Zeit wieder diese leichte Wärme in den Fingerspitzen, die sich langsam über ihre Hand ausbreitete.
    Jetzt bloß nicht die Kontrolle verlieren… vorsichtig!
    Thara bemerkte gar nicht, dass ihr eine Scheibe Brot im Mundwinkel hing, von der sie eigentlich gerade hatte abbeißen wollen, so sehr konzentrierte sie sich auf die Magie. Sie versuchte, darauf zu achten, dass die Energien sich nicht wieder verselbstständigten, und stellte sich vor, ebenso wie Arzu eine kleine, kontrollierte Schattenflamme zu erzeugen. Vorsichtig… voooorsichtig...!
    Und tatsächlich gelang es ihr! Ein blaues Flämmchen, kaum größer als eine Kerzenflamme, flackerte über ihren Fingerspitzen auf. Ein seltenes Triumphgefühl überkam sie (Vielleicht bin ich ja doch nicht völlig nutzlos?), verpuffte aber sofort wieder, als sie merkte, wie die Flamme ohne ihr bewusstes zutun größer wurde. Und größer…
    Ein Ziel! Sie musste der Magie ein Ziel geben! Aber wo, was? Hastig sah sie sich um. Jetzt erst bemerkte sie den Lärm von den Fenstern her – zuvor war sie zu sehr in die Beschwörung der Schattenflamme vertieft gewesen, um noch etwas von ihrer Umgebung mitzubekommen. Goblins! Dutzende, vielleicht mehr! Sie bildeten Räuberleitern oder kletterten mit erstaunlichem Geschick an der Außenwand des Kastells herum, um an die Fenster des Reflektiriums heranzukommen, auf die sie mit ihren kruden Waffen einhackten.
    „Die Go… die Go-Go…”, stotterte Thara entsetzt. Im selben Moment, da ihre Konzentration nachließ, fauchte die Schattenflamme in ihrer Hand und schwoll mit einem Mal an. Es sah wieder aus, als wäre ihr ganzer Unterarm in dunkles Feuer gehüllt und die Magie stach mit tausend kleinen Nadeln in ihre Haut.
    Ein Ziel!
    Ohne nachzudenken, schleuderte Thara die Schattenflamme einfach auf die Goblins. Das Geschoss flog zischend durch die Luft, nicht in einer geraden Linie, sondern in einer scheinbar zufälligen, korkenzieherartigen Bahn rauschte es durch die Länge des Speisesaals, prallte einmal, zweimal von der Wand ab und traf schließlich eines der Fenster, hinter dem die Goblins auf- und übereinander krochen. Der hölzerne Fensterrahmen wurde augenblicklich von schwarzem Feuer erfasst und verkohlte innerhalb von Sekunden, Glas splitterte, und das Gekreisch der Goblins wurde um ein Vielfaches Lauter: Triumphierend sprangen die ersten der Biester durch das zerstörte Fenster und reckten herausfordernd ihre kruden Waffen in die Höhe.
    Thara schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Sinistro und Arzu.
    „…‘tschuldigung!“

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    Grünauge  Avatar von Sinistro
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    Sinistro ist offline
    Sinistros Augen weiteten sich, seine Lippen spitzen sich und er gab ein stimmloses „Ohh“ von sich, als er sah, was Thara, der kleine Unglücksvogel, geschafft hatte. Instinktiv griff er nach den Oberarmen seiner beiden Lehrlinge und zog sie eher unsanft hinter sich, um ein wenig Abstand zwischen sie und die Goblins zu bringen. Die ersten kleinen Monster hatten ihren Weg durch das Fenster gefunden und stürmten voran, der Lehrmeister drängte die Frauen zurück und fuchtelte, während er die Goblins nicht aus den Augen ließ, wild mit den Händen umher. Wieder sah es so aus, als puzzelte er ein unsichtbares Puzzle und nach ein paar Augenblicken zeigte sich das Bild, das der Hohepriester zusammengesetzt hatte.

    Vor dem Haufen an Goblins, die auf den Magier und die beiden Magierinnen zustürmte, entstanden drei Skelettkrieger, die die kleinen Monster um mehr als das Doppelte überragten und die jeder mit einem Zweihänder, der beinahe ebenso groß war wie sie selbst, auf die Goblinschar einschlugen.
    Ein Goblin nach dem anderen wich aus, verteidigte sich und wich zumindest zunächst zurück, doch lange wäre diese kleine Armee an Skelettkriegern nicht in der Lage, die gesamte Flut an Goblins aufzuhalten.
    Es verschaffte den drei Unglücklichen jedoch ein wenig Zeit, um weiter zurückzuweichen und sich kurz zu beraten.
    Wobei beraten in diesem Moment das falsche Wort war. Der Grünäugige hatte das Kommando übernommen und seine Lehrlinge gebeten, wieder und wieder den Zauber, den sie zwar noch nicht beherrschten, aber zumindest kannten, auf die auf sie zustürmenden Goblins zu feuern. Er selbst versuchte, die magische Verbindung zu den Skeletten möglichst lange aufrecht zu erhalten, um ihnen weiterhin Zeit zu verschaffen, zumindest eine Barrikade oder noch besser, eine verschließbare Türe zwischen sich und die grünhäutigen Viecher zu bringen.
    Er konnte nur hoffen, dass das, was die beiden Frauen bisher erlernt hatten, zumindest für diesen kurzen Moment ausreichte.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Arzu ist offline
    In diesem Moment stand für Arzu fest, dass Thara sich wirklich besser auf das Schleichen konzentrieren sollte. Das dürre Mädchen richtete schließlich mehr Schaden als die Goblins an! Für die Varanterin war es fast, als ob sie ihrer kleinen Schwester dabei zuguckte, wie sie mit Streichhölzern spielte. Zum Glück hatte Arzu keine Schwester, denn der hätte sie die Ohren für so was lang gezogen. Doch selbst dafür bliebe im Augenblick keine Zeit.
    Die Skelettkrieger des Schwarzmagiers hielten sich zwar wacker, nur strömten immer mehr Goblins nach als gäbe es irgendwo ein Nest von den Biestern. Dass Sinistro sie nun anwies, ihre gerade erst entdeckte Zauberformel zur Verteidigung einzusetzen, ließ Arzu um ihr Leben bangen. Welcher Feldherr schickte denn grüne Rekruten an die Front!? Doch auch für diese Überlegung blieb im Augenblick keine Zeit!
    Unter Druck versuchte Arzu ihr bestes, um die kleine schwarze Flamme wieder zu beschwören. Die Handflächen nah beieinander, fokussierte sie ihren Blick auf den imaginären Punkt dazwischen und tat ihr Möglichstes dabei das Kampfgetümmel um sich herum auszublenden. Plötzlich flog ein Schädel über ihren Kopf hinweg.
    »Mish mumkin!«, schwor Arzu und verlor den Fokus.
    Der Schädel hatte zu einem der Skelettkrieger gehört. Ein Goblin, der auf den Schultern eines anderen Goblins sah, hatte ihn mit einem gezielten Schlag vom Rest des Skelettes getrennt. Zumindest machte es den Anschein, als ob der Untote auch ohne Kopf noch einigermaßen Kampfbereit war.
    Erneut beugte sich Arzu über ihre Hände und konzentrierte sich auf die Beschwörung. Dieses Mal - womöglich durch den fliegenden Schädel an die Dringlichkeit erinnert - gelang es der Varanterin. Das schwarze Flämmchen flackerte zwischen ihren Handflächen. Nur gab es ein Problem. Während sie den Zauber sicherer als Thara beherrschen mochte, fehlte es ihrer Schattenflamme an der Durchschlagskraft. Mit pochendem Herzen suchte Arzu in sich die Kraft, die allgegenwärtigen magischen Ströme zu erschließen. Dann spürte sie es. Als sei ein Damm gebrochen, strömte die Magie zwischen ihren Fingern hindurch und nährte das schwarze Flämmchen bis es schließlich zur Größe einer kleinen Melone herangewachsen war.
    Arzu blickte in die Schwärze der Flamme und entdeckte einen winzigen weißen Kern, der bis zur Oberfläche hindurch schimmerte. Hieß das, der Zauber war bereit? Aber wie sollte die Varanterin ihn losschießen?
    Ein Ziel! Das hatte Sinistro zu Thara gesagt, als sie ein Inferno beschworen hatte. Vielleicht war es tatsächlich so einfach. Geschwind blickte Arzu auf und das erste, was ihr ins Auge fiel, waren die beiden aufeinander sitzenden Goblins. Die großen Augen der Schwarzmagierin visierten die Mitte des Gespanns an und sie drückte dann buchstäblich die schwarze Flammenkugel von sich. Von einem unwirklichen Fauchen begleitet, raste das Geschoss dem Ziel entgegen.
    Als sie traf verbrannte die Flamme nicht, sondern löste das Gesicht des einen Goblins und die Beine des auf den Schultern sitzenden Goblins regelrecht auf. Augenblicklich krachten die beiden Monster zusammen. Den unteren hatte es so hart getroffen, dass er sich nicht mehr rührte, während der obere panisch die schwarzen Flammen versuchte zu ersticken. Es war ein unglaubliches Schauspiel und Arzu durchfuhr ein berauschendes Gefühl der Macht. Wieder zeichnete sich das diabolische Grinsen auf ihrem Gesicht ab. Sie wollte mehr! Und wenn es nur eine einzige weitere Schattenflamme wäre, sie wollte mehr!

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara ist offline
    Wie eine betrunkene Gans zischte die Schattenflamme auf einer chaotischen, korkenzieherartigen Bahn durch die Luft, bis sie schließlich in einen Goblin in den hinteren Reihen der Schar einschlug. Die Kreatur hatte kaum Zeit, einen Schrei auszustoßen, als das schwarze Feuer innerhalb von Sekundenbruchteilen ihr Fleisch bis auf die Knochen zu Asche verbrannte. Das geschwärzte Skelett des Goblins machte noch einen, zwei Schritte nach vorn, bevor es endlich realisierte, dass es tot war, und in sich zusammenfiel.
    Thara wartete nicht ab und beschwor bereits die nächste Schattenflamme herauf, die zuerst in wunderbar gerader Linie auf einen Goblin zuraste, der einen Topf als Helm trug und mit einer nagelgespickten Keule bewaffnet war. Doch kurz bevor der Zauber sein Ziel erreicht hatte, lenkte er plötzlich scharf nach oben weg, wo er mit einem dumpfen Knall an der Decke zerplatzte und dabei einen faustgroßen, geschwärzten Krater hinterließ, der aussah, als wäre das Gestein geschmolzen worden.
    Thara fluchte leise. Sie hatte zwar keine Schwierigkeiten, eine Schattenflamme nach der anderen heraufzubeschwören, aber sobald die magischen Geschosse ihre Hände verlassen hatten, taten sie einfach, was sie wollten. Manche trafen die Goblins, von denen dann jeweils nicht viel mehr übrig blieb ein paar schwarzgebrannte Knochen, aber viele rauschten auch auf völlig unvorhersehbaren Flugbahnen über die Köpfe der kleinen Monster hinweg und entluden ihre zerstörerische Energie in Wänden und Mobiliar des Reflektorums.
    Wie machte Arzu das nur, dass ihre Schattenflammen immer schnurgerade auf ein bestimmtes Ziel zuhielten und einfach trafen? Lag es daran, dass die Varanterin sich mehr Zeit ließ beim Zaubern? Dass sie nicht gar so viel magische Energie in ein einzelnes Geschoss zu legen schien? Oder dass sie einfach die bessere Magierin war? Sehr wahrscheinlich letzteres.

    Die Lage wurde langsam immer brenzliger. So sehr die beiden jungen Magierinnen sich auch abmühten, eine Schattenflamme nach der anderen in die Goblinhorde zu jagen, reichte es bei Weitem nicht aus. Selbst wenn mal wieder einer von ihnen getroffen wurde und als verkohltes Skelett zu Boden ging, schienen die umstehenden Goblins den Anblick eher lustig als bedrohlich zu finden. Dass sie selbst die Nächsten sein könnten, kam ihnen wohl überhaupt nicht in den Sinn.
    Sinistros Skelette hielten zwar noch die Stellung, aber sie mussten mittlerweile auch immer wieder Treffer einstecken. Einem der untoten Krieger fehlten bereits einige Rippen, und derjenige, der seinen Schädel eingebüßt hatte, schlug mit weit ausholenden, ungezielten Hieben um sich – offenbar war er nicht mehr in der Lage, seine Gegner zu sehen. Damit hielt er zwar eine Weile die Goblins auf Abstand, aber schließlich kam es, wie es kommen musste: Das Skelett neben ihm machte einen Schritt zur Seite, um dem Angriff eines Goblins auszuweichen, und wurde von dem Kopflosen mit voller Wucht in den Rücken getroffen. Knochen brachen und das Skelett verlor seinen inneren Zusammenhalt, es taumelte noch einen Schritt nach vorn, dann begann es, einfach zu zerfallen und sich aufzulösen. Kurze Zeit später kündete nur noch eine rasch verblassende bläuliche Nebelwolke von seiner Existenz.

    Die Goblins streckten jubelnd ihre Waffen in die Höhe und verstärkten ihren Angriff. Thara fühlte langsam Panik in sich aufsteigen. Was würde passieren, wenn die kleinen Biester es schafften, die letzten beiden Skelette zu überwältigen? Was tat Sinistro eigentlich? Sie warf einen raschen Blick zu dem Hohepriester. Der stand da, seine Finger bewegten sich in der Luft und er murmelte lautlos Worte vor sich hin. Was auch immer er vorhatte, es wäre besser er würde sich beeilen!

    Das Krachen berstenden Holzes erfüllte den Raum, als das kopflose Skelett einen Stuhl zu Kleinholz verarbeitete, den es scheinbar für einen Goblin hielt, während die echten Goblins um es herumstanden und es anfeuerten.
    Plötzlich kam Thara ein Gedanke. Sie sah den Schädel des Skeletts weiter vorn in einer Ecke liegen. Wenn der Körper ohne den Kopf funktionierte, dann müsste doch auch der Kopf ohne den Körper funktionieren? Das Problem war nur, dass der Schädel mit dem Gesicht zur Wand lag. So konnte das Skelett natürlich nicht sehen, was vor sich ging!
    Das Mädchen schleuderte noch eine Schattenflamme in Richtung der Goblins (erst sah es so aus, also wollte das magische Geschoss in Richtung Deckengewölbe abdrehen, aber dann entschied sich die Magie wohl doch um und pulverisierte einen rundlichen Goblin, der sich gerade über ein Fass ranzigen Streichfetts hermachen wollte), tauchte dann unter einer von Arzus Schattenflammen hinweg und lief zu dem Schädel.

    Gerade wollte Thara ihn aufheben, als etwas sie von der Seite ansprang – ein Goblin, der sich ihr von links genähert hatte, so dass sie ihn wegen ihres blinden Auges nicht hatte kommen sehen. Kreischend landete das Biest auf ihr und riss sie von den Füßen. Thara versuchte, den Goblin von sich zu stoßen, aber der war kräftiger und wilder, als er aussah. Er drosch auf die junge Magierin ein und grabschte nach ihrem Gesicht, wobei seine scharfkantigen, abgebrochenen Fingernägel tiefe Kratzer hinterließen.
    Thara wehrte sich wie eine Besessene. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr, das Kastell hörte auf, das Kastell zu sein und wurde zu einer engen, stickigen Hütte. Der Gestank von Schweiß und Alkohol kroch ihr in die Nase und das raue, hämische Lachen des Goblins nahm eine ihr viel zu gut bekannte, tiefere Stimmlage an.
    „Du gehörst mir, und ich werde mit dir tun, was ich will!“, höhnte der Goblin, der kein Goblin mehr war. Die verzerrte Fratze über ihr, die ihr ihren nach fauligen Zähnen stinkenden Schnapsatem ins Gesicht blies, gehörte jemand viel Schlimmerem.
    Thara schrie. Das durfte nicht sein! Er war tot! Ihr Vater war tot! Und doch war er wieder da, hatte sie wieder in seiner Gewalt, wie früher. Sie wusste, was folgen würde. Die Schmerzen, die Erniedrigung, die Hilflosigkeit…
    Sie schlug nur noch wild um sich, versuchte mit aller Kraft, sich zu befreien, doch umsonst. Panik ergriff sie und ertränkte jeden klaren Gedanken. Es war, als würde sie in einen Abgrund aus Angst und Verzweiflung stürzen.
    Doch zugleich kam aus dem Abgrund etwas herauf. Etwas Dunkles, mächtiges, das Thara zu erfüllen begann, das sich mit ihrer Angst vollsog und sie fast greifbar werden ließ. Bis es aus ihr herausbrach…
    Der Goblin kreischte plötzlich auf und sprang von Thara herunter, wobei er unelegant auf dem Hintern landete. Ohne sich auch nur die Mühe zu machen, aufzustehen, krabbelte er rückwärts von dem Mädchen weg, wobei er es mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen anstarrte, als habe er einen Geist gesehen. Als schließlich die Wand einen weiteren Rückzug verhinderte, presste er sich zitternd dagegen. Ein anderer Goblin, der sich neugierig näherte, stockte plötzlich und wich dann langsam wieder zurück.

    Thara rappelte sich auf, zog ihren Dolch und fuchtelte damit in der Luft herum.
    „Lass mich in Ruhe! Du bist tot!“, rief sie. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. „Du bist tot! Du bist tot! Du bist… tot…“
    Sie stockte. Verwirrt ließ sie die Waffe ein Stück sinken und sah sich um. Langsam wurde ihre Sicht wieder klar. Das Kastell… sie war im Kastell, nicht in ihrer alten Hütte in Thorniara. Und ihr Vater? Ihr Vater war…
    „Tot“, murmelte sie. Er war nicht hier. Hier war nur dieser verfluchte Goblin. Hass stieg in ihr auf, unbändiger Hass, der ihre Angst und ihre Panik davonschwemmte. Ohne zu zögern stürmte sie auf den Goblin zu, der sich noch immer furchtsam gegen das Gemäuer drückte, und rammte ihm den Dolch ins Auge. Die Kreatur war auf der Stelle tot, aber Thara reichte das nicht. Sie zog die Waffe wieder heraus und stach noch einmal zu, und noch einmal und noch einmal. Blind vor Wut hackte sie auf den leblosen Körper ein, ließ ihre Frustration und ihre Verzweiflung an ihm aus, bis sie ablassen musste, weil sie kaum noch Luft bekam. Keuchend ließ sie sich auf den Boden sinken.
    Mit ausdrucksloser Miene betrachtete Thara ihr ‚Werk‘. Der Körper des Goblins lag in einer immer größer werdenden Blutlache, zerfetzt und aufgeschnitten an so vielen Stellen, dass er kaum noch zu erkennen war.
    Was war passiert?
    Langsam kam sie wieder zu sich. Sah sich um. Sah Arzu, die wunderschöne Arzu, wie sie eine Schattenflamme in die Goblinhorde feuerte. Sinistro, der noch immer dabei war, irgendeinen Zauber zu formen. Die beiden Skelettkrieger, sie versuchten, sich der wachsenden Übermacht zu erwehren.
    Die Skelett–
    Natürlich! Jetzt fiel es ihr wieder ein. Der Schädel! Thara kroch zu ihm und drehte ihn so hin, dass seine leeren Augenhöhlen auf den Kampf gerichtet waren. Das kopflose Skelett, das gerade noch in ein Duell mit einem Tisch verwickelt gewesen war, hielt plötzlich einen Augenblick lang inne, dann wirbelte es mit der Eleganz eines Tänzers herum und spießte einen völlig überraschten Goblin mit der Spitze seines schartigen Zweihänders auf.
    Thara lächelte erschöpft.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Schritt für Schritt wichen die Schwarzmagier vor der schier endlosen Schar von Goblins zurück. Für jede Kreatur, die sie oder die Skelette niederstreckten, schienen zwei weitere nachzurücken. So wollte Arzu es nicht enden lassen. Gerade erst hatte sie den ersten Geschmack von Magie erfahren und es sollte nicht der letzte sein! Dieser Gedanke gab ihr Kraft eine Schattenflamme nach der anderen in die Horde der Monster zu schleudern. Tatsächlich war es aber so, dass ihr Zauber mit jeder weiteren Beschwörung schrumpfte und Arzu obendrein schnell erschöpfte. Es war keine körperliche Erschöpfung, sondern vielmehr eine geistige. Ihr fiel es zunehmend schwerer, sich zu konzentrieren, als hätte sie mehrere Nächte nicht geschlafen.
    Wenn die Magie allgegenwärtig um sie herum existierte, wieso konnte sie nicht endlos ihre Kraft daraus ziehen? Eine Frage, die die Varanterin ihrem Lehrer stellen würde, wenn sie das hier überlebten.
    Bei diesem Gedanken blickte Arzu zu ihren Begleitern herüber. Ihr drängte sich die Frage auf, was Sinistro dort heraufbeschwor. Immerhin hatte Thara davon gesprochen, dass der Schwarzmagier einen Golem rufen konnte. Dauerte es tatsächlich so lange oder war Sinistro einfach nur unfähig? Was es auch war, sie hatten keine Zeit dafür! Indes hatte sich Thara abermals mit frischem Blut beschmiert. Es machte den Eindruck, als ob sie Blut und Gedärme magisch anzog. Zumindest machte sich das dürre Mädchen nützlich!
    Ein lautes Krachen ließ Arzu den Kopf herumreißen. Knochen flogen durch die Luft und kündigten das Ende eines weiteren Skeletts an. Gehüllt in den Staub zerbersteter Knochen stand ein wahrer Schrank von einem Goblin. Natürlich war er immer noch um einiges kleiner als die drei Schwarzmagier, besaß dafür aber das Dreifache an Muskelmaße.
    »Arnold! Arnold! Arnold!«, feuerten die anderen Goblins ihren Kameraden an. Der ließ sich nicht lange bitten und hechtete dem letzten Skelett entgegen. Mit einem mächtigen Hieb seine Keule zerstörte Arnold die beschworene Kreatur.
    Nun stand nichts mehr zwischen den kleinen Biestern und den Schwarzmagiern. Arzu wusste, dass sie nicht mehr dazu im Stande war, auch nur noch eine einzige Schattenflamme mehr zu manifestieren. Nicht mal ein Flämmchen. Ihre großen Augen blickten verzweifelt zur Thara und Sinistro herüber. Dabei entdeckte sie im Augenwinkel einen gigantischen Kronleuchter unter der Decke. Viel zu groß, als dass ihn etwas anderes als Magie dort oben festhielt. Arzus Gedanken rasten.
    »Thara!«, schrie die Varanterin plötzlich und zeigte auf den Kerzenleuchter. »Schieß das Ding ab!«
    In einem war sich Arzu sicher. Nämlich, dass Tharas Beschwörungen ein heilloses Chaos anrichten würden!

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Arnold, der Muskelgoblin, führte eine eisenbeschlagene Keule, die größer war als er selbst, in seinen Händen aber kaum mehr zu wiegen schien als eine Feder. Er hatte das letzte Skelett mit einem einzigen Schlag pulverisiert und reckte jetzt triumphierend seine Waffe in die Höhe, wobei er sich an die anderen Goblins wandte, sie sich kichernd und kreischend hinter ihm zusammenscharten, und brüllte ihnen etwas in ihrer Sprache zu: „Wots best in leif?“, rief er, offensichtlich eine rhetorische Frage, die er gleich darauf selbst beantwortete: „Tu krasch jur enemies, zieh sem driwen bifor ju, änd hier se lamendäischn of se wimen!“
    Bei den letzten Worten grinste er bösartig und ließ seinen Blick zu Arzu und Thara wandern.
    „DU …“, rief plötzlich Sinistro und fixierte den kleinen Muskelprotz, wobei er die Hände auf Kopfhöhe zusammenschlug.
    „… KOMMTST NICHT…“
    Der Hohepriester ließ die Hände kraftvoll nach unten fahren, als wolle er einen Stab in den Boden rammen.
    „… VORBEI!“
    Kaum hatte Sinistro die Worte ausgesprochen, als sich hinter ihm eine verschwommene, schattenhafte Kreatur manifestierte. Thara glaubte, ledrige Flügel und einen spitz zulaufenden Körper erkennen zu können, aber so plötzlich die Kreatur erschienen war, verschwand sie auch schon wieder – oder besser, sie löste sich förmlich auf, ihr Körper zerfloss wie schwarzer Nebel, der sich als wabernde Barriere vor Sinistro aufbaute und die Schwarzmagier von den Goblins trennte.
    Arnold kreischte ungehalten und sprang auf Sinistro zu, prallte aber von der Barriere ab, als wäre er gegen eine massive Mauer gesprungen.
    „Okay, und… jetzt?“, wollte Arzu wissen und sah sich um. Sinistro biss die Zähne zusammen. Er sah angestrengt aus. Kostete ihn das Aufrechterhalten des magischen Schildes tatsächlich so viel Kraft?
    „Wartet… einen Moment! Er ist gleich hier!“
    „Wer?“
    Sinistro antwortete nicht. Arnold hatte sich wieder aufgerappelt und begann, wutentbrannt mit seiner riesigen Keule auf den magischen Wall einzudreschen. Immer, wenn die Waffe auf die Magie traf, sprühte es Funken und Wellen zogen über die magische Barriere. Zudem wirkte es, als würde Sinistro selbst die Schläge spüren. Jedes Mal zuckte er leicht zusammen. Es bereitete ihm sichtlich mehr und mehr Mühe, die Magie aufrechtzuerhalten.
    „Gleich…“, ächzte er, aber Arzu sah nicht überzeugt aus.
    „Thara, mach schon!“, rief sie, „Der Kronleuchter!“
    An der Decke, ziemlich genau über der Stelle, an der Arnold stand und Sinistros magische Barriere bearbeitete, hing ein gewaltiger, schmiedeeiserner Lüster, schwarz wie die Nacht und mit hunderten verschnörkelten Schmuckelementen verziert und überzogen mit dem blutroten Wachs unzähliger Kerzen.
    Thara verstand. Sie fing an, die Magie für eine Schattenflamme zwischen ihren Händen zu sammeln und betete zu Beliar, dass der verdammte Zauber auch treffen würde! Mit aller Macht konzentrierte sie sich auf die Verankerung des Kronleuchters, während sie mehr und mehr magische Kraft zusammenzog. Ihre Hände waren bereits von lila-bläulichen Flammen umgeben und sie hatte das Gefühl, die Magie kaum noch kontrollieren zu können, aber die Kettenglieder des Leuchters waren mehr als nur massiv. Sie würde all die Kraft brauchen, wenn sie eine Chance haben wollte...
    Ein wenig mehr Magie noch… ein wenig… mehr…
    Mit einem gewaltigen Fauchen zischte die Schattenflamme los. Die Magie war so stark, dass sie Thara von den Füßen warf. Mal wieder landete das Mädchen unsanft auf dem Boden, merkte es aber kaum, da es mit fast ungläubigem Staunen der Flugbahn des Geschosses folgte – schnurgerade auf die Verankerung des Kronleuchters zu!
    Der Einschlag entfachte ein wahres Inferno. Alle 666 Kerzen flammten mit einem Mal auf, wobei regelrechte Stichflammen in die Höhe schossen, und der Lüster schaukelte bedrohlich, als ein Großteil seiner Deckenhalterung aufgelöst wurde.
    Er schaukelte… aber er fiel nicht!
    „Verdammt!“, rief Arzu, „Noch einmal!“
    Thara rappelte sich auf, aber bevor sie mit einer erneuten Beschwörung beginnen konnte, ließ ein ohrenbetäubendes Klirren hinter ihnen die beiden Magierinnen herumfahren. Im Rahmen eines Fensters, dessen kunstvolles Buntglas nun in Scherben über den Boden verteilt lag, saß eine riesige, skelettierte Kreatur – ein Adler, groß wie drei Männer, der sich kaum durch die Öffnung zwängen konnte. In seinen leeren Augenhöhlen glommen kleine blaue Lichter und die Knochen seiner Flügel wurden von schwarzen Schatten umflossen, die Federn zu imitieren schienen.
    „Endlich!“, keuchte Sinistro, dessen Kräfte sich sichtlich dem Ende zuneigten, „Er… wird uns in Sicherheit bringen! Schnell jetzt!“
    Der Adler sprang vom Fenstersims und ließ sich auf dem Boden nieder, die Flügel leicht gespreizt. Arzu begriff sofort, was Sinistro beabsichtigte, und zog Thara hinter sich her. Der untote Adler machte sich noch ein wenig kleiner und ließ die beiden Frauen auf seinen Rücken klettern.
    Es war in diesem Moment, dass Arnold mit seiner Keule noch einmal gewaltig ausholte und der magische Schild, den Sinistro bis zu diesem Moment hatte aufrechterhalten können, mit einem Knall zerbarst. Und im selben Augenblick löste sich auch der Kronleuchter. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen stürzte der riesige Lüster zu Boden und begrub dabei etliche unglückliche Goblins unter sich. Doch nicht nur das: Der Aufprall ließ Marmorplatten und Dielen bersten und der Kronleuchter durchschlug glatt den Boden. Wo eben noch fester Untergrund gewesen war, gähnte nun auf einmal ein riesiges Loch.
    Arnold hatte den Absturz des Kronleuchters im letzten Moment kommen gesehen und war nach vorn gehechtet, wodurch er dem Aufprall entging, doch jetzt verschwand plötzlich der Boden unter seinen Füßen. Fast hätte ihn einfach in die Dunkelheit verschluckt, doch gerade so bekam er den Saum von Sinistros Robe zu fassen, bevor er in das Loch stürzte. Der Schwarzmagier, der sich gerade mit seinem siegesgewissen Lächeln seinen Schülerinnen zugewandt hatte, wurde von den Füßen gerissen und rutschte auf das Loch zu. Er krallte sich noch verzweifelt an ein paar hervorstehende Bodendielen fest, aber er merkte schnell, dass es keinen Sinn hatte, zu kämpfen. Der schwere, muskelbepackte Goblin zog ihn unbarmherzig in die Tiefe, während die restlichen Goblins jetzt ungehindert von irgendwelchen Barrieren oder Skeletten den Raum stürmen konnten.
    Sinistro hob noch einmal den Kopf und richtete seine grünen Augen auf die beiden jungen Magierinnen, die entsetzt das Geschehen beobachteten:
    „Flieht, ihr Narren!“
    Dann ließ er los und verschwand in der Dunkelheit.
    Geändert von Thara (19.11.2023 um 00:17 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Nach diesem meisterlichen Schauspiel musste sich Arzu eingestehen, Sinistro Unrecht getan zu haben. Fern von dem was sie eingangs vermutet hatte, war der Schwarzmagier alles andere als ein Stümper. Auch wenn die Varanterin nicht wusste, was genau er dort beschworen hatte, stand außer Frage, dass es etwas sehr mächtiges gewesen sein musste. Jetzt war Sinistro tot. Daran gab es nichts zu rütteln und die beiden Schwarzmagierinnen waren wieder auf sich allein gestellt.
    Um das letzte Opfer nicht zu vergeuden, kletterten Thara und Arzu auf den untoten Adler. Keinen Augenblick zu spät. Die letzten Goblins, erzürnt durch den Tod ihres Champions, richteten ihre Wut auf die beiden Frauen.
    »Los, los, los!«, fauchte Arzu den Skelettadler an. Völlig geräuschlos erhobt sich die Kreatur und ließ das Fenster in Windeseile hinter sich. Die Flucht dauerte nicht lange. Einige Flügelschläge später durchbrach der untote Adler bereits ein Fenster im obersten Stockwerk des hohen Turms über dem Kastell. Ein Turm, der dem anderen Kastell verlorengegangen war. Kaum hatten Thara und Arzu wieder Boden unter den Füßen, zerfiel das beschworene Wesen, als hätte es niemals existiert. In diesem Moment fragte sich die Varanterin, wie Sinistro über seinen Tod hinaus diesen Zauber gewirkt hatte. Vielleicht lag es an dem magischen Netz, von dem er gesprochen hatte. Schließlich existierte das auch nach Sinistros Tod weiter. Ihr nächster Lehrmeister könnte dieses Rätsel gewiss lösen.
    »Bist du verletzt?«, fragte Arzu ihre Begleiterin. Da Thara die lästige Angewohnheit hatte, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Blut zu beschmieren, konnte man bei ihr niemals sicher sein, ob es das ihre war oder von einem anderen. Arzu war indes glimpflich davon gekommen. Ihr Kleid war zwar in Mitleidenschaft gezogen worden. Davon einmal abgesehen, plagte sie nur die Erschöpfung des Zauberns.
    Mit einem geräuschvollen Schnaufen ließ sich die Varanterin auf den Boden plumpsen. Eine Pause hatte sie sich jetzt redlich verdient.
    »Wir müssen Vabun finden.«, sagte Arzu. »Jetzt erst recht.« Sie zog ihr langes Haar über die Schulter. Es sah matt aus und fühlte sich längst nicht mehr so seidig an wie sonst. »Lass uns zur Bibliothek gehen. Vielleicht kann uns eines der Bücher ja etwas brauchbares über ihn verraten.«

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara schüttelte nur matt den Kopf, als Arzu sie fragte, ob sie verletzt sei. Nein, sie war nicht verletzt, jedenfalls nicht besonders. Ein paar Kratzer und blaue Flecken vielleicht, aber nicht mehr.
    Sinistro hingegen …
    „I-i-ich ha-habe … ich … habe …“
    Thara ließ sich kraftlos an der Wand hinabrutschen und schlang die Arme und ihre Knie.
    „Ich habe ihn getötet…“, flüsterte sie und schluckte schwer. Erfolglos blinzelte sie die Tränen weg, die sich in ihren Augen sammelten. „Es … e-es wa- … war m-meine Schuld! Wenn ich n-nicht die G-goblins hereingelassen hätte … dann … S-sinistro w-w-wäre noch am Leben!“ Ihr zierlicher Körper zitterte, als Thara vergeblich versuchte, ein Schluchzen zurückzuhalten. Es gab so viele Menschen auf der Welt, die den Tod verdienten, aber sie musste mit ihrer Dummheit und Unfähigkeit natürlich einen der Wenigen umbringen, auf die das nicht zugetroffen hatte!
    Sie wagte es nicht, Arzu anzusehen.
    „V-vielleicht s-s-solltest du lieber … o-ohne mich weiter. Ich … w-will dich nicht auch noch in … in Gefahr bringen! Wenn dir … wenn dir etwas passiert … dann …“ Thara zuckte hilflos mit den Schultern. Daran wollte sie nicht einmal denken! „Dir darf einfach nichts passieren!“, flüsterte sie schließlich.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Das kann ich jetzt echt nicht gebrauchen, dachte sich Arzu und schnaufte. Mit dem Tod Sinistros waren sie bereits genug gekniffen, so dass Tharas mentaler Zusammenbruch wirklich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt kam. Innerlich wägte die Varanterin ernsthaft ab, ob sie auf sich allein gestellt besser dran wäre. Nicht, um ihre Begleiterin völlig im Stich zu lassen - so wie Thara es gerade mit ihrem Heulkrampf tat. Arzu würde sie später wieder auflesen. Denn wenn das dürre Mädchen etwas konnte, dann unbemerkt in einer dunklen Ecke ausharren. Passieren würde ihr schon nichts.
    Letzten Endes entschied sich Arzu dagegen. Ihr eigener Zustand ließ stark wünschen übrig und damit war nicht das zerfetzte Kleid und ihre matten Haare gemeint - so wichtig diese auch sein mochte. Selbst wenn ihr Leben davon abhing, könnte Arzu im Augenblick höchstens ein Schattenfünkchen heraufbeschwören.
    »Hör mir zu!«, sagte die Schwarzmagierin und hockte sich vor ihre Begleiterin. »Was geschehen ist, ist geschehen. Sinistro hat sich ganz bestimmt nicht geopfert, damit wir hinter der nächsten Ecke krepieren, klar?!«
    Dann stand die Varanterin auf und sah sich um. Sie wusste, wo sie hier waren. Die Magier von damals hatten einen ziemlichen Aufriss gemacht, weil sie den Zugang zu diesem Turm nicht finden konnten. Dabei war es so einfach. Wie überall sonst in diesem Kastell, war die Inneneinrichtung dem Zahn der Zeit anheim gefallen. Vergilbte und zerrissene Seiten lagen überall auf dem Boden verstreut und in den Regalen wucherte Pilze über die Bücher. Der Geruch des feuchten Moders stand regelrecht im Raum.
    »Ich seh mich mal um.«, sagte die Schwarzmagierin ohne auf eine Antwort von Thara zu warten. Als Arzu den Raum verlassen hatte, fand sie sich in einem Treppenaufgang wieder, der sich um einen zentralen Kern schmiegte. Ursprünglich war sie davon ausgegangen, sich bereits im obersten Stockwerk des Turms zu befinden. In Wahrheit führte die Treppe noch weiter nach oben. Um sicher zu gehen, dass ihnen beim Abstieg später nichts und niemand in den Rücken fiel, erklomm Arzu vorsichtig die Stufen.
    Sie endeten in einem großen, kreisrunden Raum dessen Mitte eine gewaltige Glocke einnahm. Eine Staubschicht auf dem schwarzen Eisen verriet, dass sie seit Jahren nicht mehr betätigt worden war. Arzu versuchte sich zu erinnern, ob sie von der Glocke gelesen hatte. Ihr fiel nur ein, dass sie gegen Ende des Buchs erwähnt worden war. Doch zu welchem Zweck? Es wollte der Schwarzmagierin nicht einfallen.
    Dann entdeckte sie plötzlich ein Skelett auf der anderen Seite der Glocke. Es lag zusammengesackt am Boden. Neben sich eine Schüssel deren Inhalt sich in den Jahren zu Schimmel verwandelt hatte. Ein Zettel lag daneben. Gerade noch war das Geschriebene zu entziffern.
    »Nicht Malicant!«, las Arzu vor. »Gut, dass wir das geklärt haben.«
    Sie warf den Zettel beiseite und wollte sich gerade wieder zur Treppe begeben, als ein seltsames Geräusch auf sich aufmerksam machte.
    »Thara?«
    Für einen Moment hielt das Geräusch inne, dann ging es gleich wieder los. Es war fast wie Regentropfen. Tausende Regentropfen, die auf den Boden prasselten. Ein Schauer lief der Schwarzmagierin über den Rücken. Das konnten unmöglich Tropfen sein! Viel zu gleichmäßig folgten sie aufeinander. Es war doch mehr ein Rasseln.
    Geschwind rannte Arzu die Treppe hinab und fand Thara dort vor, wo sie sie zurückgelassen hatte. Das Rasseln dauerte an.
    »Wir müssen weg! Sofort!«, befahl die Varanterin und zog das Häufchen Elend von einer Begleiterin auf die Beine.

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara ließ sich widerstandslos von Arzu mitschleifen. Wahrscheinlich hatte die Varanterin recht – Sinistro hatte sich nicht geopfert, damit sie einfach aufgaben und auf den Tod warteten. Sie hatte daher versucht, sich wieder halbwegs zu beruhigen, während Arzu den Turm ausgekundschaftet hatte. Ein paar neue, frische Blutflecken tränkten den Stoff ihres Kleides. Nichts, was Arzu bemerken würde, aber der Schmerz half Thara, sich nicht gänzlich zu verlieren und sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
    … und damit auf das Wegrennen, auch wenn sie nicht wusste, wovor sie eigentlich flohen. Arzu hielt sich nicht mit Erklärungen auf, sondern zog sie einfach hinter sich her, während sie die Wendeltreppe nach unten rannte, manchmal zwei Stufen auf einmal nehmend. Thara musste sich Mühe geben, um Schritt zu halten. Immer wieder kamen sie an Zwischenetagen vorbei, aber Arzu hielt nicht an. Was auch immer es war, das sie so beunruhigte, sie wollte offensichtlich den größtmöglichen Abstand zwischen sich und es bringen.

    Schließlich endete die Treppe in einem größeren Zimmer, in dessen Mitte ein massiver Tisch stand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Räumen des Kastells, die sie bisher gesehen hatte, wirkte dieser sogar vergleichsweise … nun ja, nicht direkt aufgeräumt, denn es lag überall jede Menge Kram herum, den Thara auf den ersten Blick kaum identifizieren konnte, aber bewohnt – nicht seit Jahren dem Verfall anheimgegeben und mit Staub und Schimmel bedeckt. Am bemerkenswertesten waren jedoch die kleinen Statuen, die scheinbar wahllos in dem Zimmer verteilt waren: Steinerne Plastiken von Goblins, die so lebensecht wirkten, dass Thara jeden Augenblick erwartete, dass sie sich, wie Vabun, wieder zu Fleisch verwandeln und auf sie losgehen würden. Oder wegrennen – denn die Posen, die die meisten der Statuen einnahmen, sahen eher so aus, als würde der betreffende Goblin gerade voller Entsetzen auf irgendetwas starren, das ihn angriff. Der unbekannte Angreifer selbst war jedoch nirgendwo dargestellt.

    Arzu schenkte der seltsamen Dekoration kaum Beachtung. Nach kurzem Umsehen hatte sie hinter einem von der Decke hängenden Stoffetzen eine Tür entdeckt. Sie rannte hin und rüttelte an der Klinke, aber die Tür – eine von der massiven, eisenbeschlagenen Sorte – bewegte sich keinen Spaltbreit.
    „W-was ist … was ist los?“, wagte Thara vorsichtig zu fragen. Statt einer Antwort legte Arzu nur einen Finger auf die Lippen und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Thara hielt die Luft an und lauschte. Und tatsächlich – ein leises Trippeln, wie Regentropfen auf Stein, war vom Treppenhaus her zu vernehmen und wurde rasch lauter.
    „Ich weiß nicht, was das ist“, zischte Arzu, „Und ich will es auch gar nicht wissen! Aber das hier scheint der einzige Ausgang zu sein!“
    Thara sah sich hastig um und deutete schließlich auf einen großen Schrank in einer Ecke des Raumes: „V-vielleicht … k-k-können wir …“
    Arzu ließ sie gar nicht ausreden, sondern fasste sie direkt wieder am Handgelenk und zog sie zu dem Schrank. Wie sich herausstellte, war er zwar mit einigen Lumpen und Kram gefüllt, bot aber genug freien Platz, dass die beiden jungen Frauen, beide zum Glück nicht sehr groß gewachsen, sich hineinzwängen konnten. Vorsichtig, um keinen Lärm zu machen, schlossen sie die Schranktür so weit, dass nur noch ein schmaler Spalt blieb, durch den sie beide gebannt nach draußen spähten.

    Es dauerte nicht lange, bis es aus dem Treppenhaus ins Zimmer glitt. Thara konnte nicht genau erkennen, was es war, aber was sie sah, reichte aus, dass sie sich reflexartig an Arzus Oberarm festkrallte und nicht mehr zu atmen wagte.
    Es war riesig. Es hatte einen langen, biegsamen Körper wie eine Schlange, der in dem sonderbaren silbrigen Licht, von dem das ganze Kastell erfüllt war, ölig-schwarz glänzte. Die Gesamtlänge der Kreatur betrug sicherlich fast ein Dutzend Schritte, und ihr Durchmesser war groß genug, dass Thara wohl ohne Probleme auf ihr hätte reiten können. Seltsame Auswüchse befanden sich an dem, was Thara für das Kopfende hielt – Fühler, wie bei einem Insekt? Oder doch Tentakel? Oder etwas ganz anderes? Das regenartige Geräusch wiederum rührte von hunderten und aberhunderten kleiner, krummer Füße her, die sich wellenartig unter dem Körper des Wesens bewegten.
    Es blieb kurz stehen und richtete sein vorderes Ende auf, als würde es in der Luft nach Beute schnüffeln, dann ließ es sich wieder zu Boden sinken und schoss zum anderen Ende des Raumes, so dass es durch den schmalen Spalt in der Schranktür nicht mehr zu sehen war. Thara biss sich auf die Unterlippe, ihre Finger gruben sich noch immer in Arzus Oberarm, während sie angespannt auf die Geräusche hörte, die sich zunächst entfernten, dann aber immer näherkamen.
    Wie Regen auf Stein…

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia Rabenweil ist offline
    »Nein..«
    Leise suchten ihre Füße einen sicheren Weg durch die Trümmer, die verteilt über den schwarz-weißen Schachbrettboden verteilt lagen. Die nackten Sohlen wussten die richtigen Tritte zu setzen, sogar in der Dunkelheit des Ganges.
    »Jaaa…«, die Stimme der Frau war nur ein Flüstern. Dann kicherte sie leise. »Das weiß ich doch, sei nicht albern.«
    Sie hielt einen Moment inne und beschwor leise murmelnd das Skelett einer kleinen Maus. Das Tierchen schüttelte sich nach seiner Erschaffung und reckte das Schnäuzchen in die Höhe.
    »Husch, nicht trödeln. Öffne die Tür.«
    Das Tier verschwand und ein Knacken ertönte, als die Riegel in dem schweren Schloss zur Seite geschoben wurden. Sie betrat das Refektorium. Ein Teil der Anspannung viel von ihr ab.
    »Nein, ich bin ein Teil der 10.000 varantischen Flüchtlinge. Ich komme von dort«, sagte sie nun lauter, als die Tür hinter ihr zufiel und von dem Mäuseskelett wieder verschlossen wurde, ehe es zu Staub zerfiel. »Du aber kommst aus Nordmar, schon vergessen.« Sie legte Ihren Beutel ab und blickte sich suchend um. »Nein, ich machte dich nicht zu einem Varanter… ach komm schon. Das zählt nicht.« Aus einem dunklen Tuch, welches sie an ihren Gürtel gebunden hatte, zog sie einen blanken Totenschädel. Liebevoll hob sie ihn auf Augenhöhe und blickte ihm tief in die leeren Höhlen. »Du bist – nein, du bleibst verrückt.«
    Wieder sah sie sich suchend um. »Fußßie?«
    »Was?« Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Schädel. »Natürlich habe ich das nicht vergessen.« War ihre Stimme bisher eher liebevoll und sanft gewesen, so war sie nun erfüllt von Wut. »Ach weißt du, ich diskutiere das nicht mehr mit dir. Wir haben zu häufig darüber gestritten!«
    Sie ließ den Schädel etwas ruppig zurück in das Tuch am Gürtel gleiten.
    »Fußßie? Fußßie bist du da?« Sie griff nach dem Beutel und holte blutige Leichenteile daraus hervor. Sorgsam arrangierte sie die Klumpen und Gliedmaßen auf einem der Tische. »Ich habe uns was zum Essen besorgt. Gar keinen Hunger?«
    Dann fand sie endlich wonach sie gesucht hatte. Der gigantische Tausendfüßler hatte sich um den Schrank gewickelt. Deine Fühler wedelten schnüffelnd um das Möbel.
    »Was hast du da? Goblins? Krakenlarven? Weiße Privilegierte?« Wie aus dem Nichts schallte ihr glockenhelles Lachen durch den Raum. »Ach nein, ich stehe ja hier. Also zeig mir, was hast du da gefunden? Bist doch sonst nicht so zögerlich!?« Die Frau zog ein altes schartiges Schwert vom Rücken und nährte sich dem Schrank. Das Leder der alten, speckigen Lederrüstung, welche sie über den Lumpen trug, die zu vergessenen Zeiten eine Magierrobe gewesen sein könnte, verursachte dabei kaum Geräusche. Sie streckte die Hand aus und riss, das Schwert zum Schlag erhoben, die angelehnte Tür auf. Dann aber erstarrte sie in der Bewegung. Sie erblickte nicht, was sie erwartet hatte. »Also doch weiße Privilegierte«, nuschelte sie hinter ihrem dunklen, buschigen Schnauzbart. Sie ließ das Schwert nur ein wenig sinken und schob sich ein Teil ihres mobartigen, filzigen Haares aus den Augen und blickte in die zwei weißen Mädchengesichter. Durch die Bewegung wurde unter der Matte ein hässlicher vernarbter Krater sichtbar, an der Stelle, wo ihr Ohr hätte sitzen sollen.
    »Hallo«, sie beobachtete einen Moment. Die Frauen schwiegen sich an. Zumindestens eine von ihnen wusste die Situation nicht einzuordnen. »Fußßie hat gar nicht erwähnt, dass er sich Besuch eingeladen hat. Mein Name ist Olivia, wer seid ihr?«
    Zischend und leise vor Aufregung mit den Chitinplatten rasselnd, ließ sich der Kopf des Tausendfüßlers, mit seien mächtigen Beißwerkzeugen, hinter Olivia herab. Sie schien ihn nicht weiter zu beachten, hob aber das Schwert und schnitt sich damit in den Unterarm, ohne eine Miene zu verziehen. Dann hielt sie dem Untier die Wunde hin und ließ es ihr Blut trinken. Das schien es zu beruhigen.
    »Oh, verängstig Euch mein Ohr? Keine Sorge, dass ist nur das Ergebnis einer Schlachtfeldamputation. Die Kinder haben gespielt…« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wollt ihr etwas essen?« Sie zeigte auf den blutigen Haufen auf dem Tisch, auf den sich nun auch langsam der Tausendfüßler zubewegte und riss sich dann den angeklebten Schnurrbart aus dem Gesicht.
    Geändert von Olivia Rabenweil (24.11.2023 um 22:54 Uhr)

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Arzu ist offline
    Einen langen Moment lang starrte Arzu die Fremde mit großen Augen an. Ihr war so, als würde sie einem Zwilling von Thara gegenüber stehen. Durch jahrelanges Alleinsein völlig heruntergekommen und verwahrlost. Es hätte die Varanterin nicht überrascht, wenn das im Mondkastell möglich gewesen wäre. Ein unheimlicher Gedanke überkam sie dann. War das etwa ein Ausblick darauf gewesen, hätte sie Thara oben im Turm allein zurückgelassen? Nein, entschied Arzu. Dies war ganz offensichtlich jemand anderes und ihr Gewissen wollte ihr lediglich einen derben Streich spielen. Ungeachtet dessen war das Gebaren dieser Frau alles andere als vertrauenerweckend. Nicht zuletzt auch wegen des riesigen Tausendfüßlers, den sie offenbar als Haustier hielt.
    »Ahlaan.«, erwiderte Arzu schließlich die Begrüßung Olivias. »Wir haben schon... gegessen.« Der Magen der Schwarzmagierin drehte sich bei dem Gedanken, den blutigen Haufen auch nur anzurühren. So gut es ging verdrängte Arzu das aus ihrem Kopf. Im Augenblick mussten sie einen Ausweg finden. Die Varanterin hatte berechtigte Zweifel daran, dass Olivia ihnen wohlgesonnen war.
    »Mein Name lautet Arzu und dies ist Thara. Ehrlich gesagt, waren wir gerade auf dem Weg hier raus.«, fuhr die Schwarzmagierin fort. »Hoffentlich haben wir nicht gestört.«

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara ist offline
    Ohne zu überlegen, zog Thara ihren Dolch und schob sich vor Arzu. Egal wie lächerlich das wirken mochte – sie würde nicht zulassen, dass Arzu etwas passierte, ohne dass sie wenigstens versuchte, etwas dagegen zu tun! Auch wenn sie mit ihrem Messerchen sicher keine Chance hatte, etwas gegen dieses Monstrum von Riesentausendfüßler zu unternehmen. Außer vielleicht, zuerst gefressen zu werden und Arzu damit die Zeit zu verschaffen, zu fliehen … Aber das wäre ja schon etwas, oder?
    „L-l-lass … lass uns e-einfach g-g-gehen, ja?“, stotterte sie und hasste, wie verängstigt sie klang. Ganz im Gegensatz zu Arzu, der man kaum Nervosität angehört hatte. Thara verfluchte sich gleich wieder dafür, überhaupt etwas gesagt zu haben. Wahrscheinlich hatte sie damit wieder nur alles schlimmer gemacht. Diese Olivia war eindeutig vollkommen durchgeknallt – Thara könnte dagegen glatt als Musterbeispiel für geistige Gesundheit durchgehen, obwohl sie sich keinerlei Illusionen darüber machte, dass sie längst nicht alle Tassen im Schrank hatte. Und gerade deshalb hatte sie keinen Schimmer, wie die verwahrloste Frau mit dem abgerissenen Ohr reagieren würde – die Irre, die irgendwie diesen riesigen Monster-Tausendfüßler kontrollieren konnte.
    „E-entschuldige, w-w-wir wollten w-wirklich nicht … n-nicht stören!“ Vorsichtig trat Thara aus dem Schrank. Den Dolch hielt sie vor ihre Brust gepresst und umklammerte den Griff dabei so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, mit der anderen Hand tastete sie hinter ihrem Rücken nach Arzu. Sie versuchte, den Weg zur Tür abzuschätzen und ob sie es schaffen könnten, zu fliehen … aber die Antwort lautete eindeutig nein. Der Tausendfüßer würde nicht die geringsten Probleme haben, ihnen den Weg abzuschneiden.
    Es war eine einfache Erkenntnis. Thara biss sich auf die Unterlippe, als sie spürte, wie ihr plötzlich schwindlig wurde und die Welt zu einem Punkt zusammenzuschrumpfen schien. Das altbekannte Gefühl von Verzweiflung und Hilflosigkeit drohte, ihr Bewusstsein zu überwältigen. Mit aller Macht kämpfte sie dagegen an, versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken, aber die Tatsache blieb:
    Sie waren der Verrückten mit dem Monster vollkommen ausgeliefert.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia Rabenweil ist offline
    »Ja… gehen, das möchte ich auch gerne.« Olivia war einen Schritt zurückgetreten, als Thara mit dem Messer in der Hand vorgesprungen war. Sie blickte kurz auf Hirnis altes Schwert, dann auf den kleinen Dolch in der Hand des Mädchens. Ihre Worte aber hatte sie an Arzu gerichtet.
    »Ihr stört nicht. Ganz im Gegenteil. Ich hatte hier noch nie Besuch – die Anderswelt ist einsamer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Wir sind allein«, fügte sie leise hinzu und ließ das Schwert sinken. »Ich lasse Euch nicht nicht gehen…« Ihr Blick glitt zu dem Schädel in dem Tuch an ihrem Gürtel, »aber ich soll Euch fragen, wie ihr hier eigentlich hergekommen seid? Und wie Ihr gedenkt, wieder zu gehen – also wohin?«
    Während Olivia die beiden großäugigen Fräulein in ihrem Schrank weiter erwartungsfroh ansah, fiel ihr auf, wie die kleinere der Beiden leicht schwankte. Ihre Zähne waren fest auf ihre Unterlippe gepresst. Als sie für einen kurzen Moment den Kopf leicht zur Seite legte und ihr Haar ein wenig zur Seite rutschte, traf es Olivia wie ein Blitz. Einen Herzschlag lang starrte sie das Mädchen an, dann beugte sie sich ruckartig vor und legte mit einer schnellen, fließenden Bewegung die Hand auf Tharas sonst durch die dicke schwarze Strähne verdeckte Braue. Sie schob sie sanft zur Seite und erblickte nun, das weißliche blinde Auge.
    Ihre Lippen begannen zu Zittern. Dass es ihr vergönnt war, so etwas noch einmal zu sehen… Ihre eigenen Augen wurden feucht, ein sanftes, erlöstes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. »Das ist wunderschön!« hauchte sie ihrer verängstigten Besucherin voller Bewunderung entgegen.

    Im Hintergrund machte sich der Tausendfüßler über die Fleischbrocken her. Das leise Brechen und Bersten der Knochen war zu hören.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    Als Olivia an Thara herantrat, fiel Arzu der seltsame Geruch auf, der von der Fremden ausging. Es erinnerte an den von alten Menschen. In der Tat konnte die Schwarzmagierin nicht mit Bestimmtheit sagen, wie alt Olivia tatsächlich war. Rein äußerlich wirkte sie wie eine alte Hexe aus einem Märchen. Allerdings bewegte sie sich nicht entsprechend schwerfällig.
    »Wir kommen aus dem Kastell.«, antwortete Arzu und lenkte damit die Aufmerksamkeit von Thara ab. »Aus dem anderen Kastell, meine ich. An einer Vollmondnacht sind wir vor...«
    Die Varanterin stockte. Bisher hatte sie sich die Frage nicht gestellt, wie lange sie sich bereits in diesem Kastell befanden. Meistens hatten sie sich auf der Flucht befunden und keine Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken. Hätte sie raten müssen, hätte Arzu auf einige Tage getippt. Doch genauso gut hätten es Monate sein können. Die Vorstellung war der Schwarzmagierin unheimlich.
    »Wir sind vor einer ganzen Weile hier gelandet. Wenn wir unsere Angelegenheiten erledigt haben, sind wir auch wieder auf und davon, zurück in das andere Kastell. Wir werden dich und dein Haustier nicht lange belästigen.«
    Von all den Gegenspielern, denen sie auf dieser Reise begegnet waren, ob nun die Kore, der Dämon aus dem Brunnen oder die Goblins, musste Olivia die bedrohlichste sein. Die Absichten der anderen konnte Arzu zumindest erahnen. Nicht aber bei dieser verrückten Frau.

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    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    »Wie ich schon sagte: Ihr belästigt mich nicht…«, sprach Olivia mehr zu sich selbst, also zu der Frau Arzu. Inzwischen war ihre Hand am Kinn des blassen Mädchens angekommen und hielt es sanft fest. Sie drohte sich in dem Anblick des weißen Auges zu verlieren. Riss sich dann aber zusammen und steckte in einer schwungvollen Bewegung das Schwert zurück in die Rückenscheide, die sie sich aus Goblinhaut gebaut hatte. Sie war handwerklich nie sonderlich geschickt gewesen, weswegen die grob in Form gerissenen Lappen auch lediglich ein schlechter Behelf waren und sie gleich drei Anläufe benötigte, die Waffe zu verstauen.

    »Gut«, ihr nun wieder leicht getrübter Blick wanderte zu Arzu. Diese schien deutlich gesprächiger zu sein als die kleine Weißauge. »Ich begleite euch einfach. Da braucht ihr Euch nicht mehr fürchten, dass ihr mich belästigen könntet, sondern dann ist es andersherum.«
    Sie wandte sich von den Beiden ab und ging zu einem Regal bei der vor langer Zeit erkalteten Feuerstelle hinüber. Dort griff sie sich ein paar Sachen und warf wie wahllos in den Beutel, aus dem sie vor wenigen Augenblicken noch die Goblinüberreste geholt hatte.

    Fußßie knurbste derweil weiter alles von dem Tisch herunter, was sie ihm dort hingelegt hatte. Olivia nähte sich de Ungetüm vorsichtig und mopste in einem Moment der Unachtsamkeit ein faustgroßes Stück Fleisch vom Tisch. Auch dieses verschwand in der Tasche.
    Dann bewegte sie sich zu der Tür herüber, die aus dem Speisesaal herausführte und beschwor erneut die kleine Maus, die sie mit leisen Worten zurück in das Schloss bugsierte.
    »Kommt schon. Es ist tatsächlich besser, wenn wir nun gehen. Heute war meine Beute nicht so erfolgreich und ich weiß nicht, wie lange Fußßie noch mit den Brocken beschäftigt ist. Er wird uns verspeisen, wenn wir nicht aufpassen. Wäre doch schade.«

    Mit einem Knacken sprang das Schloss auf und Olivia zog die Tür auf.
    »Erzählt mir auf dem Weg von Euren Angelegenheiten. Eigentlich hat die Essenz hier keine Angelegenheiten mehr zu klären. Umso interessanter sind die Euren…« Sie kontrollierte den Sitzt ihrer Ausrüstung ohne dabei die Frauen für einen Moment aus den Augen zu lassen. »Einst war ich auch aus dem Kastell, doch das ist lange her«, fügte sie in ruhigem Ton hinzu. »Es gibt keinen Weg zurück, ist man erst einmal hier gelandet.«

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    Provinzheld Avatar von Thara
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    Thara hielt weniger den Dolch fest, als dass sie sich an ihrem Dolch festhielt, während sie versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Es gelang ihr kaum. Als diese Olivia plötzlich ihr Haar zur Seite geschoben und mit morbider Faszination ihr blindes Auge bewundert hatte, war Thara wie versteinert. Obwohl alles in ihr sie anschrie, zurückzuweichen, sich loszumachen, zu fliehen, versagten ihre Muskeln vollkommen den Dienst. Es war pure Angst, die sie so an Ort und Stelle festhielt. Keine rationale Angst – sondern die ihr ein Leben lang eingeprügelte Gewissheit, dass auf Verweigerung Schmerzen folgten. Schmerzen, und schlimmeres ... Es war wie ein Reflex. Sie konnte nichts dagegen tun …
    Um so größer war Tharas Erleichterung, als Olivia endlich von ihr abließ. Auf wackeligen Beinen versteckte sie sich halb hinter Arzu, während die Verrückte ihnen erklärte, dass sie einst selbst eine Schwarzmagierin des Zirkels gewesen sei, aber seit langem bereits an diesem Ort festsäße und es keinen Weg zurück gäbe.
    Kein Weg zurück?
    Thara schaute unsicher zu Arzu, wartete darauf, dass die Varanterin erklärte, dass Olivia sich irrte und es ganz sicher einen Weg zurück ins Kastell gab. Arzu wäre doch sonst gar nicht erst hierhergekommen, oder? Und Vabun hatte doch auch etwas von einem Weg zurück gesagt, oder nicht?
    Inzwischen hatte Olivia etwas wie ihre Ausrüstung zusammengepackt, öffnete die Tür und winkte ihre beiden unfreiwilligen Gäste mit ungeduldigen Gesten nach draußen. Arzu trat mit ihrer üblichen, bewundernswerten Selbstsicherheit durch die Tür, Thara stolperte ihr unbeholfen hinterher, während sie versuchte, Olivia und vor allem den riesigen Tausendfüßler nicht aus dem Auge zu lassen. Fußßie

    Auf der anderen Seite der Tür befand sich nicht, was Thara erwartet hatte. Sie hatte geglaubt, der Turm wäre Teil des Kastells, jedenfalls war es ihr beim Flug auf dem untoten Riesenadler so vorgekommen. Anstatt der staubigen Gänge und Gewölbe des Kastells aber erstreckte sich vor ihnen eine weite, graue, felsige Landschaft unter einem schwarzen Himmel. Der Turm stand einsam auf einem Plateau und war nur über eine gänzlich aus Knochen gefertigte Hängebrücke zu erreichen, eine Brücke, die zudem noch ein eigenes (Un)leben zu führen schien, denn die Schädel der Skelette, aus denen sie bestand, schnappten ununterbrochen in die Luft. Klack-klack-klackklackkack-klack
    Und irgendwo in der Ferne, vielleicht einen Tagesmarsch entfernt, vielleicht auch zwei, konnte Thara die Silhouette des Kastells ausmachen.

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    Ranger Avatar von Arzu
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    »Natürlich gibt es einen Weg zurück!«, widersprach die Varanterin, behielt dabei aber für sich zu sagen, dass man auch das nötige Können mitbringen musste. Arzu traute Olivia nicht über den Weg. Ihre Behauptung eine Schwarzmagierin zu sein, war womöglich eine Lüge. Mal von der untoten Maus abgesehen, hatte sie bisher keinen besonders magischen Anschein gemacht. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nicht zurückkonnte. Man muss nur wollen, war der Leitspruch von Arzus Vater gewesen. Jedenfalls einer davon. Sie würde eher das Gefüge zwischen den Welten einreißen, als so zu enden wie Olivia.
    Zuerst mussten sie aber das Kastell wieder erreichen und endlich Vabun finden. Die lange Knochenbrücke stellte dabei das erste Hindernis dar. Vorsichtig lugte Arzu über den Rand in den Abgrund. Nichts als Finsternis starrte ihr entgegen. Die Schwarzmagierin stellte sich vor, dass der riesige Tausendfüßler von dort kam und noch viel mehr davon dort unten auf Lauer lagen. Ein Schauer lief ihr bei dem Gedanken über den Rücken.
    »Olivia!«, rief Arzu zu ihrer neuen Begleiterin herüber. Deren seltsame Faszination mit dem dürren Mädchen schien weiter anzuhalten. »Hey!« Dieses Mal schnipste laut mit den Fingern, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. »Wenn du hier so lange lebst, dann zeig uns mal, wie wir ungehindert an den Skeletten vorbei kommen.«

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