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    Veteran Avatar von Calan
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Festland #7

    Zuversicht brannte in Calans Brust, als er sich aufrichtete. Wo zuvor ein Antworten suchender Mann kniete, stand nun ein stolzer Krieger des Ordens. Ein williger Diener vor dem Antlitz Innos', dessen Statue sich gewaltig vor ihm aufrichtete und doch nur ein Schatten seiner wahren göttlichen Macht war. Er blickte auf die Kerze, die er neu entfacht hatte. Das ewige Feuer nährte sich an ihr und trug den Glaube in die Welt. So wie es der Wanderer einst getan hatte, würde Calan es ihm gleichtun.
    „Mögest du ewig brennen!“ flüsterte er der Kerze zu und wandte sich ab. Entschlossenheit machte sich auf seinem Gesicht breit, als er den Weg aus der Kapelle antrat. Er wusste, was es zu tun gab, dass der Heilige seine Schritte lenken würde und ihm stets beistehen würde.
    Kalter Wind peitschte ihm ins Gesicht, als er heraustrat. Frische Luft füllte seine Lungen und verließ sie wieder in der Form kleiner Wolken. Er lächelte.

    „Geht es euch gut?“ fragte einer der Brüder des Klosters, als er ihn sah. Er schien besorgt zu sein, als hätte er ein Gespenst gesehen.
    „Mir ging es nie besser. Ich weiß nun, was zu tun ist.“ antwortete Calan wahrheitsgemäß.
    „Es ist nur...“ fing der Klosterbruder an. Er war ein kleiner Kerl, mit kaum noch einem Haar auf dem Kopf und einem gutmütigen Gesicht. Die Kutte lag ihm stramm über den Bauch, dennoch schien er leicht auf den Füßen zu sein. Sicherlich ein guter, ordentlicher Mann. Calan fragte sich, wie er hier gelandet ist.
    „...ihr wart eine ganze Weile dort unten. Wir dachten schon, ihr hättet euch verirrt.“ Er lächelte nervös. Natürlich war es ganz und gar unmöglich, sich dort zu verirren.
    „Unsinn.“ antwortete der Ordenskrieger und schlug ihm auf den Rücken. „Aber sagt mir: Wo finde ich den nächsten fähigen Waffenschmied?“
    Der Mönch blickte ihn etwas zweifelnd an. „Wir sind hier in Nordmar. In jeder Siedlung. Der nächste ist der Feuerclan. Gute Menschen dort, der Glaube ist bei ihnen stärker verankert als in den anderen Clans.“
    „Sehr gut“ sagte Calan und zeigte dem Mönch die Speerspitze seiner alten Waffe. „Der geweihte Speer wird neu hergerichtet werden. Nur ein gläubiger Mann kann so etwas bewerkstelligen. Ich werde mich morgen früh zum Feuerclan aufmachen. Ich werde Verpflegungen brauchen. Ich werde doch auf eure Unterstützung zählen können?“
    Der Bruder nickte gequält. „Aber natürlich.“

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    Veteran Avatar von Calan
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Im Feuerclan

    Aufmerksam schaute der Ordenskrieger jedem Handgriff des Waffenbauers zu. Schon seit Stunden arbeitete er in seiner Werkstatt, huschte mal hierhin und mal dorthin, hatte mal dieses, mal jenes Werkzeug in der Hand. Der Mann schien sein Handwerk zu beherrschen. Mit sorgfältigem Blick begutachtete er ein ums andere Mal sein Werk, ehe er fortfuhr.
    Die Speerspitze wurde neu geschmiedet und überarbeitet. Mit jedem Hammerhieb wurde sie gezogen, wurde länger und schmaler, ehe sie wieder in das Schmiedefeuer geschoben wurde. Erst wenn sie die richtige Farbe angenommen hatte, nahm der Schmied sie mit einer schweren Zange wieder heraus, legte sie auf den Amboss und bearbeitete sie weiter, ehe sie in Form kam. Sie war nun länger, als sie es zuvor gewesen war, etwas unter einer Elle und lief in einer eleganten Spitze zusammen. Zwei kurze Flügel zierten sie zu jeder Seite, ehe der Schaft ansetzte.
    Calan besah sich das Werk. Noch war es matt und grau, rau sogar. Doch die Form war erkennbar und es brauchte nicht viel Fantasie, die edle Waffe darin zu sehen.
    Der Schmied polierte die Speerspitze sorgfältig und gewissenhaft. Immer wieder hielt er sie gegen das Licht um eine eben überarbeitete Stelle zu prüfen, bevor er weitermachte. Nach und nach zeigte sich der Glanz des Stahls, wurden die Unebenheiten entfernt und aus dem Rohdiamant wurde ein funkelnder Brillant, eine Waffe die seinesgleichen suchte.

    Funken sprühten in alle Richtungen, als die Klingen an beiden Seiten geschärft wurden. Der Wetzstein knarzte und ratterte, zog die Kanten und Grate und kämpfte dem Speer nach und nach die Stumpfheit ab. Zuletzt wetzte der Mann es an einem Lederriemen um auch die letzte Schärfe zu erreichen.
    Schlussendlich wählte er aus einem Stapel, den er wohl schon vor langer Zeit vorbereitet hatte eine lange Stange aus. Mehr als mannshoch war sie, kerzengerade und aus festem, stabilen Holz. Der Waffenbauer brummte zufrieden, wog das Holzstück in der Hand und balancierte es aus. Er schien zufrieden zu sein, brachte die Speerspitze auf und trieb sie fest.

    Calan nahm den Speer zum ersten Mal in die Hand. Er war etwas länger, als er es gewohnt war, doch das Gewicht war gut verteilt. Er lag gut und angenehm in seinen Händen. Versuchsweise stieß er den Speer nach vorne und zog ihn mit der rechten Hand wieder zurück. Er schwankte nicht, er zog nicht zur Seite und gehorchte jedem seiner Befehle, als ob er ein eigenes Wesen hätte.
    Fachmännisch blickte er den Schaft herab, zog den Speer nach vorne und prüfte die Schärfe der Klinge mit dem Daumen.

    „Ausgezeichnete Arbeit.“ lobte der Ordensritter den Waffenschmied. „Wahrhaft ausgezeichnet. Ihr habt eine Waffe mit Charakter gebaut. Ein Meisterwerk.“
    „Danke, Herr.“ sagte der Waffenbauer und beugte den Kopf. „Es ist mir eine Ehre gewesen, für ein Mitglied des Ordens zu arbeiten.“
    Der Varanter lächelte. Solche Männer gab es in Nordmar zu selten. Die meisten hingen immer noch der ketzerischen Ahnenverehrung nach, doch hier im Feuerclan schienen sie dem wahren Glauben zu folgen.
    „In der Tat. Und ihr habt euch redlich Mühe gegeben. Diese Mühe soll natürlich belohnt werden.“
    Der Ordenskrieger kramte in seiner Tasche und holte die letzten Münzen hervor, die er hatte und legte sie dem Mann auf den Amboss. „Dies sollte genügen, nicht wahr?“
    „Euer Lob ist Bezahlung genug.“ Der Waffenschmied blickte auf die Münzen und dann auf Calan. „Aber das Geld ist auch gern gesehen.“ Er lächelte schief.
    Calan zog eine Augenbraue hoch. Doch wer konnte es ihm verübeln? „Gehabt euch wohl.“ sagte er schließlich zum Abschied und hob seinen neuen Speer auf die Schulter. „Und möge Innos mit euch sein!“

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    Nordmar

    „Ist dir kalt, Stig?“ lästerte Ylva und erklomm die karstige Anhöhe, der einem versteinerten Trollkopf glich. Lange waren sie noch nicht in der Wildnis, doch der Clansmann schnaufte wie eine Kuh, während er hinter ihr hertrottete. Die Jägerin war die Strapazen der Wildnis gewöhnt. Sie wusste, welchen Tieren sie ausweichen musste und woran man merkte, wenn sie in der Nähe waren. Sie wusste, welche Wege man gehen musste, um in der zerfurchten Landschaft an sein Ziel zu kommen. Stig hingegen wusste, wie man ein Fass Bier leerte.
    „Was?“ hörte sie ihn hinter sich zurückweisend. „Kalt? Kein bisschen. Ich wärme mich gerade erst auf!“
    Ylva rollte mit den Augen. Doch sie war selbst schuld und hatte ihn herausgefordert mit ihr zu kommen. Nun waren sie vorerst auf ihrer üblichen Route und überprüften alle Fallen, die sie in der Gegend um den Wolfsclan aufgestellt hatte. Das meiste waren kleine Schlingen- oder Korbfallen für Hasen, Schneehühner und andere Kleintiere, die sich leicht erlegen und transportieren ließen. Üblicherweise kam sie mit drei oder vier Tieren zurück, mit denen sich die Clansleute den Wanst vollschlugen.

    Vom Trollkopf aus hatten sie eine weite Aussicht über die Ebene vor ihnen und die tiefen Täler, die sich wie Schneisen in die Landschaft zogen. Bereits von hier aus glaubte sie zu sehen, dass die Fallen im Bjarnadal und am Hjoldurvatten leer waren. Man konnte nicht immer Glück haben.

    Schnaufend, die Hände auf die Waden gestützt kam nun auch Stig nach oben und blickte sich um. Für einen Moment schien auch er sprachlos, ehe er wieder zu sich fand.
    „Und wo sind nun die Orkhorden?“ fragte er mit schwerem Atem und blickte Ylva an. Sie schlug ihm unsanft auf den Hinterkopf und setzte sich wieder in Bewegung.
    „Weiter im Norden, du Holzkopf. Jetzt komm, ich will heut noch bis zum Bjarnadal kommen. Sonst haben wir heute Nacht keinen Schutz vor dem Wind.“

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    Nordmar

    Ein kleines Feuer wärmte sie in einem winzigen Alkoven in der Felswand, die sich hinter ihnen aufbäumte. Mehrere dutzend Mannshöhen an Stein ragten drohend über ihnen auf. Dennoch war es der sicherste Platz, an dem sie rasten konnten: Er bot ihnen Schutz vor dem schon etwas stürmischer werdenden Herbstwinden und hielt ihnen den Rücken frei. Die Felswand strahlte zudem die Wärme ab, die sie den Tag über von der Sonne aufgenommen hatte und sorgte mit Unterstützung ihres Lagerfeuers für angenehme Temperaturen.
    Schatten tanzten bei jeder Bewegung hinter ihnen wie Tiere auf dem Felsen. Manchmal konnte man es fast glauben – eine ruckartige Bewegung schien aus dem Augenwinkel wie der plötzliche Sprung eines Säbelzahntigers, der sich anpirschte und blitzschnell aus dem Hinterhalt zuschlug. Glücklicherweise gab es in dieser Gegend von Nordmar keine so großen Raubtiere – die Weidegründe ihrer Beutetiere lagen weiter östlich, wo sich die Ebene etwas öffnete.

    Funken stoben, als Ylva mit einem dürren Ast in der Glut stocherte. Sie hatten etwas Brot über den Flammen geröstet und mit geräucherter Blutwurst gegessen und waren nun dabei mit vollem Magen die Nachtlager zu bereiten. Ihre Fallen waren bisher alle leer gewesen – eine magere Ausbeute, doch manchmal waren die Tiere eben schlauer.
    „Morgen werden wir weiter nach Norden vorstoßen.“ sagte die Jägerin und breitete ihre Biwakdecke aus. „Da kann es sein, dass wir ein paar Rippern ausweichen müssen, die können ziemlich bösartig sein. Also halt die Augen offen und mach nicht zu viel Lärm, verstehst du? Ripper sind nicht wie andere Tiere, die abhauen wenn sie einen Menschen sehen. Das sind die Viecher die angreifen. Erinnerst du dich, wie Ingvar vorletztes Jahr von der Jagd zurückgekommen ist?“
    Als Antwort bekam sie nicht die Worte, die sie hören wollte. Genau genommen bekam sie gar keine Worte, denn Stig war zur Seite gesackt und lies lediglich ein paar Schnarcher verlauten.
    'Ganz toll' dachte sich Ylva und verfluchte sich selbst, dass sie ihn mitgenommen hatte. Sie suchte sich ein halbwegs komfortables Plätzchen mit trockenen Tannennadeln und ein paar Moosflecken und bereitete sich ihr eigenes Lager.

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    Nordmar

    Mit einer Hand hielt die Jägerin Stig zurück. Der Mann trampelte unaufmerksam durch die Gegend wie ein Wildschwein und beachtete weder seine Umgebung noch die Spuren, die sich darin fanden. Immerhin trug er das Rebhuhn, das erlegt hatten am Gürtel – zu etwas war er also doch nutze.
    „Siehst du das?“ fragte Ylva und deutete auf die Spuren auf dem Boden, in die Stig beinahe getreten wäre. Der Sinn und Zweck seiner Anwesenheit wäre beinahe mit einem Mal zerstört gewesen.
    „Ein Busch.“ bemerkte Stig stirnrunzeln. „und weiter?“
    „Nicht der Busch, du übergroßer Lemming. Die Spuren.“
    Sie kniete nieder und deutete auf den leichten Eindruck im weichen Boden. Schwere Füße waren hier gewesen, vor nicht allzu langer Zeit, maximal ein paar Stunden. Sie waren größer als Menschenfüße, etwas anders geformt und die Gewichtsverteilung schien sich zu unterscheiden. Etwas mehr nach vorne geneigt, wie ein alter Mann. Ein fast drei Meter großer alter Mann mit der Kraft von zwei Ochsen und einer Axt, die jeden Menschen ohne Mühe entzwei schlagen konnte.
    „Orkspuren?“ fragte Stig und jeder Unglaube war aus seiner Stimme verschwunden. Stattdessen war sie – ängstlich? Besorgt?
    Er kniete sich ebenfalls nieder und folgte mit einem Finger dem verwaschenen Umriss des Abdrucks. Er schien sie nun ebenfalls zu sehen.
    „Ja.“ antwortete Ylva und besah sich die nähere Umgebung. „Aber nur einer, wie es aussieht. Vielleicht ein Späher.“
    Ihr Begleiter war nun wieder aufgestanden und rieb sich die Schläfe. „Verdammt. Verdammt.“ murmelte er und verlor immer weiter die Fassung. „Was machen wir denn jetzt… Wo sind wir eigentlich?“
    „Nordwestlich vom Hammerclan.“ antwortete Ylva, die einen kühleren Kopf bewahrte. „Die Spur führt weiter nach Westen. Wir sollten ihr folgen und sehen, ob wir noch etwas rausfinden können.“
    Stigs Augen weiteten sich. „Ihnen folgen?“ wiederholte er ungläubig und in einer Stimmlage die keinen Zweifel lies, dass er an der Ylvas Vernunft zweifelte. „Bist du wahnsinnig? Wir drehen um, sag ich, und geben im Clan Bescheid.“
    „Mach das!“ antwortete die Jägerin und setzte sich bereits in Bewegung den Spuren zu folgen. Sie konnte beinahe sehen, wie Stig hinter ihr haderte. Jede Sehne in seinem Körper wollte zurück zum Clan, doch er wusste, dass er in der Wildnis alleine schneller verloren wäre, als er 'Hilfe, Orks!' rufen konnte.
    „Verdammte Scheiße!“ jammerte er und folgte Ylva widerwillig.

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    Ylva presste sich flach auf den Boden und hielt den Atem an. Die Augen weit aufgerissen blickte sie auf die Gestalt, die vor ihr auf dem Weg lief, als würde sie hierher gehören. Groß und grobschlächtig war sie, und konnte auf etwas Entfernung durchaus mit einem Menschen verwechselt werden. Ihr schlurfender Gang und der vornübergebeugten Körper verstärkten den Eindruck, dass es sich vielleicht einfach nur um einen verirrten Alten handeln könnte. Doch sobald man näher kam einen genaueren Blick erhaschen konnte zeigte sich, dass sie nicht ferner von der Wahrheit liegen konnten.
    In der Hand hielt das Wesen eine grob geschmiedete Axt, nicht kunstfertig hergestellt, doch brutal und tödlich. Jeder Mensch hätte mit zwei Händen Mühe gehabt sie zu heben, doch das Wesen trug sie in einer Hand als wäre es ein Beil. Seine Haut war nicht wie die eines Menschen, sondern mit Fell bedeckt. Ein dunkelgrünes, fast ins bräunliche gehende Fell, verdeckt von einer eher praktisch zusammengeschusterten Kleidung oder Rüstung.

    „Ist das ein Ork?“ fragte eine bebende Stimme neben ihr. Stig zitterte wie Espenlaub. Wie sie lag er flach auf dem Boden und blickte das Wesen mit offenen Augen an. Grenzenlose Furcht lag in seinen Augen.
    „Psst!“ machte die Jägerin und hob einen Finger zu den Lippen. Hatte der Idiot das wirklich gefragt? Ein dreijähriges, blindes Kind erkannt hätte, dass das ein Ork war, einer jener verhassten Grünpelze. Doch die Frage dann auch noch herauszuplärren, während man sich vor eben jenem Wesen versteckt war wirklich der Gipfel der Dämlichkeit.
    Glücklicherweise erkannte Stig seine Dummheit und biss sich auf die Zunge – doch nur so lange, bis der Ork vor ihnen etwas zu bemerken schien und kehrtmachte. Er blieb einige dutzend Meter vor ihnen stehen und blickte sich aufmerksam um. Das Herz rutschte ihnen in die Hose. Wenn das Grünfell sie sehen würde, wäre es sicher um sie geschehen. Ihre einzige Hoffnung war, still liegen zu bleiben und zu warten.

    Ylva hörte neben sich ein Geraschel und blickte zur Seite. Stig hatte sich panisch aufgerichtet, blickte ein letztes Mal voller Angst zu dem Ork und rannte wie von der Tarantel gestochen davon. Verdammter Idiot! Der Ork nahm ihn natürlich sofort wahr und ließ einen markerschütternden Schrei in die Luft, der ihnen das Blut zu gefrieren schien. Mit einer Schnelligkeit und Flinkheit, die man diesem Wesen nicht zugetraut hätte, legte er die Strecke zu Stig zurück und holte den Clansmann ein. Ylva hörte nur ein widerliches Knirschen und Knacken, einen Schrei der abrupt endete und eine andere, menschliche Stimme, die mit einem Schrei näher kam.

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    Nordmar

    Er kam zu spät. Mit geschundenem Körper, die Gliedmaßen in unnatürlichem Winkel von sich gespreizt, eine klaffende Wunde im Torso lag der Nordmarer reglos auf dem Boden. Der Ork hatte ihn verfolgt und schneller eingeholt, als man es glauben mochte. Beliar hat seinen Dienern die Kraft von zwei Männern gegeben, doch glücklicherweise die Schläue von zwei Eseln. Brüllend und triumphierend stand der Ork da und zog seine Waffe aus dem Körper des Erschlagenen, der ein letztes Mal zuckte. Blut strömte aus seiner offenen Wunde. Fühlte der Ork sich jetzt gut? Fühlte er sich überlegen?
    Nichts von alledem war er. Er war der Feind, ein bestialisches Wesen, das hinterrücks einen Menschen erschlagen hatte. Ein bösartiges Tier, dass es zu erlegen galt, auch wenn er den Mann nicht retten konnte.

    Calan packte seinen geweihten Speer in beide Hände und fiel in einen Sprint, einen Kampfschrei auf den Lippen. Dies also wäre die Feuertaufe für seinen Speer, der neu geschmiedet wurde um das Böse aus dieser Welt zu vertreiben. Und dieser Ork war böse.

    „INNOOOOS!“ schrie der Ordenskrieger und Wärme erfüllte seine Brust. Er konnte spüren wie sein Speer danach lechzte, sich diesem Ork zu stellen, wie er ihn nach vorne trieb, dem Kampf entgegen. Wie sein heiliger Patron seinen Willen stählte, jede Furcht aus seinem Kopf vertrieb und nur Entschlossenheit zurück blieb. Wie jede Faser seines Körpers gespannt war und Adrenalin durch seinen Körper rauschte.
    Überrascht blickte sich der Ork um und hob seine Axt. Sie war schwer und tödlich, doch auch langsam. Der Ordenskrieger war schneller, konnte den Ork auf Distanz halten. Noch bevor dieser wusste, wie ihm geschah war Calan in Nähe, nutzte das Momentum und trieb den Speer für den ersten Stich nach vorne, doch die dicke Haut des Orks konnte der Varanter nicht tief durchdringen. Dennoch floss das erste Blut. Orkblut.
    Die Grünhaut grunzte und schrie wie ein Berserker und hob die Axt zum Schlag aus. Calan zog den Speer wieder zu sich und duckte zur Seite ab, stand nun seitlich von seinem Feind. In einer drehenden Bewegung ließ er den Speerschaft mit aller Kraft auf dem Rücken des Orks krachen. Was jeden Menschen in die Knie gezwungen hätte, brachte die Bestie nur etwas ins Taumeln.
    Erneut wich der Varanter ein paar Schritte zurück und suchte seinen stabilen Stand. Der Ork tat dasselbe und ging direkt in den Angriff über. Ein Schlag, von oben kommend machte es dem Ordenskrieger einfach, auszuweichen und in den Gegenangriff überzugehen. Ein Stich nach vorne, in das Bein der Grünhaut, der leicht einknickte, sich jedoch schnell wieder fing.
    Der Ork sah rot und griff in schneller Folge rücksichtslos an. Calan hatte Mühe ihm auszuweichen und konnte einen Angriff sogar nur mit den Flügeln seines Speeres abblocken. Schwer atmend stand der Varanter seinem Kontrahenten gegenüber, der ihn aufmerksam beäugte. Calan war erschöpft, doch der Ork blutete aus zwei Wunden. In einem Ermüdungskampf war unklar, wer von ihnen die Oberhand gewinnen würde. Calan musste aufs Ganze gehen.
    Mit einem lauten Schrei und einem Stoßgebet in Gedanken preschte er nach vorne, legte seinen Oberkörper in den Stoß und rammte dem Ork die Speerspitze in die Brust. Sie glitt durch Kleidung, durch Fell und Haut und Muskeln, ehe sie zum Stillstand kam.
    Sein Feind warf den Kopf zurück und brüllte vor Schmerz. Schnell zog der Varanter den Speer zurück und holte direkt zu einem erneuten Stoß aus, direkt in die ungeschützte Kehle des Orks.
    Blut floss, als er den Speer drehte und dann in einem Ruck zurückzog.

    Kein artikulierter Laut kam vom Ork, nur ein ungläubiges Gurgeln, ehe er krachend vornüber fiel. Schwer atmend stand Calan vor seinem Widersacher und stützte sich auf den Speer. Er spürte den Kampf in jeder Faser und jedem Muskel und drohte selbst umzukippen. Er fand mit schnellen Blicken einen Stein und lies sich prompt nieder, damit sich sein rasendes Herz beruhigen konnte. Er blickte noch einmal zu dem toten Ork, dann zu dem Nordmarer. Und dabei, so bemerkte er überrascht, machte er Augenkontakt mit einer jungen Frau, die zur Leiche des Nordmarers gerannt war.

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    General Avatar von Yared
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    Die Grüne Krähe, Silden, Myrtana, Provinz des Großreichs Rhobars III.

    Yared schob die Tür mit seinem Rücken auf und sich, das Tablett mit seinem Abendessen vorsichtig in beiden Händen, rückwärts in das kleine Zimmer direkt unter dem Dach, das er vor zwei Monden bezogen hatte. Nachdem er das Tablett auf den Hocker in der Ecke gestellt hatte, zog er die Stiefel aus und ließ sich erstmal erschöpft auf das Bett nieder. Die Hände lose in den Schoß gelegt wanderte sein Blick hinaus in die Dunkelheit der Nacht, die sich hinter dem kleinen Fenster in der Dachgaube erstreckte. Draußen prasselte unentwegt der Regen auf das Dach der Grünen Krähe.
    Es war nun bereits zwei Monate her seit Yared und seine Begleiter in Silden eingetroffen waren, zwei Monate, die Ijan, sein Cousin Jarnik und er Tag ein Tag aus daran saßen, die letzten offenen Angelegenheiten der treliser Südmyrtanäischen Südmeer Schiffe- & Handelskompanie zu regeln und die Bücher abzuschließen. Auch wenn die SSSuHK nie die Dimensionen der Rivellonier oder gar der Araxos Übersee-Händlergilde erreicht hatte, war sie doch über fast anderthalb Dekaden zu einer weit über die Reichsgrenzen hinaus operierenden Unternehmung mit einer knappen Handvoll Schiffen und mehreren Standorten und Geschäftszweigen herangewachsen. Um sie abwickeln zu können, mussten Yared und Ijan einen genauen Überblick über die Aktiva und Passiva jedes Teils der Handelskompanie haben und vor allem die Schiffe, die Liegenschaften und die noch auf und in einzelnen von diesen gelagerten Handelswaren und Werkstoffe mussten sorgfältig inventarisiert und bewertet werden. Mehrfach waren sie mit dem Kutter den Sildenfluss hinunter nach Trelis und wieder zurück gesegelt, um sich mit demnächst ehemaligen Geschäftskontakten zu treffen, Inventarlisten zusammenzutragen, zu überprüfen und nochmals zu überprüfen.
    Der Paladin merkte, wie ihn diese Arbeit anstrengte. Mehr als die reine Tätigkeit nagte die Gewissheit an ihm, dass dies alles hier das Ende für einen Teil dessen bedeutete, was er einst dachte irgendwann im Rückblick als sein Lebenswerk, sein Vermächtnis betrachten zu dürfen.
    Nicht alles verschwand, aber viel wandelte sich. Der Kapitän hatte sich keine Illusionen gemacht, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass er die Auflösung der SSSuHK noch zu seinen Lebzeiten erleben würde.
    Die Welt war im stetigen Wandel. Institutionen gewannen an Bedeutung, stiegen auf ihren Zenit, um alsbald nur noch in eine Fußnote der Geschichte zu sein. Bei all dem, was sich so langsam veränderte, schien es unterzugehen, wie viel mehr entstand und ebenso schnell wieder verschwand, sodass sich nur noch wenige daran erinnerten, bis diese Erinnerungen mit ihnen diese Welt verließen.
    Der Kapitän erhob sich und goss sich etwas Portwein aus der bereits angebrochenen Flasche in das rötlich und grünlich schillernde Waldglas, dass er von unten aus dem Gastraum mitgebracht hatte. Nachdem er einen Schluck des süßen schweren Weins mit dem Geschmack von Rosinen auf der Zunge hatte zergehen lassen, füllte er den Rest mit frischem Wasser auf, das durch den winzigen Schluck Wein eine süße, aber auch leicht trockene Note erhielt.
    Sein Blick wanderte hinüber zu den wenigen Gegenständen, die seine persönlichen Besitztümer ausmachten. Wie lange hatte er schon nicht mehr auf dem Gitarrenbanjo gespielt, das er vor so vielen Jahren in Vengard erworben hatte? Es juckte ihn plötzlich in den Fingern.
    Doch zunächst wollte sein Hunger gestillt werden, so vermeldete ein zunehmendes Leeregefühl in seiner Magengegend.
    Danach war es nach all dieser Zeit vielleicht wieder an der Zeit zu spielen, und wenn es nur ein Abschiedslied werden sollte.
    Geändert von Yared (05.10.2023 um 17:48 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    Silden - Wo die Welt noch in Ordnung

    Als Arvideon eintraten, das dumpfe Prasseln des Regens draußen hinter der Tür zurückließ und sich die ins Gesicht gezogenen Kapuzen nach hinten streiften, empfing ihn der vertraute Geruch des sildener Kräuterbieres, vermischt mit dem Geruch von herzhaften warmen Speisen und einem Hauch nassen Hundes.
    „Hier auf dem Festland schützt einen die Ordnung Innos'. Seine Priester halten Dämonen und Krankheiten von euch fern. Und seine Streiter schützen euch vor der Bestie, die in uns allen selbst lauert, und dem Chaos und der Gewalt der Naturkräfte.“, gab eine Stimme am großen Tisch zu seiner Linken nachdrücklich von sich, „Aber da draußen, da ist man all dem ausgeliefert. Stürme und Skorbut, Piraten und Galeeren fremder Mächte, die Einsamkeit und die Enge der morschen Holzkähne, die jeden Mann in den Wahnsinn zu treiben vermögen. Und unter einem in der Tiefe Monster, von denen nur wenige je berichten konnten, nachdem sie sie mit eigenen Augen gesehen haben.“
    Der kleine Wandermönch blieb unbeachtet, während Goya dozierte. Der Navigator hatte sich in den vergangenen Jahren der ständigen Gegenwart von Yared und Arvideon, die ganz gerne mal zum philosophischen Diskurs neigten, wenn die Nächte lang wurden, einiges an Gedankengut, Ausdrucksweise und Vokabular abgeschaut, dass er nun so weltgewandt Eindruck bei den Dorfhonoratioren schinden konnte.
    „Wenn man an Land auf den Wegen bleibt, passiert einem nur selten etwas. Schlimmstenfalls ist einem nur ein anderer Mensch, Banditen und Gesindel ein Wolf. Aber da draußen, da gibt es keine ausgetretenen Pfade. Und wenn dich einer zusammenschlägt ist da kein Wegesrand, an dem dich ein barmherziger Wanderer finden kann. Nein, selbst wenn du dich verzweifelt an eine Planke klammern kannst, findet dich dort draußen meist nur ein nasses, dunkles Grab. Also sollte man sich nicht wundern, dass die, die die See befahren, jede Gottheit um Hilfe anflehen, derer sie nur habhaft werden können.“
    Arvideon ließ sich davon nicht anlocken. Er kannte die vorgetragenen Thesen, schließlich stammte ein nicht unerheblicher Teil davon von ihm. Außerdem war sein Ziel der Tresen und ein Kännchen heißen Tees.

    ---

    Monate zuvor ...

    Vengard - In den langen Schatten vor der Sommersonnenwende

    „Die offizielle Sprachregelung, wie sie die Herolde seit Tagen auf den Straßen der Städte des Reiches ausrufen, lautet: Der König hat das Zepter von Varant aufgenommen und wird, bis Innos einen neuen Obersten Priester und Vertreter in der Sphäre Adanos‘ erwählt, als Bewahrer des Glaubens seine schützende Hand über die Kirche halten.“, ergänzte Martus die Ausführungen Yareds.
    „Also im Klartext: Der Heilige Rat ist zerstritten und kann sich auf keinen Nachfolger einigen.“, konstatierte Maeve, die damit einmal mehr ihre schnelle Auffassungsgabe unter Beweis stellte, da sie erst just in diesem Moment die Küche von Reagans Kontor betrat. Sie und Ron hatten soeben die Kinder zu Bett gebracht und offenbar übernahm diesen Abend Ron die Gutenachtgeschichte. In einer eleganten Bewegung ließ sie sich nebenihrem Bruder auf die Sitzbank gleiten und angelte sich einen Becher, den Yared ihr umgehend mit etwas verdünntem Apfelwein füllte.
    „Nicht ganz, weiß der bescheidene Diener Innos und des Reiches wichtigster Zaungast zu berichten. Der Heilige Rat ist darüber zerstritten, ob Ihre Eminenz für tot zu erklären ist oder nicht.“ Arvideon prostete dem Neuankömmling in ihrer Austauschrunde über die Geschehnisse des Tages in der Hauptstadt – die zunehmend zu einer politischen Diskussion über die Entwicklungen in der Ordensführung geworden war – begrüßend zu.
    „Selbst nach unserer zweijährigen erfolglosen Suche?“, wunderte sich Kaldrin, „Wie lange wollen die noch abwarten?“
    „Einige, so wird gemunkelt, sind der Ansicht, man habe noch nicht jedes Mittel ausgereizt, Ihre Eminenz zurückzuholen.“ Arvideons Augen hatten bei seinen Worten ihren sonst so von Schalk erfüllten Glanz verloren, der erst echter Sorge Raum gemacht hatte und sich langsam mit ehrlichem Bedauern füllte.
    „Wie meint Ihr das, Magister Arvideon?“, fragte Maeve, mehr von seinem Tonfall, als seinen Worten besorgt, den alten Gnom am unteren Ende der Tafel – am oberen saß Reagan selbst, der das Gespräch aufmerksam, aber zurückhaltend verfolgte.
    Der kleinwüchsige Wandermönch allerdings schüttelte nur schweigend und betrübt den Kopf. Mehr als die Andeutung würde er nicht von sich geben.
    Seine Position als Diener Innos‘ öffnete ihm in der Hauptstadt viele Türen. Entweder machte man einen Diener vor ihm oder dachte, er wäre ein Diener und beachtete ihn nicht weiter – und wenn weder das eine, noch das andere ihm Zugang zu verschaffen vermochte, war der findige kleine Wandermönch jederzeit in der Lage, sich selbst Zugang zu schaffen, selbst ohne die magischen Kräfte, die ihm einst die Runen zugänglich gemacht hatten.
    Doch wer viel erfuhr, wer viel sah, der sah auch Schatten, die sich ausbreiteten und immer länger wurden und in denen sich mancher Abgrund verbarg, Abgründe in die niemand blicken müssen sollte.
    Geändert von Arvideon (22.09.2023 um 12:41 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Ylva
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    Ylva ist offline

    Nordmar

    Mehrere wortlose Augenblicke sah Ylva den Fremden an, der scheinbar aus dem nichts gekommen war und sich mit seinem Speer einen Kampf mit dem Ork geliefert hatte. Der Grünpelz lag nun ebenso tot auf dem Boden wie Stig, dessen erschlagener Körper vor ihr lag. Die Jägerin brach den Blickkontakt zu dem Fremden ab und beugte sich über den Leichnam Stigs.
    Er sah nicht gut aus und hatte auf unrühmliche Weise ins Jenseits gefunden. Nicht kämpfend und aufrecht, wie es jeder Nordmarer tun sollte, sondern auf der Flucht. Der Tod eines Feiglings. Und dennoch hatte er es nicht verdient. Sie waren keine Freunde gewesen, wahrlich nicht, doch auch einer Person auf die man nur herabblicken konnte hatte es nicht verdient, durch die Axt eines Orks niedergestreckt zu werden. Ylva bedauerte es, ihn mitgenommen zu haben. Es war klar, dass er zu nichts taugte, außer Met saufen. Was sollte er hier, in der Wildnis, schon machen außer wegrennen?
    „Ach scheiße, Stig.“ murmelte die Jägerin und nahm einen Stein vom Boden, den sie neben den Clansmann legte.
    Nach und nach begann sie ihm ein kleines Grab herzurichten, damit zumindest die Wölfe und Raben nicht an ihm nagen würden. Stein um Stein sammelte sie, als sie einen Schatten hinter sich bemerkte. Sie wandte sich um und sah abermals den Fremden Krieger, der sich wohl wieder gesammelt hatte und näher gekommen war.
    „Innos zum Gruße!“ sagte dieser und klang noch immer matt und erschöpft.
    „Mhm.“ brummte Ylva und wandte sich wieder dem Grab zu. Ein Innosler! Hier, in der Einöde Nordmars! Er sah nicht aus, als ob er aus dem Feuerclan kam, doch was sonst sollte einer von diesen Typen hier machen?
    „Er hatte es nicht verdient, zu sterben.“ sprach der Mann weiter. Ylva zog die Augenbrauen zusammen. Woher wollte er das wissen? Er kannte Stig doch garnicht. Woher nahm er sich dann heraus zu wissen, was Stig verdient hatte oder nicht?
    „Mhm.“ machte Ylva wieder und nahm einen weiteren Stein. Der Fremde legte seinen Speer ab und nahm ebenfalls einen Stein und legte ihm dem Grab bei.
    „Ihr habt Glück, dass ich in der Nähe war. Was macht ein Ork so weit südlich?“ fragte er weiter, doch Ylva ging nicht weiter darauf ein. Vorher galt es, den Toten zu bestatten.
    „Gib mir mal den Stein da!“ sagte sie stattdessen und sah zu, wie sich der Krieger erhob und den Stein zu ihr brachte.

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    Bei Innos, das war wie Zähneziehen! Er verstand ja, dass die Nordmarerin trauerte und in ihren eigenen Gedanken war, doch ein Mindestmaß an Dankbarkeit hätte er schon erwartet. Nicht, dass er darauf bestand, die edle Tat einen Ork zu töten und einen Menschen zu retten war schließlich für sich allein genug, doch es war schon seltsam, nicht einmal ein 'Danke' zu hören. Stattdessen blieb die Frau einsilbig und fast schon abweisend. Sie kam eindeutig aus einem der hiesigen Clans, der fahlen Haut und blonden Haare nach zu urteilen. Sie war groß gewachsen, wenn sie sich aufrichtete überragte sie ihn, und von sehniger Gestalt, als wäre sie stets sprungbereit.
    „Gib mir mal den Stein da!“ waren die ersten Worte, die die Nordmarerin sprach. Perplex kam der Ordenskrieger der Bitte – oder vielmehr: Aufforderung – nach, erhob sich und nahm den Stein, der einige Schritt weit entfernt lag. Sie schichtete ein einfaches Grab für den Gefallenen auf. Eine noble Geste, in der Calan gerne half.
    „Mögest du zu Innos finden.“ sprach er, als er den Stein ablegte und bemerkte das Stirnrunzeln auf dem Gesicht der Frau. Vermutlich hing sie noch immer dem uralten Irrglauben an die Vorfahren an und hatte den wahren Glauben noch nicht angenommen. Ein Trauerspiel, doch auch die Nordmarer würden früher oder später die Wahrheit sehen. Vielleicht, so hoffte er, konnte er wenigstens die Frau auf den rechten Weg bringen.
    „Wie war sein Name?“ fragte er die Frau, die ihn direkt ins Gesicht blickte.
    „Stig“ antwortete sie knapp und legte die letzten Steine auf das improvisierte Grab.
    „Ruhe in Frieden, Stig“ sprach Calan und senkte den Kopf. „Dein Tod ist gerächt und dein Geist frei, auf dass er Innos' Hallen finden kann.“
    Die Frau schaute abschätzig. „Er wird gar nichts finden. Stig konnte nicht mal seinen eigenen Arsch finden. “
    Calan wagte einen Blick zur Seite. Die Nordmarerin schien zwar niedergeschlagen, zeigte aber nicht die Trauer, die man erwarten würde, wenn ein Freund starb. Manche zeigten ihre Trauer eben nicht nach außen.
    „Warum war er dann hier?“ fragte der Varanter.
    „Weil er mir nicht glauben wollte, dass sich die Orks wieder so weit nach Süden trauen.“
    Calan runzelte die Stirn. Er war davon ausgegangen, dass es sich um einen einzelnen, verirrten Ork handelte.
    „Die Orks wagen sich wieder aus ihren Tälern?“ fragte er und wusste nun, warum er hier war. Wenn es stimmte, hatte Innos ihn hierher geführt, damit er Zeuge wurde und die Männer des Königs warnen konnte.
    „Wir müssen nach Vengard.“ sprach er und blickte die Nordmarerin an, die ihn wiederum anschaute, als wäre er von allen guten Geistern verlassen.
    „Viel Spaß damit.“ sagte sie knapp. „Ich muss die Clans warnen. Vielleicht glauben sie mir jetzt.“

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    Ylva wandte sich ab und ging zu dem Ork. Reglos lag er da, ein widerlicher Anblick. Es war kaum zu glauben, dass er für sie noch vor kurzer Zeit eine tödliche Bedrohung darstellte. Sie zögerte kurz, dann nahm sie die schwere Orkaxt vom Boden auf und ließ den Fremden ohne ein letztes Mal zurückzublicken an Stigs Grab und marschierte los. Sie musste zum Hammerclan, den nähesten und größten der Clans und die Clansleute warnen, dass sich die Orks wieder aus ihren Höhlen im tiefsten Norden wagten. Sie hatten lange Genug Ruhe vor ihnen gehabt, doch diese Ruhe schien nun vorbei. Dies war sicher erst der Anfang, einzelne Späher die die Lage auskundschaften sollten, bevor der Sturm losbrach.
    „Wir müssen nach Vengard!“ bestand der Krieger und holte sie ein. „Die Krone wird Truppen schicken!“
    „Ich muss zu den Clans und sie warnen!“ wiederholte die Jägerin. Dieser Fremde ging ihr so langsam gehörig auf die Nerven. Sicher, es war ein glücklicher Zufall, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, und dafür war sie durchaus dankbar – doch nun reichte es wieder.
    „Die Clans alleine werden nichts ausrichten können, wenn die Orks eine Invasion starten.“ bestand der Krieger und Ylva beschleunigte ihre Schritte.
    „Wir haben dem Sturm schon einmal standgehalten und werden es wieder tun!“ sagte sie und hoffte, den Typ bald loszuwerden.
    „Und wie viele Leben sind dabei verloren gegangen. Wenn königliche Truppen helfen, können wir die Invasion im Keim ersticken!“
    Kaum merklich hielt Ylva inne, bevor sie ihr Tempo wieder fand. Hatte der Fremde womöglich recht? Könnten sie einen Angriff stoppen, noch bevor es soweit kam? Wenn es überhaupt soweit kam?
    „Zuerst geh ich zu den Clans. Danach sehen wir weiter!“ sagte sie stoisch und setzte ihren Weg zum Hammerclan fort.

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    Nur mit Mühe hatte Calan der Nordmarerin folgen können. Mit schnellen, weiten Schritten war sie vorangeeilt, obwohl sie eine schwere Orkaxt trug die sie kaum heben konnte. Jedes Angebot ihr die Waffe abzunehmen hatte sie entschieden abgelehnt. Die Sturheit der Nordmänner! Immerhin schien sie zu wissen, wohin sie ging. Während der Varanter schon mehrfach das Gefühl hatte, am selben Baum dreimal vorbeigegangen zu sein, schien die Frau über jeden Zweifel erhaben, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Und der Ordenskrieger war gewillt, ihr zu glauben. Sie umging jede Schlucht, kannte den besten Weg über jeden Bach und wusste welcher Pass am besten durch die aufragenden Berge Nordmars führten.

    Nach einigen Stunden ununterbrochenen Gewaltmarsch kamen in der Ferne die Blockhütten des Hammerclans in Sicht. Rauch stieg an mehreren Stellen auf, an denen die Feuer der Clansmänner brannten, an denen sie sich wärmten und ihr Essen bereiteten. Ein beinah idyllisches Bild, hätte Calan nicht die Bedrohung der Orks im Hinterkopf gehabt.
    „Wir sind fast da.“ meinte seine Begleitung und zog das Tempo noch einmal an. Wenn sie so weitermachten, waren sie im Clan, bevor die Sonne im Zenit stand. Dann könnte die Nordmarerin die Clans warnen, und endlich könnten sie sich auf den Weg nach Vengard machen, ihrem eigentlichen Ziel. Er hoffte nur, dass sie nicht zu spät ankommen würden. Nicht auszumalen, wenn ein neuer Orkkrieg beginnen würde, nur etwas mehr als ein Jahrzehnt, nachdem der letzte geendet hatte. Doch sie waren siegreich gewesen und würden es wieder sein. Mit Innos Hilfe, so wusste er, würden sie die grüne Horde zurückschlagen können.

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    Es hatte sich bereits eine kleine Menschenmenge gebildet, als Ylva das Langhaus des Hammerclans erreichte. Ein imposantes, großes Holzhaus, das einem umgedrehten Schiffsrumpf ähnelte, mit zahlreichen Verzierungen und Intarsien. Eine breite, doppelflüglige Tür bildete den Eingang in das Haus, das von mehreren, mittig liegenden Feuerstellen erhellt wurde. Einige wichtig aussehende Männer, die den Aufruhr von draußen hörten, kamen heraus und sahen die Jägerin und den Krieger an.
    „Was ist hier los? Was soll das?“ kam die Frage von einem, während die anderen Männer sie schweigend musterten.
    Ylva nahm die Orkaxt und warf sie den Clansführern wortlos vor die Füße. Sie schepperte kurz und blieb dann still liegend, als Warnung an alle die es sehen konnte.
    „Ein Krush Pach?“ fragte der Wortführer der Männer und trat näher. Er hob die Waffe auf, beäugte sie misstrauisch und reichte sie danach an die anderen Männer weiter.
    „Was hat das zu bedeuten? Warum bringt ihr eine Orkwaffe hierher?“
    „Wir wurden angegriffen. Von einem Orkspäher, oben im Hjalmarfjäll. Sie wagen sich wieder weiter nach Süden. Er hier.“ sie deutete auf den fremden Krieger „hat den Ork getötet.“
    Der Fremde trat nun näher. „Calan bin Hiram at-Karwani“ sagte er. „Krieger des Ordens Innos' zu Thorniara. Der Ork griff die Frau und ihren Begleiter an. Ich konnte das Untier erlegen, bevor auch sie sterben musste.“
    „Und deinen Begleiter…?“ fragte der Wortführer und zog eine Augenbraue hoch.
    „Stig vom Wolfsclan. Er ist weggerannt und wurde auf der Flucht vom Ork erschlagen.“
    „Stig vom Wolfsclan.“ lachte der Mann auf. „Der Säufer? Und wer seid ihr, ein Saufkumpane?“
    „Kein Saufkumpane. Jägerin. Und wenn du mir nicht glauben willst, dann glaub dem da.“ rief sie und deutete auf den Mann der sich als Calan bim-irgendwas vorgestellt hat.
    Die Männer sahen sich einen kurzen Moment an und schienen zu einem stillschweigenden Einverständnis zu kommen. Ihr Wortführer, noch immer die Orkaxt in den Händen trat ins Langhaus ein und die anderen Männer folgte ihm. An der Schwelle blieb einer von ihnen stehen und gab ihnen zu verstehen, dass sie ihnen folgen sollten.

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    Er konnte verstehen, warum die Nordmarer diese Art von Häusern baute. Sie hielten die Wärme erstaunlich gut und schafften es, selbst im tiefsten Winter einen sicheren Hafen vor der Eiseskälte zu bieten. Jetzt, im Herbst war es beinahe überwältigend. Stickige, rauchige Luft schlug ihm entgegen und verschlug ihm fast den Atem. Es war, als würde man gegen eine Wand rennen, als könnte man die Luft schneiden.
    Dennoch trat er ein in das schummrige Gebäude, erhellt nur vom Feuer. Seitlich des Feuers standen Tische und Bänke, auf denen noch einige vergessene Bierkrüge standen. Die drei Männer, die sie hineingeführt hatten begaben sich zu den Bänken und legten die Orkaxt auf den Tisch in der Mitte. Calan und die Jägerin. Ernst blickten sie alle auf die Waffe, ehe der erste der Männer das Wort ergriff.
    „Das sind ernste Warnungen, mit denen ihr kommt. Wenn sie denn stimmen.“ sprach einer der Männer, der bisher stumm geblieben war.
    „Warum sollten wir lügen?“ brauste die Jägerin wieder auf und der Wortführer der Drei schien im selben Ton zurückschießen zu wollen, doch der Mann, der eben gesprochen hatte hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    „Lass gut sein, Janne.“ sagte er zu ihrem Anführer und wandte wieder das Wort an die zwei. „Wir sagen nicht, dass ihr lügt.“ sprach er beschwichtigend. „Aber könntet ihr euch geirrt haben? War es ein verwilderter Mensch, ein wahnsinnig gewordener Einsiedler?“
    Calan schüttelte den Kopf.
    „Ich hab schon vorher gegen Orks gekämpft.“ sagte er und blickte die Männer geradewegs an. „Und ich weiß, wie sie aussehen. Es war ein Ork, ohne jeden Zweifel, so mir Innos helfe.“
    „Unsinn.“ brummte der Anführer der Drei, Janne, wieder und schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Die Orks sind zurückgetrieben und lecken sich noch vom letzten Mal die Wunden.
    „Wollt ihr einen Mann des Ordens einen Lügner nennen?“ sprach nun Calan konfrontativ und wieder hielt der Ruhigere der drei Janne zurück.
    „Ruhig. Rollen wir das ganze noch mal von vorne auf. Wer seid ihr und warum seid ihr diesen … Ork über den Weg gelaufen.“

    Calan atmete tief ein. Diese vermaledeite Sturheit der Nordmarer! Das sie ihm nicht einfach glauben konnte, im Angesicht der Gefahr.
    „Meinen Namen habt ihr bereits erfahren.“ sprach er. „Ich war auf Pilgerreise ins Kloster und bin nun wieder auf dem Weg nach Argaan. Über diese… Dame und ihren Begleiter bin ich nur durch Zufall gestolpert, als sie von besagten Ork angegriffen wurden. Danach sind wir hierher gekommen. Auch wenn wir eigentlich nach Vengard sollten um die königlichen Truppen zu rufen.“
    Der Mann nickte und blickte danach zur Jägerin.
    „Und du?“
    „Ich bin eine Jägerin aus dem Wolfsclan. Ylva Adsdottir.“ sagte die Frau knapp. „Ich hab Orkspuren gefunden und Stig der Holzschädel hat mir nicht geglaubt, so wie ihr. Jetzt ist er tot.“
    Calan seufzte. Mit all den dickköpfigen Nordmarern kam er nicht klar, und er fürchtete, dass dies noch in einen handfesten Streit ausarten würde.

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    Lange und zäh waren die Überzeugungsarbeiten, die sie leisten mussten, bis die drei Clansmänner sich eingestehen mussten, dass an ihren Worten etwas dran sein konnte. Ylva wäre mehr als einmal fast die Hutschnur geplatzt und auch Janne schien sich manchmal nur mit Mühne und Not zurückhalten zu können, doch dank seines beschwichtigenden Freundes wurden nur die Stimmen erhoben, nicht die Fäuste. Aber schließlich mussten sie sich eingestehen, dass sie die Orkaxt nicht nur am Wegesrand gefunden hatten. Und vor allem, dass es gefährlicher war ihnen nicht zu glauben. Das schlimmste was passieren konnte, wenn die Grünfelle nicht kamen war, dass die Äxte geschärft waren und ein paar Alte sich an die Zeiten erinnern konnten, als sie noch Orkschädel gespalten haben. Sollten sie jedoch auf der anderen Seite nichts tun, und sie kämen doch – sie wären völlig unvorbereitet. Es wäre ein Massaker.
    Dennoch hatte die Jägerin nicht das Gefühl das erreicht zu haben, was sie erreichen wollte. Sie wollte, dass die Männer und Frauen aufstanden und ihre Schwerter und Äxte aus den Kisten und Unterböden holten, ihre Bögen spannten und zwar jetzt! Es gab keine Zeit zu verlieren!
    „Elende, sture, verbohrte Böcke!“ schimpfte sie über die Alten, als sie wieder aus dem Langhaus traten. „Dickköpfe. Hornochsen! Jävle skit!“ fluchte sie weiter und trat einen Stein weg.
    Calan folgte ihr und wartete, bis ihre Schimpftirade verebbt war.
    „Dann brechen wir morgen nach Vengard auf. Dort werden wir mehr Erfolg haben.“
    Ylva sah ihn an. „Okay.“ sagte sie nach einiger Überlegung. Die anderen Clans sollten gewarnt werden, doch wenn sie genauso wenig Glaube in ihre Worte legten, würden sie alle Hilfe benötigen, die sie kriegen konnten. Sogar die aus Vengard.

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    Nordmar, Richtung Pass nach Vengard

    Sie kamen durch dichte Nadelwälder. Fichten, Kiefern und Tannen drängten sich dicht an dicht und ließen nur wenig vom ohnehin spärlich werdenden Sonnenlicht durch. Eine dicke Schicht aus braunen, verdorrten Nadeln bildete den Waldboden und machten jeden Schritt leicht und federnd. Schwungvoll hüpfte Ylva über eine dicke Wurzel, die sich über den Weg schlängelte, dreht sich zu ihrem Begleiter um und lief kurz rückwärts.
    „Du kommst aus der Wüste, oder?“ fragte Ylva dem Mann, der ihr seit Stunden hinter hertrottete. Der grimmig dreinschauende Mann konnte es kaum verbergen. Alles an ihm schrie 'Varant', auch wenn sie selbst noch nie dort gewesen war. Der Akzent und die Hautfarbe schrieben es ihm fast schon auf die Stirn.
    Die Jägerin drehte sich wieder um und führte weiter den Weg nach Süden. „Warum bist du jetzt bei den Rotröcken?“
    Calan schnaubte hinter ihrem Rücken verächtlich.
    „Der ORDEN hat mir eine Heimat gegeben, die mir niemand sonst geben konnte. Das Wüstenvolk nicht und niemand sonst. Sie haben mir einen Sinn im Leben gegeben. Für das Gute zu kämpfen in der Welt. Für Recht und Ordnung und gegen das Böse!“
    Ylva unterbrach den Ordenskrieger, indem sie einen Ast zurückschnellen ließ, der Calan ins Gesicht knallte. „Und Schafe haben dabei keine Rolle gespielt? Man hört da so einiges….“
    „Schafe sind die Feuermagier.“ antwortete Calan, der verärgert einige Nadeln aus dem Bart fummelte und ihre Anspielung entweder gekonnt ignorierte oder vollkommen missverstand. „Ein Schaf und Goldmünzen für die Aufnahme als Novize…. möchtest du etwa Novizin werden?“
    Ylva machte Furzgeräusche mit dem Mund. „Ja, ne. Danke. Heiße Luft dürfen gerne andere machen.“

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    Nordmar, Richtung Pass nach Vengard

    Missmutig verzog Calan die Stirn. Er wurde aus dieser Ylva nicht schlau. Auf der einen Seite schien sie das Herz am rechten Fleck zu haben, sich wahrlich um das Wohlergehen der Nordmarer zu kümmer und wollte die Orks ebenso besiegen wie er auch. Auf der anderen Seite war sie vorlaut und respektlos, wie ein Kind, dem man kein Anstand beigebracht hatte.
    'Insolentes Gör' dachte er bei sich und marschierte weiter hinter ihr her. Er musste zugeben, sie hatte ihren Wert. Sie hatte sie schneller an die Grenze Nordmars gebracht, als er zu träumen wagte. Als Jägerin kannte sie wohl all die geheimen Trampelpfade und wusste sich gut zu orientieren. Seit Stunden schon ging es bergab, vom allgemein eher bergigen und felsigen Nordmar in die flache Küstenregion Myrtanas. Es war ein fließender Übergang. Während die dunklen Flechten auf den Steinen langsam weniger wurden, nahm die grüne Vegetation stetig zu. Erst waren es vereinzelte Brombeerbüsche, die am Wegesrand wucherten. Dann wurden sie von vereinzelten Farnen unterbrochen, die im Schatten von Haselsträuchern und vereinzelten Buchen wuchsen, die die Nadelbäume Nordmars langsam verdrängten.
    Selbst die Luft änderte sich. Von der kühlen, fast beißend frischen Luft Nordmars zu einer herbstlichen Luft, die nach Kräutern und Erde und Nässe roch. Calan sog sie tief ein. Die klaren Grenzen zwischen Nordmar und Myrtana waren nicht immer klar definiert, es konnte gut sein, dass sie das Mittelreich bereits erreicht hatten. Wenn dem so war, wären es nur noch einige wenige Tage, bis sie Vengard erreichen würden, die Hauptstadt des Reiches.
    Nicht einmal vorlaute Jägerin konnte ihm da die Laune verderben. So dachte er zumindest.

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    Myrtana, auf dem Weg nach Vengard

    Es war erschreckend, wie einfach es war den Ordenskrieger zu triezen. Er war einer dieser ernsten Typen, die vom Lächeln einen Muskelkater bekamen und vermutlich zum Lachen in den Keller gehen. Wer weiß? Vielleicht gab es in den Kellern der Innosler ja etwas zu lachen, wer wusste schon, was sie da unten anstellten? Von unaussprechlichen Dingen mit Weidevieh bis zu geheimen Orgien in Roben, die an prominenten Stellen ausgeschnitten waren, hatte sie ja schon von fast allem gehört. Doch so wirklich vorstellen konnte sie es sich bei diesem Menschenschlag nicht. Eher etwas mit schweren Ketten und Peitschen. Wobei, nun wo sie darüber nachdachte, das eine das andere wohl nicht ausschloss.

    „Wir sind jetzt in Myrtana.“ sagte die Jägerin, nachdem sie nun schon eine Weile stetig nach Süden marschiert waren und die Grenze sicherlich passierten. Die Wege schienen häufiger genutzt als noch vor einigen Jahren. Sie erinnerte sich an ihren letzten Ausflug nach Myrtana, kurz nachdem der Krieg geendet hatte und sie aus den Minen Farings befreit wurde. Wie lange war es her? Zehn Jahre? Es kam ihr wie ein halbes Leben vor. Damals waren die Wege noch überwuchert von stachelbewehrten Ranken und Giftefeu, toten, umgefallenen Bäumen und Sprösslingen, die die Pfade zurückeroberten. Nichts davon war mehr zu sehen, die Wege waren gut besucht. Sie musste es dem König widerwillig lassen: Er hatte seit einer Dekade den Frieden auf dem Kontinent wahren können. Handel zwischen den geeinten Reichen war die Konsequenz: Weizen aus Myrtana kam nach Nordmar. Ihre Felle und Eisenwaren waren in ganz Myrtana und Varant gefragt – es war ein florierendes Geschäft, an dem auch Ylva sich beteiligt hatte. Zwar jagte sie kein Großwild, für das sie hohe Preise verlangen konnte, doch auch ein Hermelinfell konnte ihr über die Runden helfen, wenn ihre Pelze in Vengard mal wieder der letzte Schrei waren.

    „Was machst du, wenn deine Leute gewarnt wurden?“ fragte sie plötzlich neugierig. „Wieder nach Nordmar und die Orks bekämpfen?“
    Sie wusste nicht, ob sie hoffen oder befürchten sollte. Sicher, er war wohl ein fähiger Recke und hatte Erfahrung im Kampf, was dringend nötig war. Doch auf der anderen Seite war er trockener als Knäckebrot. Der Varanter zuckte mit den Schultern. „Wo auch immer mein Orden mich braucht, dorthin werde ich gehen.“
    „Find ich gut.“ sagte Ylva sarkastisch. „Da muss man wenigstens nicht selbst nachdenken.“
    Sie konnte förmlich spüren, wie der Krieger sie abschätzenden anblickte. Ylva wandte sich kurz ab und versuchte ein Kichern als Hustenanfall zu verbergen und wandte sich danach Calan mit einem Grinsen, das sie nicht verhehlen konnte, wieder zu. „Das war ein Kompliment!“ versuchte sie die Situation noch zu retten, doch sie war sich sicher, dass nicht einmal der Varanter einfältig genug war, das zu glauben.

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    Vengard

    Vengard! Endlich! Es war ein gutes Gefühl, durch das Nordmarer Tor zu schreiten, hinein in die Hauptstadt Myrtanas. Sie betraten das pochende Herz des Reichs, eine jener Städte, die nie zur Ruhe kamen. Händler priesen bereits am Tor ihre Waren an und buhlten um jeden Kunden mit noch besseren Preisen und noch frischerer Ware. Wächter und Milizionäre schritten gemächlich durch die Stadt, die Augen stets offen nach Taschendieben, Beutelschneidern und anderen Tunichtguten. Handwerker arbeiteten in ihren Werkstätten, aus denen man die Geräusche von Hämmern, Sägen und Scheren hören konnte. Bürger schritten durch die Straßen und gingen ihrem Tageswerk nach, kauften ein und besuchten Verwandte. Das Klappern von Hufen war auf dem Pflaster zu hören, wenn ein Reiter oder ein Karren vorbeizog und die Menschenmenge teilte. Zwischen all dem tollten und rannten Kinder und einige Hunde stimmten mit Gebell in die Geräuschkulisse mit ein. Kurzum: Es war das blühende Leben.

    Calan ließ das Tempelviertel, welches zu ihrer Linken lag und den großen Vengarder Feuertempel beheimatete, schnell hinter sich und machte sich direkt auf den Weg zum Marktplatz, von dem aus die Burg am schnellsten zu erreichen war. Die Jägerin folgte ihm diesmal, da er zum ersten Mal seit sie zusammen reisten der Ortskundige war. Ab und zu konnte er sie fluchen hören, wenn mal wieder eine fremde Person in sie hineinrempelte oder sie in Hinterlassenschaften trat. An Großstädte war sie wohl nicht gewohnt. Der Ordenskrieger zog sie schnell weiter, als ihr eine Marketenderin ein paar Hühner andrehen wollte und lenkte sie in Richtung des Eingangs zum oberen Viertel, in dem auch die Burg lag.
    „Wir kommen mit wichtiger Kunde aus Nordmar, es geht um die Sicherheit des gesamten Reiches.“ wandte sich der Varanter an die Wache, die den Eingang nach oben versperrte. „Ich bin Calan bin Hiram, Krieger des Ordens und berechtigt, Einlass zu erhalten.“
    Die beiden Wachmänner blickten sich kurz an und wandten sich dann wieder an den Ordenskrieger.
    „Und die da?“ fragten sie und zeigten auf Ylva.
    „Meine Begleitung und eine wichtige Zeugin.“
    Einer der Männer seufzte. „Wartet hier. Habt ihr jemanden, der bezeugen kann, dass ihr ein Ordenskrieger seid?“
    „Genug.“ antwortete Calan ungeduldig. „Ruft nach Kerdric, oder Ravenne, oder Rodeon, oder Silothar. Sie können bezeugen, wer ich bin!“
    „Also gut.“ nickte der Mann. „Ich werde das nachprüfen. Wartet hier bei Oswald!“

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